Viele Jahre nach seiner Studienzeit ist ein Mann in einer französischen Stadt auf der Suche nach der Rue d’Auseil. Dort hat er als Student gewohnt und unglaubliches erlebt. Doch egal wie oft er wieder zurück an diesen Ort kommt und wie viele Menschen er befragt – scheinbar gibt es diese Straße gar nicht und hat auch niemals existiert.
Nun erinnert er sich aber an die seltsamen Ereignisse, die ihm dort während seiner Studienzeit widerfahren sind. Wie so oft war der Vermieter des baufälligen Hauses alles andere als freundlich, hat dem Mann aber für wenig Geld ein kleines Mansardenzimmer vermietet. Über ihm wohnte nur ein stummer alter Musiker, der sich seinen Lebensunterhalt beim Orchester verdiente.
Schon bald merkt der junge Mann, dass der Tag des Musikers am Abend aber nicht vorbei ist. Dann beginnt er nämlich eine seltsame Melodie zu spielen, die nicht von dieser Welt zu sein scheint. Nach einigen Tagen fasst er den Mut und spricht den alten Musiker an. Er ist so begeistert von dessen Musik, dass er es gerne einmal hautnah erleben und diese seltsame Musik fühlen möchte.
Was Erich Zann, so der Name des Musikers, dann aber präsentiert hat nichts mit den außergewöhnlichen Tönen der vorherigen Nächte zu tun. Als der junge Mann ihn darauf anspricht und dabei den Ausblick aus dem Fenster genießen möchte, wird Zann wütend und bittet den Mann zu gehen. Er mag es nicht, wenn man seine Habseligkeiten anfasst.
Am nächsten Tag erhält der Mann ein neues Zimmer und es sieht so aus, als würde Erich Zann ihm aus dem Weg gehen. Eines Abends gelingt es dem jungen Mann aber erneut die Musik des alten Musikers aus der Nähe zu genießen, doch was er in diesem Moment erlebt, wird ihn sein ganzes restliches Leben verfolgen.
Mit der nun schon 185. Episode ihre Hörspielreihe „Gruselkabinett“ verarbeiten Marc Gruppe und Stephan Bosenius von Titania Medien eine weitere Kurzgeschichte aus der Feder des Howard Phillips Lovecraft. Bei diesem kann man theoretisch immer aus dem Vollen schöpfen und genau den Anspruch erfüllen, den Titania für sich beansprucht „atmosphärische Hörspiele der Schauer-Romantik“.
Im Gegensatz zu seinen meisten anderen Geschichten, spielt „Die Musik des Erich Zann“ (Veröffentlicht 1922) in einer französischen Stadt, die vage Ähnlichkeiten mit Paris aufweist. Dort berichtet ein Namenloser Ich-Erzähler von einer Begebenheit in der Vergangenheit, die sein Leben maßgeblich verändert hat. Dieses wird in einem Höhepunkt am Ende gezeigt, auf den sich der Hörer in dieser Erzählung nicht vorbereiten kann, da es hier keinerlei Andeutungen auf die sonst so Lovecraft typischen Welten gibt.
Für die wirklich gelungene Umsetzung dieser Geschichte konnten Gruppe und Bosenius neben Dr. Daniela Stöger als Lektorin noch auf die Stimmen einiger bekannter Hollywood Synchronsprecher setzen. Diesmal sind es nicht viele, da die Geschichte fast nur vom Ich-Erzähler getragen wird.
So kann man Martin May als eben diesen Ich-Erzähler hören, der hier einen hervorragenden Job macht und uns Hörer in der Schreckenswelt von Lovecraft fesselt. Dazu kommen noch die Stimmen von Yens Rahba als Erich Zann, Hans Bayer als Vermieter Blandot sowie Arianne Borbach als Frau auf der Straße.
Aus meiner Sicht war diese Umsetzung von „Die Musik des Erich Zann“ wirklich mehr als gelungen. Die Spannung wurde durch den Erzähler langsam aufgebaut und der Höhepunkt und der damit verbundene Schrecken sehr gut dargestellt. Ich kann mich noch gut erinnern, dass „Die Musik des Erich Zann“ eine meiner ersten Kurzgeschichten von Lovecraft war und ich von dem Moment an von seinem Universum und seiner Art zu schreiben fasziniert war.
Meine Meinung: 10 von 10 Punkten