Die beiden Freunde Jeremy und Björn machen im Jahr 1907 eine Kanufahrt die Donau entlang. Nachdem sie Österreich verlassen haben entdecken sie eine abgeschiedene Insel, die sie durch einen aufziehenden Sturm für ihr Nachtlager nutzen möchten. Diese ist schön abgeschieden und von Weiden umrandet, so dass das Innere von außen nicht sichtbar ist.
Was sich zuerst als Vorteil für die beiden Reisenden angeboten hat, entwickelt sich aber sehr schnell zu ihrem Problem. Denn die Weiden sind ebenso Schutz wie auch Bedrohung. Plötzlich beginnt Jeremy Geräusche in den Windböen der Weiden zu hören und die Wurzeln die ins Wasser ragen sehen plötzlich so aus, als wenn sie das Leben aus dem Fluss saugen.
Zuflucht sucht er im gemeinsamen Zelt und hofft, dass die Nacht bald vorüber ist und sie am nächsten Tag weiterkönnen. Doch dieser Wunsch bleibt ihm verwehrt, denn die Witterung lässt es nicht zu, dass die beiden Reisenden diese Insel verlassen. Doch nicht nur das. Immer wieder sieht Jeremy seltsame Erscheinungen auf der Insel und in den Bäumen.
In der nächsten Nacht wird das Ganze noch unheimlicher. Plötzlich sieht Jeremy seltsame Kreaturen am Feuer sitzen und aus den Bäumen gleiten. Am nächsten Morgen ist eines ihrer Paddel verschwunden und in ihrem Kanu ist ein riesiges Loch. Irgendetwas scheint sie also auf der Insel behalten zu wollen…
Mit Episode 187 ihrer Schauer-Romantik Hörspielreihe „Gruselkabinett“ veröffentlichen Marc Gruppe und Stephan Bosenius von Titania Medien nun die Geschichte „Die Weiden“. Diese ist in der ursprünglichen Form im Jahre 1907 aus der Feder von Algernon Blackwood erschienen und ist dessen bekanntestes Werk, obwohl H.P. Lovecraft ein großer Fan seines Schreibstils war.
Typisch für Blackwoods Geschichten war der langsame, aber stetige Aufbau des Grauens. Dieses wird auch in dieser Hörspieladaption mehr als deutlich. Was mit einer netten Donaufahrt in einem Kanu beginnt, endet mit einem Alptraum für beide Protagonisten, über den sie bis zu ihrem Lebensende nie wieder sprechen wollten.
Dabei ist zuerst nichts Auffälliges passiert. Die beiden Freunde mussten aufgrund eines Wetterumschwungs auf einer von Weiden gesäumten Insel Rast machen. Diese Insel scheint aber ein Eigenleben zu haben, oder verflucht zu sein, so dass die beiden jungen Männer diese nicht ohne weiteres verlassen können. Erst die dramatische Wendung am Ende zeigt, was es wirklich mit der Insel auf sich hat – oder auch nicht…
Für die Umsetzung brauchten Gruppe und Bosenius diesmal nicht viel Personal, so dass sie insgesamt nur zwei Sprecher engagieren mussten. Mit Peter Lontzek als Jeremy und David Berton als Björn ist ihnen das auch sehr gut gelungen, da vor allem Lontzek die Geschichte über weite Teile komplett alleine trägt.
Was das Besondere an den Geschichten von Blackwood ist, stellt hier auch aus meiner Sicht eines der größten Probleme dar. Die Geschichte beginnt echt zäh und man muss höllisch aufpassen nicht den Faden zu verlieren. Wenn man dann aber einmal in diesem Erzählfluss ist, dann ist „Die Weiden“ wirklich unheimlich und beklemmend. Alleine schon der Gedanke für mehrere Tage auf so einer unheimlichen Insel gestrandet zu sein, auf der es auch immer wieder zu merkwürdigen Vorkommnissen kommt, jagt mir jetzt noch einen Schauer über den Rücken.
Die Hörspiele von „Gruselkabinett“ sind auch nach 187 Episoden immer noch mehr als gelungen und bieten auch eher etwas unbekannteren Autoren und Geschichten eine Bühne. Ohne Marc Gruppe und Stephan Bosenius wäre ich niemals in den Genuss dieses klassischen Gruselwerks gekommen.
Meine Meinung: 9 von 10 Punkten