„Frevel” ist ein historischer Roman von Stephanie Parris, der im England des Jahres 1583 spielt. Das Thronjubiläum von Königin Elizabeth steht kurz bevor. Trotz einigermaßen friedlicher Herrschaft in einem Reich, das viele Ideen von Künstlern und Philosophen zulässt, arbeiten doch einige Verschwörer daran, Elizabeth zu stürzen und die in ihren Augen eigentlich rechtliche Königin, die katholische Maria Stuart, aus ihrem Gefängnis zu befreien und auf den Thron zu setzen. England, besonders aber London wimmelt von Spitzeln und Spionen beider Seiten. Die Königshäuser Frankreich und Spanien sind eher an einem Sturz Elisabeths interessiert, um eine katholische Macht in Europa zu etablieren. Daher verwundert es nicht, dass es besonders im Hause des französichen Botschafters zu geheimen Treffen kommt, worin hemmungslos gegen Elizabeth gewettert wird und an Intrigen gearbeitet wird.
Genau dort logiert der italienische Gelehrte Giordano Bruno, ein Günstling des französischen Königs. Er selbst ist als ehemaliger Mönch in Italien vor der Inquisition geflohen, weil er angeblich ketzerische Schriften gelesen habe. Als Gelehrter bereist er seitdem die europäischen Universitätsstädte, und zieht jeweils weiter, wenn ihn erneut der Ruf eines angeblichen Ketzers einholt. Im gemäßigten England ist er nun auf der Suche nach besonderen Schriften, um sein eigenes philosophisches Werk zu vollenden. Quasi nebenbei wurde er aber noch vom englischen Staatssekretär Walsingham als Spion angeheuert. Er soll alles in Erfahrung bringen, was gegen Königin Elizabeth aus dem katholischen Lager geplant werden könnte.
Zunächst beschränkt sich Brunos Arbeit darauf, Briefe zu kopieren, und die Besucher der Botschaft zu beobachten, dann jedoch geschieht ein Mord. Eine junge Hofdame der Königin wird tot und übersät mit okkulten Symbolen aufgefunden, und bringt damit einem Gerücht zu mehr Gewicht, dass es eine Prophezeiung gebe, die bereits Elizabeth’ Untergang verkünde. Bruno beginnt zu ermitteln, und wird sehr schnell weiter in das enge Geflecht aus Intrigen und Spionage am englischen Hofe verstrickt.
„Frevel” ist ein wirklich gelungener historischer Roman über die Zeit im 16. Jahrhundert. Dabei handelt es sich noch um einen spannenden Kriminalfall, der sich auch dem Leser erst nach einigen Windungen wirklich darstellt. „Frevel” ist bereits der zweite Band über Giordano Bruno, es lässt sich aber auch einzeln gut lesen. Ich habe den ersten Band erst im Nachhinein gelesen, da fiel es mir doch schwer , am Anfang richtig in die Geschichte einzutauchen- auch wenn die wichtigsten Dinge zu Brunos Geschichte bereits früh wiederholt werden. Etwas ermüdend fand ich auch (vor allem am Anfang) die religiösen bzw. philosophischen Betrachtungen. Dann jedoch hat mich die Geschichte vollends gepackt, und ich wollte gar nicht mehr aufhören zu lesen. Es entwickelt sich eine Spannung, die mir zunächst nicht absehbar schien. Die Figur Brunos ist dabei sehr reizvoll, so dass ich nun den ersten Band („Ketzer”) voller positiver Erwartung angefangen habe zu lesen.
Wer sich also vor einigen philosophischen Gedankengängen nicht abschrecken lässt, hat mit „Frevel” einen wirklich gelungenen historischen Kriminalroman in der Hand, und mit Giordano Bruno eine Hauptfigur, die es mittlerweile schon auf drei Bände (der neueste: „Das letzte Sakrileg”) gebracht hat.