Während ihrer “Sting in the Tail” Welt-Tournee hat die Hannoveraner Hard Rock / Heavy Metal Band Scorpions einige großartige Konzerte gespielt. Um dieses für die Nachwelt festzuhalten wurde der letzte Termin der Tournee aus der Münchner Olympiahalle aufgenommen und nun nach Veröffentlichung der gleichnamigen Dokumentation aus dem Jahre 2015 den perfekten Abschluss für eine perfekte Tournee bietet. Für die Doku wurde die Band auf der Tour begleitet und es wurde über das teilweise mehr als anstrengende Tourleben festgehalten. Darüber hinaus gibt die Band während der Tourpausen viele Interviews, die belegen, wie die Band sich im Laufe der Jahre entwickelt hat.
Die Blu-ray Edition des Konzertmitschnitts kommt in hervorragender Bild und Soundqualität. Das Bild ist nicht nur in den Nahaufnahmen gestochen scharf und der Sound ist fast schon Studioqualität. Würde man die Augen schließen und die Bilder dabei nicht betrachten, könnte man sich des Öfteren fragen, wer das Publikum ins Studio gelassen hat.
Der Auftritt beginnt mit dem Titeltrack zur Tour „Sting in the Tail“ und steckt somit gleich den Rahmen für den kompletten Abend ab. Nach „Make it Real“ spielt die Band auch schon vier ihrer Kracher direkt hintereinander. „Is there anybody there“, „The Zoo“, „Coast to Coast“ und „Loving you Sunday morning“. Vor allem bei “The Zoo” und “Coast to Coast” beweist die Band, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Die Songs sind so kraftvoll und auch das Verhalten von Rudolf Schenker, Matthias Jabs und Klaus Meine lassen nicht darauf schließen, dass die Band schon seit den 1960er Jahren aktiv ist. „Coast to Coast“ ist auch einer der wenigen Songs, bei denen Meine selber Gitarre spielt und nicht nur singt.
Nach „We’ll burn the Sky“ und „The best is yet to come“ folgen mit “Send me an Angel” und “Holiday” zwei unglaubliche Balladen, die das aufgeheizte Publikum erst einmal wieder ein wenig runterbringen und zum Mitsingen animieren. Vor allem bei „Holiday“ steht Meine oft mit dem Mikro in Richtung Publikum und fängt die Stimme des Münchner Besuchers ein. Doch bei dieser Erholung soll es nicht bleiben, denn schon der nächste Song „Raised on Rock“ geht wieder direkt auf die Zwölf und zeigt, dass die Scorpions auch im Alter nichts verlernt haben.
Der zwölfte Song des Abends ist „Tease me please me“, der direkt von „Hit between the eyes“ abgelöst wird. Im Anschluss gibt es die wirklich großartige „Kottak Attack“ das Drumsolo des damaligen Schlagzeugers James Kottak, der dabei aber auch immer wieder einen kleinen Rückblick in die Bandgeschichte bietet. Dies ist alles aber eigentlich nur ein langes Intro für den nächsten Kracher der Band. Mit „Blackout“ meldet sich der Rest nach einer kurzen Pause wieder und lässt die Halle erzittern.
Von da ab folgen eigentlich nur noch Hits der Band. Song 16 ist „Big City Nights“ ein großartiger Rock Klassiker von „Love at first Sting“ dem direkt die erst wirklich große Ballade der Band folgt. „Holiday“ war zwar schon ein Klassiker, doch „Still loving you“ kann und konnte das Ganze noch einmal toppen. Hier merkt man zwar, dass Klaus Meine ein wenig älter geworden ist, dennoch kann seine Stimme die meisten hohen Töne noch halten.
Doch auch dieser Song ist nichts im Vergleich zu dem darauffolgenden gewesen. Mit „Wind of Change“ hat die Band ihren Namen auf ewig in der Rockgeschichte verewigt und die Fans danken es der band bis zum heutigen Tage. Mir persönlich läuft jedes Mal eine Gänsehaut über den Rücen, wenn ich das Pfeifen höre und dabei auch an die geschichtlichen Hintergründe denke. „Wind of Change“ ist und bleibt einer der bekanntesten deutschen Rocksongs und ist in den letzten Jahren leider aber auch zu einem Synonym für die Band geworden.
Der Abend ist aber damit noch lange nicht zu Ende. Nach „No one like you“ haut die Band mit “Rock you like a Hutrricane” noch einmal so richtig einen raus und lässt niemanden mehr auf den Stühlen sitzen. Mit vielen Pyroeffekten arbeiten Meine, Schenker, Jabs, Maciwoda und Kottak auf das Ende des Abends hin. Dieser endet dann auch mit „When the smoke is going down“, welches auch der letzte Song auf „Blackout“ war und ein guter Abschluss für ein erfolgreiches Konzert ist. Besonders cool finde ich bei diesem Song, dass Rudolf Schenker seine Flying V auch als Akustik-Version hat.
“Forever and a Day – Live in Munich 2012” ist ein gelungener Konzertmitschnitt. Die Band bietet alle großen Hits und man sieht und hört, dass sie noch lange nicht zu den alten Herren der Rockmusik gehören. Auch wenn die Bewegungen vielleicht nicht mehr ganz so zackig sind ist die Stimmung auf der Bühne immer noch unglaublich gut. Für Fans der Band ist diese Liveaufnahme eine gelungene Ergänzung zur Sammlung und reiht sich perfekt in die großartigen anderen Live-Aufnahmen der Band ein. Der Auftritt in München am 17. Dezember 2012 war wirklich ein passender Abschluss für eine riesige Tournee und hat die Band auch beruhigt in die wohlverdiente Pause / den damals noch angekündigten Ruhestand gehen lassen. 2012 war eigentlich ein perfektes Abschiedsjahr für die Band – zum Glück, denn sonst wäre man nie in den Genuss des „MTV Unplugged – in Athens“ gekommen.