Der Roman „Der Tod sitzt mit im Boot“ ist der nunmehr neunte Band von Alan Bradley um die junge Falvia de Luce im England der frühen 50er Jahre.
Flavia und ihre beiden Schwestern haben erst vor einigen Monaten ihren geliebten Vater durch eine Lungenentzündung verloren- nachdem sie schon seit früher Kindheit Halbwaisen waren. Den Tod der Mutter warfen die Schwestern Flavia beständig vor, die ihre Mutter zwar nie kennenlernen konnte, aber viel von ihr geerbt hat- nicht zuletzt die Abenteuerlust und den detektivischen Spürsinn. Und natürlich ganz materiell gesehen hat Flavia das riesige und mittlerweile ziemlich marode Anwesen Buckshaw geerbt.
Die treue Seele des Hauses, Hausmeister, Butler, Chauffeur und bester Freund von Flavias Vater seit der gemeinsamen Kriegsgefangenschaft, ist Dogger. Dieser organisiert nun, um die Mädchen von ihrem Kummer abzulenken, eine Bootsfahrt an einem heißen Sommertag. Und da er Flavias Vorlieben für rätselhafte Kriminalfälle kennt, wählt er eine Route, die an einem Dorf entlang führt, in dem es vor nicht allzu langer Zeit geheimnisvolle Morde gegeben hat, und für die der Dorfpfarrer für schuldig erklärt worden ist.
Noch bevor sie jedoch am Anlegesteg stoppen, ertastet Flavia mit ihrer lässig ins kühle Wasser getauchten Hand etwas seltsames. Reflexartig fasst die fester zu, und bei genauerer Betrachtung taucht aus den Tiefen des Flusses eine Wasserleiche auf!
Alle sind zutiefst erschrocken, doch geistesgegenwärtig hält Flavia weiter fest. Dogger hilft ihr, die Leiche an Land zu bringen und die Polizei zu verständigen. Bis zu deren Eintreffen hat Flavia noch kurz Zeit, die Leiche einer kurzen Untersuchung zu unterziehen, und so schließt sie schon ihre ersten Schlussfolgerungen auf der Suche nach der Todesursache.
Um ihre Aussagen zu Protokoll zu geben, sollen alle Beteiligten zunächst im Dorf bleiben, so dass Flavia eine wunderbare Möglichkeit geboten wird, selbst zu ermitteln. Denn schnell steht für sie fest, dass es sich um eine Mordermittlung handelt.
„Der Tod sitzt mit im Boot“ von Alan Bradley ist ein typischer Flavia de Luce-Roman. Mit gewohntem Starrsinn und enormer Beobachtungsgabe gelingt es Flavia schnell weiter Indizien zu sammeln. Und ganz nebenbei begegnet sie einer neuen Seite ihres besten Vertrauten Dogger. Denn sie treffen auf eine Bekannte aus früheren Zeiten, und für Flavia ist es fast etwas befremdlich zu sehen, dass Dogger auch mal ein anderes Leben geführt hat.
Der Kriminalfall ist gewohnt vielseitig, gespickt mit allerlei skurrilen Gestalten, die ein ordentliches englisches Dorf zu bieten haben sollte. Die Atmosphäre der 50er Jahre, das Aufatmen nach den Kriegsjahren, aber auch die weiterhin sehr engen gesellschaftlichen Regeln vor allem für Frauen sind sehr gut eingefangen. Flavia hat eine Möglichkeit, mit ihrer Trauer umzugehen, bzw. ihren Kopf mit anderen Dingen zu beschäftigen. Und so blitzt auch häufiger mal das kleine Kind durch, das sie ja bei aller Naseweisheit noch ist.
Dennoch wird es zwischenzeitlich auch brenzlig, und sie kann froh sein, gute Freunde und Familie zu haben. Der Fall ist spannend, und tatsächlich fast gleichwertig zum durchlaufenden Erzählstrang der Flavia-Romane, nämlich der Entwicklung Flavias vom kleinen Mädchen mit einer Vorliebe zu Chemie und Giften hin zu einer Ermittlerin mit der Vorliebe zu ungewöhnlichen Morden.
Insgesamt erneut ein würdiger Nachfolger der Flavia de Luce-Reihe, mit viel Spaß und Spannung beim Lesen.
Meine Meinung: 9 von 10 Punkten