Alan Bradley lässt seine junge Ermittlerin Flavia de Luce in „Mord ist kein Kinderspiel“ in ihren zweiten Kriminalfall stolpern.
Zuvor jedoch wird deutlich, wie die 11jährige Flavia im England der Nachkriegsjahre aufwächst. Eigentlich lebt sie privilegiert auf dem Anwesen Buckshaw, jedoch hat sie keine leichte Kindheit. Ihre Mutter Hariet wird vermisst, und ist vermutlich verstorben. Ihr Vater igelt sich seitdem ein, und hat deutliche Geldprobleme, es steht sogar der Besitz von Buckshaw auf dem Spiel. Flavias Schwestern piesacken die kleinere, wo sie können, machen sie doch die jüngere Schwester für den Verlust ihrer Mutter verantwortlich. Einzig wahrer Vertrauter ist Dogger, der als Butler, Gärtner und Mädchen für alles da ist, jedoch nach seiner Kriegsgefangenschaft deutliche psychische Probleme hat. Größte Freude hat Flavia in dem von ihr entdecktem, vollständig eingerichtetem Chemielabor ihres verstorbenen Onkels. Hier widmet sie sich jeder chemischen Reaktion, mit Vorliebe jedoch beschäftigt sie sich mit Giften aller Art.
Mit ihrem liebevoll Gladys genannten Fahrrad radelt sie auch nun zum Örtchen Bishop’s Lacey, und verbringt allein mit ihren Gedanken Zeit auf dem Friedhof von St. Tankred. Dort trifft sie auf eine junge Frau namens Nialla, die sich als Gehilfin des berühmten Puppenspielers Rupert Porson entpuppt. Es zeigt sich, dass die beiden auf dem Weg zu einem neuen Termin eine Autopanne haben, und nun für einige Tage in Bishop’s Lacey festsitzen. Der Vikar nutzt direkt die Gelegenheit und engagiert Rupert und Nialla während der Wartezeit für zwei Aufführungen. Flavia hilft mit Begeisterung bei den Vorbereitungen, doch während der zweiten Vorstellung kommt es zum dramatischen Ende: Rupert stürzt tot auf die Bühne. Flavia erkennt sehr schnell, dass es sich nicht um einen Unfall handelt, sondern vorsätzlichen Mord. Sie beginnt zu ermitteln, und stößt bald auf einige Ungereimtheiten in ihrem kleinen Dorf. Sie kommt nicht nur einer geheimen Marihuana-Plantage auf die Spur, sondern sieht auch Verbindungen zu einem bereits einige Jahre zurückliegendem Fall, dem mysteriösen Tod des kleinen Robin.
Der Mord und die Tätersuche sind sehr spannend geschrieben. Sehr gut gefällt mir auch, die atmosphärisch dichte Erzälweise. Alan Bradley benutzt teilweise sehr viele Adjektive und mehrere Sätze, um eine Situation in aller Ausführlichkeit fast schon zu malen. Dies wirkt jedoch manchmal etwas viel, die Spannung des Leseflusses wird teilweise dadurch gestoppt. Dennoch erscheinen erneut wundervoll skurille Gestalten. Neben den bereits aus dem ersten Bnad liebgewonnenen guten Seelen des Hauses, der leicht verschrobenen, aber über jeden Dorfklatsch informierte Köchin Mrs Mullet und der Kriegsversehrte Dogger. Interessant eingeführt wird aber auch Dieter, ein deutscher Pilot, der nach dem Krieg auf einem Bauernhof in der Umgebung arbeitet. Er erzählt in Kürze von seinem Leben, und wie er fast unfreiwillig Pilot im Krieg geworden und in englischer Gefangenschaft gelandet ist. Das Misstrauen der Engländer gegenüber dem Deutschen ist auch nach Kriegsende noch fast ungebrochen.
Der Mordfall selber ist ebenso bizarr, und auch die Lösung überrascht am Ende, ist aber durchaus schlüssig.
Zusammenfassend also ein erneut wahrlich gelungener Roman über Flavia de Luce, über deren Leben man deutlich mehr erfährt und fast schon Mitleid bekommt. Interessant beschrieben ist das ganze Leben im Nachkriegs-England, dennoch ist genau dies auch das vielleicht einzige Manko: es dauert tatsächlich knapp die Hälfte des Buches, bis überhaupt der Mord passiert. Dennoch absolut empfehlenswert als nette Lektüre zwischendurch.