Am 1. Mai 1986 verschwindet der 13-jährige Nikolaus Kämmerer spurlos von der Waldkerb Kirmes im beschaulichen Örtchen Katzenbrunn. Dies ist nicht das erste Mal, dass in diesem Ort Jugendliche verschwinden, doch die Polizei und die Anwohner hatten die Hoffnung, dass nun nach einer Pause von 10 Jahren der Schrecken endlich vorbei sei. Doch da hatten sich alle geirrt.
Plötzlich ist „der Greifer“ wieder da und wieder ist es ein Junge der spurlos verschwindet. Hans J. Stahl, Kriminalkommissar a.D. hat vor zehn Jahren der Mutter des letzten Opfers versprochen, dass er „den Greifer“ schnappen wird. Leider hatte er durch einen schweren Unfall während der Ermittlungen nicht die Möglichkeit dazu. Nun ist er aber wieder zurück in Katzenbrunn und nimmt die Ermittlungen wieder auf – auch wenn er schon knapp 70 ist und seine ehemaligen Kollegen ihn für einen seltsamen Kauz halten.
Nun ist er also wieder zurück in Katzenbrunn und residiert dort im einzigen Wirtshaus. Von dort aus beginnt er erneut mit der Ermittlung um Nikolaus hoffentlich noch lebend zu finden. Auch wenn das Dorf nicht wirklich groß ist und sich hauptsächlich um die psychiatrische Klinik konzentriert, kommt Stahl mit den Ermittlungen nicht wirklich voran. Auch wenn der Junge in Lebensgefahr schwebt sind die Dorfbewohner mehr als verschlossen. Es scheint, als hätte jeder von ihnen etwas zu verbergen…und dann verschwindet ein weiterer Junge.
Auf eine Bitte von Autor Ivar Leon Menger in einem Nachwort zu seinem Buch werde ich hier nicht mehr über den Inhalt verraten. Außer vielleicht noch: Der Greifer ist…. Nein, natürlich nicht. Ich möchte den vielen Lesern und Fans von Ivar Leon Menger ja den Spaß und die Rätselfreude an diesem Buch nicht verderben. Mir hat es viel Spaß gemacht und ich muss zugeben, dass ich zu Beginn schon auf der richtigen Spur war, dann aber in eine falsche Richtung gelenkt wurde. Jeder in diesem Dorf hat etwas zu verheimlichen, und genau das macht den Spaß an diesem Buch aus.
„Finster“ ist wirklich gut geschrieben und vor allem durch die kurzen Kapitel aus verschiedenen Perspektiven wirklich spannend. In jedem neuen Kapitel erfährt man immer mehr über die Beweggründe der einzelnen Figuren und oft sind auch irgendwo Hinweise versteckt. Ich persönlich habe mich wirklich gut unterhalten gefühlt und konnte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, da fast jedes kleine Kapitel mit einem Cliffhanger geendet hat.
Mit diesem Roman führt uns Menger nicht nur in die Abgründe der menschlichen Seele, sondern nimmt uns auch mit auf eine Reise in die Vergangenheit in seinem fiktiven Dorf. Als Kind der 1980er habe ich diese vielen kleinen Anspielungen und auch Erwähnung von bestimmten Markennamen wie „Raider“, „Brauner Bär“ oder „Big Jim“ geliebt. Was natürlich in so einer Geschichte auch nicht fehlen darf ist die Tatsache, dass in den 80ern das Rauchen noch nicht als das große Risiko angesehen wurde und man überall und zu jeder Zeit eine brennende Kippe im Mund haben durfte.
Ivar Leon Menger ist ein düsterer Thriller gelungen, der im Schatten des Reaktorunfalls von Tschernobyl angesiedelt ist. Die Einwohner des Hessischen Dorfes haben alle Angst vor den Folgen und sind deshalb besonders auf der Hut, was dem Greifer natürlich direkt in die Hände spielt. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und auch die Verbindung zu seinen anderen Geschichten entdeckt. Bei den Handlungen um den „Darkside Park“ gab es immer den Laster mit dem lachenden Comicschwein. Für seine Bücher hat sich Menger nun ein neues „Maskottchen“ ausgesucht.
Wer die Geschichten von Ivar Leon Menger, den „Darkside Park“ oder auch sein „Monster 1983“ mag, der ist definitiv gut hier aufgehoben. Diejenigen, die noch nie etwas von ihm gehört haben und gut durchdachte Thriller mögen, sind genauso gut hier aufgehoben. Menger hat es geschafft mich von der ersten Seite zu fesseln und mich dazu gebracht die ganze Zeit zu überlegen, wer denn nun der Täter sein kann. „Finster“ ist ein gut gelungenes Buch, was man am liebsten in einem Rutsch verschlingen möchte.
Meine Meinung: 10 von 10 Punkten