Auf der Klosterschule kriegt die junge Schülerin Esmera eingebläut, dass die Engel alles sehen würden. Diesen Leitspruch verinnerlicht sie, obwohl sie eigentlich ganz andere Bedürfnisse hat, doch ein Freund kam für sie nicht in Frage. Ihre Mitbewohnerin Rachele hatte da ganz eigene Ansichten. Diese hatte schon einen festen Freund und es gelang ihr mehrfach sogar diesen in ihr Zimmer einzuladen. Ab diesem Zeitpunkt begann auch Esmera sich bewusster für das andere Geschlecht zu interessieren.
Ihre Unschuld verlor sie dann auch schon kurz darauf auf einem Dorffest in ihrem Heimatort. Der dortige Frauenheld machte ihr schöne Augen und sie fiel prompt auf dessen Annäherungsversuche herein. Das Vergnügen war allerdings nur kurz, so dass Esmera nicht wirklich auf ihre Kosten gekommen ist. Als sie diese Erfahrung mit Rachele teilt, zeigt ihr diese beim nächsten Treffen mit ihrem Freund was man machen muss, damit das Vergnügen kein kurzes Vergnügen bleibt.
Bald darauf ist die Schule vorbei und Esmera und Rachele genießen die Freiheit bei Rachele zu Hause. Auf einem abendlichen Fest versucht Esmera Racheles Tipps umzusetzen. Natürlich geht alles schief und Esmera vertraut sich wieder ihrer Freundin an. Ihr Ratschlag ist, dass Esmera sich selbst streicheln solle, doch Esmera schreckt davor noch zurück, da ja „die Engel zuschauen“. Kurzerhand hilft Rachele ihr – mit ungeahnten Folgen. Denn auf dem Höhepunkt ihrer Lust verwandelt sich Esmera in einen Mann. Obwohl sich dadurch ganz neue Möglichkeiten für die ehemalige Klosterschülerin eröffnen, folgen auch viele Probleme, denn bei jedem Orgasmus kommt auch direkt die Verwandlung.
Mit ihrem bei Splitter erschienenem Einzelband „Esmera“ lassen Autor ZEP und Zeichner Vince ihrer erotischen Phantasie freien Lauf. Autor ZEP, der ja eher für die Serie „Titeuf“ bei Carlsen und seine kleinen „Happy“ Bücher bei Toonfish bekannt ist, veröffentlicht nun eine hintergründige Geschichte über die Lust an sich. Hauptfigur und Erzählerin ist die 70-jährige Esmera, die aber immer noch aussieht wie Mitte dreißig. Diese beobachtet auf der Straße eine sexuelle Handlung und beginnt sich dadurch an ihre eigene Geschichte zu erinnern und diese dem Leser mitzuteilen.
Zeichner Vince ist eine gute Wahl für ZEPs Geschichte. Hier in Deutschland eher noch unbekannt, liefert er hier ein hocherotisches Kunstwerk ab welches an der einen oder anderen Stelle mehr als nur angedeutete Erotik ist. Seine Zeichnungen sind sehr geradlinig und drücken immer genau das Flair der jeweiligen Zeit aus. Daher sind die 1970er Jahre und die Hippie-Kommune auch anders dargestellt als Esmeras Heimatdorf in den 1960ern. Um die Handlung nicht zu sehr zu überfrachten ist die Handlung in schwarz-weiß mit Grautönen gehalten, was wirklich gut zu dieser Art von Geschichte passt.
„Esmera“ ist ein anspruchsvoller Comicband, der unter dem Banner der Lust die Einsamkeit eines Menschen wiederspiegelt. Obwohl die Hauptfigur alles macht um ihre Lust zu befriedigen bleibt sie doch immer alleine, da sie durch die ständigen Körperwechsel keine Bindung eingehen kann. Die Darstellung ist manchmal etwas sehr explizit, weshalb der „Empfohlen ab 18 Jahren“ Aufkleber auf dem Schutzumschlag ernst zu nehmen ist.