Plötzlich ist alles anders und Maelis beste Freundin Elle ist nicht mehr wiederzuerkennen. Natürlich hat sie mit ihren drei anderen Freunden schon vor geraumer Zeit herausgefunden, dass in Elles Kopf fünf verschiedene Persönlichkeiten leben, die unterschiedlicher nicht sein könnten, doch diese neue Elle macht ihnen nun Sorgen.
Diese sechste Elle ist ganz anders als ihre fünf anderen Versionen. Die „blaue“ Elle ist gemein, hinterhältig, eine Diebin und macht alles, was ihr einen Vorteil bringen könnte. Das schließt auch das Ausgrenzen sowie das Ausnutzen der eigenen Freunde mit ein.
So nutzt sie beispielsweise das Gitarrenspiel von Otis um sich selbst mehr Follower zu verschaffen, oder leiht sich von der vergesslichen Line Geld, welches sie ihr nie zurückgibt, dies aber auf ihre Vergesslichkeit schiebt. Das Schlimmste aus Maelys Sicht ist aber das Benutzen der Freunde. Wenn diese ihren Zweck erfüllt haben, dann werden sie abgelegt, wie dreckige Wäsche.
Doch Maelys will ihre Freundin nicht aufgeben und greift zu einem letzten verzweifelten Mittel. Wird es ihr gelingen die „alte“ Elle wieder an die Oberfläche zu locken?
Gleichzeitig kämpft die pinke Elle in ihrem Kopf um die Macht. Zu Beginn ist sie noch eingesperrt in einem seltsamen Diner, aus dem ihr aber nach einigen Mühen und mit dem Zuspruch einer seltsamen Stimme die Flucht gelingt.
Doch damit ist ihre Reise noch lange nicht zu Ende, denn nun muss sie sich durch die verschiedenen Gefängnisse ihrer anderen Inkarnationen kämpfen, die „Blue“ extra für diese erschaffen hat. Wird es ihr gelingen wieder rechtzeitig die Kontrolle zu übernehmen und den Schaden, den „Blue“ begannen hat wieder rückgängig zu machen?
Mit dem zweiten Band von „Elle(s)“ führen Aveline Stokart und Kid Toussaint die Handlung ihrer Teenagerin mit der multiplen Persönlichkeit weiter. Nach dem Tod ihrer Tante hat es bei Elle scheinbar einen Zusammenbruch gegeben, doch die Wahrheit dahinter ist noch viel spannender. Doch das erfährt der Leser erst am Ende des Bandes.
In zwei verschiedenen Handlungsebenen erzählen uns die Macher wie sich Elles Leben entwickelt. Auf der einen Seite ist dort die Realität, in welcher sich die „blaue“ Elle zurechtfinden muss und endlich die lange verlorene Freiheit genießen kann. Auf der anderen Seite sind nun die von „blau“ gefangenen Inkarnationen Elle, die versuchen aus dem Gefängnis zu entkommen.
Der nun bei Splitter erschienene zweite Band ist unglaublich spannend erzählt. Während man in der realen Welt miterleben muss, wie die „blaue“ Elle ihre Freunde enttäuscht und nur noch auf ihren eigenen Vorteil bedacht ist, kämpft die „pinke“ Elle mit allen Mitteln darum wieder an die Oberfläche zu gelangen. Dabei erfahren nicht nur wir Leser mehr über die verschiedenen Inkarnationen von Elle, sondern auch sie selbst. Vor allem die Gedankenspirale, die von der blauen Elle als Gefängnis erdacht wurde lässt die „pinke“ Elle fast verzweifeln.
Das Ganze ist aber nicht nur erzähltechnisch hervorragend, sonder auch zeichnerisch. Aveline Stokart gelingt es den Leser ab der ersten Seite einzufangen, da sie immer die passende Stimmung ausdrücken kann. Die Kirche zu Beginn ist bedrückend und die Schule wirkt an manchen Stellen mehr als bedrohlich – vor allem, wenn es um Klassenarbeiten geht.
Doch auch die verschiedenen Inkarnationen von Elle werden von Stokart sehr gut dargestellt. Für jede Variante von Elle gibt es die passende Umgebung, die in der passenden Farbe dargestellt ist. So lebt „pink“ beispielsweise in einem typisch amerikanischen pinken Diner, während „grün“ im Sumpf von Krokodilen bedroht wird.
Ich bin wirklich begeistert von diesem Band und bin nach der Offenbarung am Ende gespannt, wie die Geschichte im dritten Band des Dreiteilers zu Ende geführt wird.
Meine Meinung: 10 von 10 Punkten