Das “Genre” des von Tolkiens Geschichten beeinflussten Epic Black Metal Bands erlebt in den letzten Jahren so etwas wie einen kleinen Boom. Galten die Österreicher von Summoning bis vor kurzem noch als einzigartig in dieser musikalischen Nische, gesellen sich inzwischen mit Bands wie Caladan Brood oder eben Emyn Muil einige recht vielversprechende Neulinge hinzu.
Emyn Muil kommen aus Italien und sind das Projekt eines gewissen Saverio Giove alias Nartum. Seinen ersten Longplayer (“Turin Turambar Dagnir Glarunga”) veröffentlichte der Mann im Jahr 2013 und vertonte dort die Geschichte von Turin Turambar aus dem Roman “Die Kinder Hurins”.
Nun legt Nartum mit “Elenion Ancalima” (elb.: hellster der Sterne) seinen zweiten Longplayer nach und wendet sich darauf textlich dem vierten Buch des Silmarillions “Akallabêth” zu. Musikalisch macht der Mann darauf einen weiteren großen Schritt in Richtung Summoning. So befinden sich auf dem Album gerade einmal fünf Songs, die es allerdings auf eine Gesamtzeit von knapp 42 Minuten bringen.
Nun kann man Nartum den Vorwurf machen völlig ungeniert bei den großen Summoning zu klauen und deren Stil eins zu eins zu kopieren, ABER so ganz einfach ist das eben auch nicht. Denn, Emyn Muil besitzen durchaus diverse Merkmale die sie angenehm von den Österreichern abheben. So geht es bei Emyn Muil zum größten Teil weitaus abwechslungsreicher zu und man ergeht sich nicht ganz so auffällig in minutenlangen Wiederholungen. Die einzelnen Parts wirken sehr gut durchdacht und gehen extrem in die Tiefe. Hinzu kommt dass man mit einer gewissen Hildr Valkyrie eine Sängerin auf dem Album hat, die bei den meisten Songs zum Einsatz kommt.
Zugegeben, man wird allerdings einige Parts finden, bei denen man schon sehr auffällig an Summoning erinnert wird. So ist zum Beispiel “Ar-Pharazon” dem Summoning Titel “Mirdautas Vras” extrem ähnlich. Aber gut, dieser Bereich des Metal ist dermaßen eng gestrickt, da kann man durchaus ein Auge zudrücken.
So regieren in den 42 Minuten größtenteils Black Metal Gitarren, Trommeln, Flöten, Harfen, gutturaler Gesang und hymnische Schlachtengeräusche. In vielen Songs ist zudem Meeresrauschen zu hören, was aber den Hintergrund der Lyrics nur unterstreicht.
Und dann ist es soweit, mit dem Titeltrack an letzter Stelle hat man dann den Song, für den sich der Kauf der Platte alleine schon lohnt. Hier werden die Black Metal Elemente völlig gestrichen und man präsentiert dem Hörer eine düster-melancholische Ambient Nummer mit wunderbarem Frauengesang, der so schön ist, dass es jedem harten Kerl die Tränen in die Augen treibt.
Was haben wir hier also schlussendlich? Klingen Emyn Muil stark nach Summoning? Klar, macht auch niemand ein Geheimnis draus. Ist das schlimm? Keineswegs. Warum? Weil dieses Album fünf hammerstarke Songs enthält, die einen jeder auf seine Weise in seinen Bann ziehen und so schnell nicht mehr loslassen. Also, für jeden Rollenspiel oder Tabletop Abend oder einen ausgiebigen Spaziergang in den Wäldern hat man hier den perfekten Soundtrack. Fans von Summoning sollten definitiv zugreifen, denn mit “Elenion Ancalima” liegt für mich eines der bisher besten Alben dieses Jahres vor. Klare Kaufempfehlung.