„Marley ist tot“ Das sind die ersten drei Worte in Charles Dickens klassischem Weihnachtsmärchen „Eine Weihnachtsgeschichte“. Doch ist es wirklich nur eine weitere Weihnachtsgeschichte, oder eine mehr als interessante Gespenstergeschichte? Eine schwierige Frage. Um dem ein wenig mehr auf dem Grund zu gehen, nun bei All Score Media eine mehr als gelungene Hörspieladaption erschienen.
Wie gesagt „Marley ist tot“ und der einzige Erbe des vielen Geldes und des Unternehmens war Ebenezer Scrooge. Dieser war ein kaltherziger Mann und lebte nur fürs Arbeiten. Daher war das Weihnachtsfest auch ein komplett unnützer Brauch, denn an diesem Tag war man überhaupt nicht produktiv.
Dieses Gefühl lässt er auch seine Mitmenschen spüren. So ist sein Neffe Fred beispielsweise ein Narr, da er Weihnachten mag und ihn im Kreis seiner Familie feiert. Doch auch seine Angestellten müssen unter Scrooge leiden. So wird sein Hauptbuchhalter Bob Cratchit gerügt, da er den Weihnachtstag frei machen möchte. Scrooge erlaubt dies nur, da Bob ihm versprochen hat am darauffolgenden Tag früher zu kommen und länger zu bleiben.
Scrooges Weltansicht wird dann aber am Abend vor Weihnachten auf die Probe gestellt. Zuerst erscheint ihm der in Ketten gelegte Geist von seinem ehemaligen Partner Jacob Marley. Dieser prophezeit ihm die Ankunft dreier Geister, die dafür sorgen sollen, dass Scrooge ein besserer Mensch wird und das Schicksal, welches Marley nach dem Tode ereilt hat, noch abwenden kann.
So beginnt Scrooges Konfrontation mit seiner Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Nacheinander erscheinen Scrooge drei Geister, die ihm immer ein anderes Weihnachtsfest vor Augen führen und ihm zeigen, was geschehen war, dass aus ihm diesen Mann gemacht hat und was er machen könnte um den Blick in die Zukunft des letzten Geistes noch zu verändern.
Charles Dickens Weihnachtsgeschichte ist eine der bekanntesten und am meisten adaptierten Geschichten Weihnachtsgeschichten der Welt. Nun kommt auch noch eine wirklich gelungene Hörspieladaption dazu. Diese stammt von Gerd Naumann als Regisseur und Marc Freund als Hörspielautor. Als Team sind diese beiden bekannt für die hervorragenden „Professor van Dusen“ Hörspiele und diese gute Zusammenarbeit kann man auch in dieser Produktion hören.
Für die Umsetzung dieses Klassikers konnten Naumann, Freund und die weiteren Macher bei All Score Media Jürgen Kluckert als Ebenezer Scrooge, Peter Weis als Erzähler, Bastian Sierich als Fred, Tobias Nath als Bob Cratchit, Jürgen Thorman als Jacob Marley, Bodo Wolf als Geist der vergangenen Weihnacht, Sascha Rotermund als Geist der gegenwärtigen Weihnacht sowie Peter Fleischmann als Geist der zukünftigen Weihnacht.
Dazu kommen in weiteren Rollen Jessica Walther-Gabory als Laura, Lothar Hinze als Bettler, Rubina Nath als Belinda Cratchet, Pia Nath als Tim Cratchit, Udo Schenk als Mr. Bumble, Bernd Vollbrecht als Mr. Bee, Peter Lontzek als Junger Scrooge, Stefan Staudinger als Mr. Fezziwig, Manuel Straube als Henry, Marion von Stengel als Bella, Thomas Kästner als Kaufmann, Hans Jörg Krumpolz als Kaufmann, Rainer Fritzsche als Kaufmann, Sabine Arnhold als Dame, Antje Thiele als Dame, Nicolai Tegeler als Schuldner, Franziska Endres als Schuldnerin und Thorsten Münchow als Passant.
Zusammen mit der immer passend ausgewählten Musik von Christian Bluthardt gelingt es den Machern und Sprechern ein Hörspiel zu erschaffen, welches sich vor keinem Kinofilm zu verstecken braucht. Sei es „Die Geister, die ich rief“ die Version mit Bill Murray als böser Medienmogul, oder mein absoluter Favorit „Die Muppets Weihnachtsgeschichte“.
Mir persönlich hat die Geschichte sehr gut gefallen. Die Mischung zwischen klassischer Geschichte und den kleinen (oder größeren) Anpassungen von Marc Freund ist sehr gut gelungen. Zwischendrin ist die Geschichte sehr monologlastig, doch das ist auch Dickens Romanvorlage – daher würde ich sagen: Dieses Hörspiel ist ein voller Erfolg und eine gekonnte Verbeugung vor einem Klassiker, obwohl die am Anfang gestellte Frage nicht final beantwortet werden kann.
Meine Meinung: 10 von 10 Punkten