Die Stadt Kaltenstein in Rheinland-Pfalz zu Beginn der 1950er Jahre. Nach der Entnazifizierung ist hier einer der Orte, neben dem eine US-Militärbasis errichtet wird. Diese führt natürlich zu Problemen in der Bevölkerung, denn der „American way of life“ kommt bei vielen der streng religiösen Bewohnern nicht wirklich an.
Dennoch profitieren auch einige Einwohner von den neu gewonnenen Freunden und so kommt es, dass Bürgermeister und Bauunternehmer Friedrich Strumm (Dietmar Bär) von Colonel Jim McCoy (Philippe Breningmeyer) den Auftrag bekommt ein neues Krankenhaus zu bauen.
Familie Strumm ist über diesen Auftrag mehr als begeistert, allen voran Tochter Erika (Franziska Brandmeier) die sich gerne einen amerikanischen Offizier anlachen würde. Dieser soll sie dann heiraten und mit in die USA nehmen. Mit Bill Meadows (Artjom Gilz) hat sie da auch schon den richtigen Kandidaten an der Angel und genießt das freie Leben mit ihm – ganz zum Missfallen ihrer Eltern.
Aber wo es Gewinner gibt, muss es auch Verlierer geben. In Kaltenstein ist dies die Familie Kastner. Zuerst wird ihr Hund von einem scheinbaren Blindgänger getötet, dann wird ihr Fuhrwerk von einem Panzer überrollt und zu allem Überfluss wird ihnen ihr Kartoffelacker noch weggenommen, da man dort das neue Krankenhaus errichten will.
Aus Geldmangel vermieten sie das Zimmer ihres Sohnes (Paul Lennard Sundheim) an den GI George Washington (Reomy D Mpeho). Dieser wohnt dort zwar nur an den Wochenenden, hilft damit aber der Familie über die Runden zu kommen. Doch auch Private George hat seine Vorteile durch die Vermietung, da er nun in der Nähe von Marie Kastner (Elisa Schlott) sein kann, auf die er ein Auge geworfen hat.
Marie indessen erhält einen Nebenjob bei Amy McCoy (Julia Koschitz). Diese ist als Frau von Welt sehr belesen und auch eine Kunstliebhaberin und eröffnet der jungen Frau eine völlig neue Welt. Als es nicht besser für Marie sein könnte, taucht ihr Verlobter Siegfried (Jonas Nay) aus russischer Gefangenschaft auf und alles ändert sich plötzlich.
Mit „Ein Hauch von Amerika“ haben die Macher ein wirklich gutes Sittengemälde der Nachkriegszeit im „besetzten“ Deutschland angefertigt. Dabei sind die dort aufgezeigten Konflikte immer noch genau so aktuell, wie zur damaligen Zeit, denn Rassismus und Emanzipation spielen in unserer Gesellschaft leider immer noch eine Rolle.
Marie Kastner ist eine junge Frau voller guter Ideen, die in der Nachkriegszeit die Möglichkeit bekommt, diese auch umzusetzen und nicht nur Ehefrau und Mutter zu sein, die nichts zu sagen haben. Dennoch bleibt sie ihren eigenen Werten immer treu.
Ihr Verlobter kann nach 6 Jahren Gefangenschaft mit dieser Veränderung nicht umgehen, treiben ihn doch noch genug eigene Dämonen um. Dieser Zustand wird öffentlich lapidar als „kriegsmüde“ abgetan, welche Leiden die Rückkehrer haben, die als „Besiegte“ in eine neue Weltordnung zurück kommen und wer weiß, welche Qualen im Gefangenenlager erlebt haben, möchte eigentlich niemand hören.
Vor allem möchte niemand mehr an die Nazizeit erinnert werden- und welche Taten man selber oder die eigene Familie begangen hat, auch dies wird ganz schnell vertuscht, mit dem „Persilschein“, dem Beweis der „Entnazifizierung“ ist alle Schuld beglichen.
Wie sehr dies aber nur Getue ist, zeigt sich im Umgang mit den afroamerikanischen Soldaten. Diese werden sowohl von ihren Landsleuten aufs heftigste schikaniert, obwohl sie Seite an Seite gekämpft haben, aber auch im deutschen Dorf finden sich plötzlich Schilder wie „white men only“.
Vor allem die jungen Frauen finden Gefallen an den neuen Freiheiten, erkennen aber bei den strengen Regeln zu Hause und den zurückliegenden Kriegsjahren voller Entbehrung nicht, wo die neuen Grenzen der Freiheit liegen. Und so gibt es, um das Märchen der wohlgesitteten Töchter aufrecht zu erhalten, strenge Erziehungslager für gefallene Mädchen.
Insgesamt hat diese Kurzserie die Luft der Nachkriegszeit mit allen Gegensätzen sehr gut eingefangen. Die Holzkutsche auf der einen und die amerikanischen Straßenkreuzer auf der anderen Seite. Gebildete Frauen mit Beruf und Bäuerin ohne Mitspracherecht. Elektrische Küchenmaschinen gegenüber Kerzenschein. Freiheit mit Tanz und kurzen Röcken gegenüber gespielter Obersittlichkeit. Emanzipation und Rassismus.
In der ganzen Zeit verfolgte mich ein beklemmendes Gefühl. Den Machern ist es gelungen, diese unterschwellige Bedrohung gegenüber den Frauen allgemein und den Schwarzen ganz speziell gut mitzuerleben, ohne dass jemals direkte Gewalt gezeigt worden ist.
Manche Szenen sind dennoch schwer auszuhalten, gerade, wenn man denkt, dass sich in vielen Bereichen noch immer ähnliche Gedanken gehalten haben.
Viele Dinge der vermeintlich so lange zurückliegenden Zeit sind wieder aktueller denn je. Am Ende bleibt die Erkenntnis: korrupte Menschen fallen fast immer auf die Füße, aber mit Rechtschaffenheit und Liebe lassen sich viele Grenzen überwinden.
Meine Meinung: 9 von 10 Punkten