„Doktor Maxwells chaotischer Zeitkompass“ ist der zweite Band einer Reihe der Autorin Jodi Taylor, in der es im allgemeinen um Zeitreisen für wissenschaftliche Zwecke geht. Im englischen Original heißt der Band „A symphony of echoes, the chronicles of St Mary`s Book 2”.
Das im Originaltitel erwähnte Institut St. Mary`s beherbergt die Ausrüstung inklusive Forschung und Technik, die nötig ist, um Zeitsprünge zu bestimmten historischen Schauplätzen durchführen zu können. Hierzu werden sogenannte „Pods“ benötigt, die quasi die Zeitmaschine darstellen. Wichtig ist den Historikern, die geschichtlichen Hintergründe zu erforschen indem sie gründlich beobachten, sich aber niemals in den Ablauf der Geschichte einmischen dürfen.
In Band eins („Miss Maxwells kurioses Zeitarchiv“) wurde Max als Historikerin angeworben, die es mit Regeln und starrem Gehorsam nicht so eng sieht, und damit perfekt zu ihren Kollegen im St Mary`s passt, wo ständig etwas bei Experimenten in die Luft fliegt oder eine gelungene Mission feuchtfröhlich gefeiert werden muss.
Der zweite Band startet mit einem Abschiedssprung für Max` liebgewonnene Freundin Kal, die sich als Historikerin aus St Mary`s zurückziehen möchte. Ihr Wunsch: einmal Jack the Ripper sehen.
Leider geht dieser Wunsch schneller und realer als gehofft in Erfüllung. Max und Kal werden durch das nächtliche London gehetzt, sie laufen um ihr Leben, behindert durch die historischen Kostüme und dichtesten Nebel. Zunächst scheint es, dass sie die Sicherheit ihres Pods erreichen können, doch kurz vor der Ankunft im St Mary`s wird beiden klar: sie sind nicht alleine im Pod, sie sind kontaminiert mit etwas aus der Vergangenheit und dürfen den Pod nie mehr verlassen. Zu allem Übel greift dieses etwas sie an, ein Kampf um Leben und Tod beginnt, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint.
Dies ist nur der fulminante Anfang der Geschichte. Im Folgenden überschlagen sich die Ereignisse, und die Begegnung mit Jack the Ripper ist davon fast nur das kleinere Übel. Das Überleben von St Mary`s steht auf dem Spiel, wenn nicht sogar der ganzen Menschheit. Denn ein alter Bekannter tritt erneut in Erscheinung: Clive Ronan, der schon im ersten Band beträchtlichen Schaden angerichtet hat. Jetzt allerdings übersteigt das Übel alles Vorstellbare, und es gibt nur eine Möglichkeit, ihn zu stoppen: eine neue Mission in die Vergangenheit.
„Doktor Maxwells chaotischer Zeitkompass“ ist ein würdiger Nachfolger des ersten Bandes, genauer eigentlich die direkte Fortsetzung. Es ist dringend nötig, den ersten Band gelesen zu haben, es gibt nur wenig Einführungen und Erklärungen in diesem Band. Was einerseits positiv ist, andererseits bei gewissem Zeitabstand des Lesens doch zu einigen Wissenslücken führen kann. So werden zum Beispiel die meisten Personen nur namentlich genannt, ohne sonderlich in Funktion oder Rolle erklärt zu werden.
Dies machte den Lesefluss teils etwas holprig. Ansonsten ist es wie aus dem ersten Band gewohnt: chaotisch den besten Weg zur Lösung eines Problems finden. Es macht erneut große Freude, Max dabei zu begleiten, ist sie doch gezwungen mehr Verantwortung zu übernehmen. Dennoch warten auf sie persönlich die vielleicht größten Herausforderungen: sie muss sich ihren größten Ängsten und ihrer eigenen Vergangenheit stellen.
Insgesamt erneut ein Buch, das wie sein Vorgänger großen Spaß beim Lesen machte.
Vor allem das Hüpfen durch die Epochen machte wieder großen Spaß- und auch die jeweiligen Widrigkeiten, beispielsweise die fehlenden sanitären Einrichtungen im Mittelalter. Das Team des St Mary`s ist tatsächlich eine große Familie, was das Zusammenarbeiten erleichtert, aber auch die erlittenen Verluste verschlimmert. Die engen Verbindungen sind quasi spürbar, dennoch fehlt dem Ganzen ein wenig das Gefühl.
Obwohl Max in ihrem Innersten getroffen wird, wirkt das ganze etwas nüchtern erzählt. Vielleicht soll es den Schutzzaun von Max damit verdeutlichen, aber hier hätte ich mir etwas mehr Zeit für die Ausarbeitung der Figuren gewünscht. Alle Personen werden durch die Ereignisse gehetzt, es geht nahtlos von einem Abenteuer ins nächste. Auch als Leser kann man kaum Luftholen, dennoch hätte der Inhalt etwas ausführlicher auch leicht für zwei Bücher ausgereicht.
Bei allem Lesevergnügen bleiben die Figuren hinter der dichten Handlung eher blass. Dennoch: eine gelungene Fortsetzung, die Lust auf mehr macht.
Meine Meinung: 9 von 10 Punkten