Fast 36 Jahre nach der Veröffentlichung von Stephen Kings Bestsellerroman „Shining“ erzählt der Autor in seinem neuen Roman „Doctor Sleep“ die Geschichte von Daniel Torrance weiter. Zusammen mit seiner Mutter hat Daniel den Angriff der bösen Geister des Overlook Hotels überlebt, während sein Vater diesem zum Opfer gefallen ist.
Nach einigen Jahren kann Daniel diesen Angriff des Bösen immer noch nicht vergessen und versucht sein Shining im Alkohol zu ertränken. Eigentlich hat er sich in seiner Kindheit geschworen nie so zu werden wie sein Vater, doch nun befindet er sich auf dem besten Weg dorthin. Seinen absoluten Tiefpunkt hat Dan, als er morgens neben einer Frau aufwacht, diese bestielt und sie mit ihrem verwahrlosten kleinen Sohn zurücklässt, der glaubt, dass das Kokain, welches auf dem Tisch liegt nur Zucker ist.
Nach einer Flucht quer durch die Staaten landet Dan schließlich in Frazier, wo er einen Job als Hausmeister erhält und sich dort den Anonymen Alkoholikern anschließt. Nach einiger Zeit bei den AA erhält Dan einen Job im Altenhospiz, wo er den Sterbenden mit seinem Shining beim Übergang vom Leben in den Tod hilft. Kurze Zeit später erhält Dan zum ersten Mal eine Nachricht der jungen Abra, deren Shining noch viel ausgeprägter ist, als seines jemals war.
Während Dan nun schon einige Jahre trocken ist, wird Abra immer älter aber auch immer stärker. Durch einen dummen Zufall sieht sie während ihres Schlafes einige Mitglieder der Gemeinschaft des „Wahren Knotens“ wie sie einen kleinen Jungen ermorden und dessen Steam (dessen Shining) in sich aufnehmen. Die Wahren werden auf Abra aufmerksam, vor allem ihre Anführerin Rose the Hat, welche die Kraft in Abra spüren kann und sich nun auf die Suche nach diesem Leckerbissen begibt.
Da Abra unglaubliche Angst hat, kontaktiert sie über ihren imaginären Freund Tony dessen Vater Dan, der sich mit ihr trifft und das weitere Vorgehen bespricht. Nur zusammen können sie die Mitglieder des Wahren Knotens besiegen, die sich als Stützpunkt ihrer Verbrechen den schicksalhaftesten Platz aus Dans Vergangenheit ausgesucht haben – der Ort wo früher das Overlook Hotel gestanden hat.
Nachdem Horror-Autor Stephen King auf den unterschiedlichsten Conventions und Signierstunden immer wieder die Frage gestellt bekommen hat, was denn nun aus dem kleinen Jungen aus „Shining“ geworden ist, hat er selbst angefangen darüber nachzudenken. Bei unterschiedlichsten Gelegenheiten kam ihm dieses Thema wieder in den Kopf, das zum Schluss so prägnant war, so dass er die offizielle Fortsetzung zu „Shining“ zu Papier gebracht hat.
Wer bei dem Roman jetzt annimmt, dass es sich nur um einen langweiligen Abklatsch der ersten Geschichte handelt, der irrt. Mit „Doctor Sleep“ wird die Geschichte von Danny Torrance einfach weitererzählt. Stephen King beleuchtet dabei, wie sich das Leben einer Person verändert, wenn sie durch so eine Krise gegangen ist und diese nur mit Glück überlebt hat. Natürlich geht so etwas nicht Spurlos an einem vorbei und schon in seiner Jugend befindet sich Danny auf dem Weg in den Fußstapfen seines Vaters – als Trinker.
Doch Stephen King wäre nicht er selbst, wenn nicht noch etwas Mystisches in der Geschichte auftauchen würde. Natürlich wären da zum einen das Shining von Daniel und Abra Stone, zum anderen sind dort natürlich die Mitglieder des „Wahren Knotens“ die sich vom Steam – also vom Shining – von Kinder nähren .und somit ihr Leben verlängern Da die Kinder den Steam aber nicht freiwillig abgeben können, müssen sie auf brutalste Art und Weise umgebracht werden – denn nur so ist der Steam wirklich schmackhaft.
Mit „Doctor Sleep“ veröffentlicht Stephen King einen weiteren schaurigen Roman, bei dem man sofort Lust bekommt „Shining“ erneut zu lesen. Die Hauptfigur kennt man gut und man geht als Leser auch durch alle Höhen und Tiefen der Figur. Dabei stellt man sich natürlich immer die Frage, warum so eine Person aus dem kleinen Danny geworden ist.
Mich persönlich hat der Roman sehr gut unterhalten. Ich mag den manchmal etwas ausschweifenden Schreibstil von Stephen King und habe mich wirklich sehr darüber gefreut diese Weiterführung von „Shining“ in den Händen halten zu dürfen. Manchmal verstrickt sich King leider etwas in Nebensächlichkeiten, dafür sind andere wichtige Aspekte der Geschichte genauso spannend erzählt wie man es sich von King wünscht. Die Idee hinter dem ganzen war wie immer faszinierend. King hat erneut bewiesen, warum er einer der beliebtesten Autoren unserer Zeit ist.