Mit „Disco Volante 80“ veröffentlicht „Bluthardino“ auch bekannt als Christian Bluthardt nun sein erstes Soloalbum. Nachdem er mit seiner Band „Mondo Sangue“ und seinen Musikstücken für diverse Hörspielproduktionen erfolgreich war, wurde es nun Zeit für die ersten Solo-Gehversuche als Langspieler.
Herausgekommen ist „Disco Volante 80“ welches eine Verbeugung vor der Musik der 1970er und 1980er Jahre ist. Dazu nutzt Bluthardt Einflüsse aus dem Soul, Funk und spacigem 80er-Jahre House, welches er geschickt in seine Songs einwebt und verschmelzen lässt.
Schon mit dem ersten Song des Albums „In Space no one can hear you“ ist man in der Musik gefangen. Das Stück ist ein grooviger 1970er Song, der einen interessanten Grundrhythmus hat und auf einen Kraftwerkesken Höhepunkt hinarbeitet.
„Disco Volante“ greift genau das Gefühl wieder auf, welches im Titel des Songs (und des Albums) schon beschrieben wird – Disko. Und nicht die Diskotheken, die man heute kennt, sondern die klassischen Diskotheken aus den 1970er Jahren. Der Beat, die Melodie und auch das Gitarrensolo passen genau dorthin und sind eine gekonnte Verbeugung an das Gefühl von „Saturday Night Fever“ mit einer Spur von Abba und Kiss.
Für „Urlaub auf dem Autohof“ konnte sich Christian Bluthardt hier die Hilfe von Indie-Künstler Future Franz sichern, der dieses 1970er / 1980er Jahre Konzept perfekt aufgreift. Der Text selbst ist herrlich ironisch und in manchem Stau habe ich selbst auch schon genau darüber nachgedacht.
Nach „Jurassic Gigolo“ und dem wirklich spacigen „Circuito Cosmico“ folgt mit „Blue Sunshine“ ein groovig basslastiger Song. Dieser zeichnet sich aber nicht nur den Basslauf, sondern auch durch die Gitarrenmelodien aus. Ein gutes Gesamtpaket, welches den Zuhörer in Gedanken in einen typischen Actionfilm der 1980er Jahre entführt.
Das Thema wird dann bei „Computer Beach Party“ auch noch einmal aufgegriffen und wenn man einmal dieses Bild eines Action Films im Kopf hat, dann ist es sehr schwer dieses wieder loszuwerden. Auch hierbei fühlte ich mich an die großen Klassiker, oder an „Miami Vince“ erinnert.
Dem folgt „L’amour en bass (Hommage a Jean Rollins)“ für das Bluthardt erneut einen Gastmusiker beziehungsweise eine Gastmusikerin verpflichten konnte. Diesmal ist es Yvy Pop, seine Mitstreitern von „Mondo Sangue“, mit der er sich zusammen vor dem Meister des französischen Vampirfilms verneigt.
„Brain Damage Control“ ist ein facettenreicher, aber auch manchmal echt verworrener Song, den man sich mehr als einmal anhören muss. Ein bizarres Meisterwerk, welches sich durch seine Unruhe und Schnelligkeit auszeichnet. Mir hat vor allem der ekstatische Mittelteil gefallen, der in den Gesangsteil überleitet.
Mit „(Get some) Fantasie“ geht dieses Albums dann auch zu Ende. Es ist ein ruhiger Song und ist vom Gesang eine Mischung aus Deutsch und Englisch. Während er Chorus im Hintergrund immer „Fantasie“ wiederholt, wird im Vordergrund dazwischen „Get some“ gesungen. Generell lädt dieser Song durch sein Arrangement aber zum Reisen in andere Sphären ein.
„Disco Volante 80“ ist ein gutes Debutalbum und eine Loslösung von den Soundtrack-Konzeptalben von „Mondo Sangue“. „Bluthardino“ zeigt hier als Solokünstler, welche Einflüsse ihn als Künstler geprägt haben, aber auch wie er diese Einflüsse immer noch verehrt. Nur so kann ein Album von der Klasse mit solch einer Vielfalt an Stilmitteln überhaupt aufgenommen und produziert werden.
Meine Meinung: 10 von 10 Punkten