Im Juni 2018 ist der Comic Die Spinne von Maschhad von Mana Neyestani beim Verlag Edition Moderne erschienen. Die Geschichte basiert auf dem Dokumentarfilm And Along Came A Spider von dem iranischen Journalisten Maziar Bahari. Der Comickünstler und Karikaturist erzählt hier die Geschichte eines Maurers und Familienvaters mit Namen Said Hanai. Dieser hat zwischen 2000 und 2001 in der Heiligen Stadt Maschhad sechszehn, zum Teil drogenabhängige Prostituierte zu sich nach Hause gelockt und dort ermordert. Die iranischen Medien tauften ihn den „Spinnenmörder“ und seine Taten wurden von Teilen der Bevölkerung bejubelt. Hanai war als religiöser Eiferer davon überzeugt, die zweitgrößte Stadt Irans vom moralischen Abschaum zu befreien.
Ich denke, an diesem Werk wie an einem Krimi oder Thriller heranzugehen ist die falsche Perspektive. Das weckt Erwartungen, die hier nicht erfüllbar sind. Zum einen ist das Ganze schon eine Weile her und bekannt, der Täter gefasst, zum Tode verurteilt und ein Dokumentarfilm gedreht worden. Auf dem dieser Comic basiert. Folglich sollte man das eher als Doku in Comic-Form betrachten, die einfach ein anderes Medium nutzt. Ja, klar, dokumentarische Werke können auch spannend sein. Ich denke allerdings, wenn man unverfänglicher an diesen Comic herangeht, macht das mehr mit dem Rezipienten als andersherum.
Dennoch bleibt zu sagen, dass ich das durchaus interessant und spannend finde. Gleichzeitig aber auch erschreckend. Vor allem, da mir die Geschichte nicht wirklich bekannt war. Ein wirklich toller Band mit einem harten Strich – außer als das Kind aus seiner Sicht erzählt. Dann hat das Ganze etwas von kindlichen Zeichnung, bunt, lebhaft. Ansonsten ist die Zeichnung nämlich schwarz-weiß und unterstützt dadurch den Zeichenstil. Die verschiedenen Perspektiven – nicht nur Said Hanai, sondern auch seine Frau und sein Sohn kommen zu Wort – gefallen mir ebenfalls und hinterlassen ebenso viele Eindrücke. Wenn nicht sogar einige mehr.