„Das Schattenlicht” ist nun der vierte Band der fünfteiligen Sage der schimmernden Reiche von Stephen R. Lawhead.
Weiter geht es durch Raum und Zeit auf die Suche nach der Meisterkarte. Und erneut teilt sich die Geschichte in viele kleine Einzelhandlungen auf.
Die „Kerngruppe” um Kit Livingston herum wird immer größer: Ihnen angeschlossen hat sich nun sowohl Gianni, ein italienischer Priester und Physiker, wie auch Cass, die amerikanische Forscherin, die bereits im dritten Band in die Zetetische Gesellschaft aufgenommen worden ist. Ihr Vater, der sich von Amerika aus auf die Suche nach seiner Tochter macht, entdeckt ebenfalls das Ley-Springen und landet ähnlich wie Cass schlussendlich in Damaskus in den Armen der Zetetischen Gesellschaft. Ebenfalls Physiker verstrickt er sich dort mit dem Leiter der Gesellschaft in wissenschaftliche Abhandlungen über das Universum und die Erklärungen des Ley-Springens.
Derweil sammeln sich Kit und seine Freunde in Prag in Minas Kaffeehaus, um die nächsten Schritte zu planen. Überraschend gesellt sich auch Lady Haven Fayth mit Giles dazu, doch ist sich Kit noch nicht sicher, wieweit er ihr trauen kann. Bei einem neuen Ley-Sprung gelangen Faith und Giles in einen Krieg, genauer in eine Massenflucht unter Kanonenbeschuss, und werden wenig später gefangen genommen und Richtung Konstantinopel gebracht.
Vorrangiges Ziel von Kit ist es, wieder in die Steinzeit zu reisen und die Seelenquelle zu finden. Leider sind jedoch die Schattenlichter zerstört worden, die beim Auffinden der Ley-Linien helfen. Neue zu beschaffen ist deutlich schwierig, ist doch die „Hauptzutat” unbekannt. Dies wurde den Alchemisten in Prag immer vom bösen Lord Burleigh gebracht.
Dessen Machenschaften werden ebenfalls beschrieben, genauer wie er seine Gehilfen aus dem Gefängnis heraus rekrutiert, um dann per Schiff nach China zu reisen. Detailreich wird die Schiffahrt beschrieben, inklusive einem Kampf auf hoher See gegen Piraten.
Der zweite Bösewicht der Geschichte, Douglas Flinders-Petrie, der Urenkel von Arthur, ist mit seinem rücksichtslosen Gehilfen Snipe bei den Etruskern gelandet, und steht dort zunächst unter Hausarrest.
Ansonsten erfährt der Leser noch mehr Infos über die Meisterkarte. Zunächst reisen Benedikt und seine Mutter zurück nach Ägypten, um die Grabesstätte von Arthur Flinders-Petrie zu besuchen. In seinen Sarkophag legen sie auch die Meisterkarte. Diese wiederum wird von Charles, dem Sohn Benedikts gesucht und nach langwierigen Ausgrabungen in der Wüste Ägyptens auch gefunden. Ebenfalls findet er aber auch sein Gewissen, es bleibt noch abzuwarten, wie die Meisterkarte geteilt und erneut versteckt worden ist.
Zum Ende hin treffen sich alle Beteligten der „guten Seite” in Damaskus. Hier wird über die drohende Gefahr des Zusammenbruchs des Universums gesprochen.
Dieser vierte Band ist für mich der bisher schwächste Teil der Reihe. Lawhead verstrickt sich in so vielen Einzelgeschichten, dass man nur schwer den Überblick behalten kann. Vor allem auch, da die eigentliche Geschichte dadurch kaum vorwärts kommt. Einzelne Begebenheiten werden extrem langwierig und kleinschrittig beschrieben, auch erscheint der Schreibstil teils sehr zäh, wobei ich nicht weiß, wieviel davon der deutschen Übersetzung geschuldet ist.
Man merkt, dass sich Lawhead wissenschaftlich sehr genau vorbereitet hat. Leider lässt er dies aber nicht nur anklingen, sondern formuliert alle Thesen über das „Multiversum”, die Expansion und drohende vollständige Annihilation des Universums („die Existenz selbst wird aufhören”) ebenfalls sehr detailliert aus. Getoppt wird dies noch am Ende des Buches durch einen langwierigen Vortrag von Gianni, der entsprechend seiner Profession als Priester und Physiker sowohl stark wissenschaftlich, vor allem aber auch philosophisch-religiös angelegt ist. Und dieser Vortrag wird tatsächlich über mehrere Seiten lang wiedergegeben. Für die Geschichte ist die Quintessenz dessen natürlich wichtig, dennoch hätte es meiner Meinung nach auch etwas kürzer gehalten werden können.
Auch werden sehr häufig grundlegende Dinge, die bereits geschehen sind, wiederholt. Musste sich Lawhead selbst daran erinnern, was er schon so geschrieben hat, oder ist das schon die Vorsichtsmaßnahme für die Leser, die es nicht schaffen, den Band ohne Unterbrechung zu lesen?
Aber auch wenn ich mich durch einige Passagen des Buches wirklich durchhangeln musste, ist die Geschichte weiterhin spannend, und durch die gute Recherche und wissenschaftlichen Erklärungen bleibt die Frage, ob das Ley-Reisen nicht vielleicht doch möglich ist. Das macht das Lesen sehr spannend, und mit der übergreifenden Bedrohung des Universums gibt es nun auch ein weiteres Ziel, als nur den Burleigh-Männern bei der Suche nach der Meisterkarte zuvor zu kommen. Auf jeden Fall bin ich sehr gespannt darauf, wie sich alles auflösen wird, vor allem die Seelenquelle scheint hier ein Knackpunkt zu sein. Insofern erwarte ich freudig nach diesem etwas schwächeren vierten den abschließenden fünften Band der Reihe.