Der historische Roman „Die Reliquienjägerin” von Sabine Martin spielt im Jahr 1349. Die Pest wütet in Europa, verantwortlich werden die Juden gemacht.
Auch in Rothenburg steht eine Judenhatz bevor, in letzter Minute kann die junge Rebekka noch fliehen. Sie hinterlässt schweren Herzens ihre Eltern, die ihr obendrein noch eröffnen, dass sie ein Findelkind sei, und als kleines Baby vor ihrer Haustür lag, bei sich nur eine fein gewebte Decke, ein silbernes Kruzifix und eine kleine Bibel. War Rebekka etwa gar keine Jüdin sondern Christin? Wer ist ihre richtige Familie?
Voller Sorgen macht sie sich auf den Weg nach Prag, wo sie sich mit ihren (jüdischen) Eltern treffen wollte. Auf dem Weg dorthin muss sie lernen, sich alleine durchzuschlagen, und so kann sie gerade so einer Vergewaltigung entgehen, und reist fortan unter ihrem Geburtsnamen Amalie Belcredi mit einer größeren Handelsgruppe weiter. So trifft sie auf Engelbert von der Hardenburg, einen Ritter des Deutschordens. Engelbert wurde überfallen und stark verletzt, durch die Pflege Rebekkas alias Amalie genest er aber zusehends, bis sie gemeinsam in Prag ankommen.
Engelbert ist für den König als Reliquienjäger im ganzen Reich unterwegs, und er überzeugt den König nun, dass er Amalies Hilfe für das Beschaffen einer weiteren Reliquie aus einem Nonnenkloster benötigt. Nachdem dies gelungen ist, werden Engelbert und Amalie vom König auf die Suche nach der wertvollsten Reliquie der Christenheit geschickt. Gleichzeitig versuchen die beiden, mehr über Amalies Herkunft herauszufinden. Bald schon wird klar, dass beides mehr miteinander verknüpft ist, als anfangs gedacht. Zudem haben sie bei ihrer Suche einen mächtigen und skrupellosen Widersacher.
„Die Reliquienjägerin” ist ein historischer Roman, den zu lesen wirklich Freude gemacht hat. Spannend und gut geschrieben kam es häufig zu unerwarteten Wendungen. Dies kaschierte dann auch ausreichend einige eher unrealistische Dinge. So ist es schon erstaunlich, wie gut sich die bisher wohlbehütete und im jüdischen Glauben aufgewachsene Rebekka als Amalie in der christlichen Welt zurecht findet.
Begründet wird dies durch die Unterhaltungen mit ihrem besten Jugendfreund Johann, deren Begegnungen in Rückblenden immer wieder erzählt werden, übrigens schön gemacht: diese Kapitel sind auch optisch abgegrenzt durch eine andere Schriftart. Ansonsten ist Amalie sehr schnell sehr patent und abenteuerlustig, was teils doch recht konstruiert wirkt- zumindest auch im historischen Kontext betrachtet. Auch das Ende ist etwas bemüht. Sieht man aber darüber hinweg, bzw. lässt sich einfach von der fiktiven Geschichte unterhalten, ist das Buch sehr schnell zu lesen, weil man einfach wissen muss, wie es weiter geht.
Der Widersacher ist ein wahrer Schurke, der mit Intrigen und purer Gewalt an sein Ziel will. Auch wird gut beschrieben, wie tief verwurzelt die Vorurteile gegenüber den Juden sind. Und vor allem auch, aus welchen machtpolitischen oder auch rein geldgierigen Gründen die Juden verfolgt werden- oder sogar wie hier im Beispiel in Rothenburg eine gesamte Gemeinde durch einen blutdürstenen Mob fast vollständig ausgelöscht wird.
Schlussendlich hat mir das Buch auch trotz kleiner Defizite (die man beim Lesen sehr gut ausblenden kann) wirklich gut gefallen.