„Die Mütter-Mafia” ist der erste Band einer Trilogie von Kerstin Gier. Hauptperson ist Constanze, die als Studentin von der kleinen Insel Pellworm nach Köln gekommen ist. Hier traf sie auf Lorenz, den sie bereits kurze Zeit später heiratete. Sie selbst ist -völlig Klischee-beladen- die kleine Dumme vom Lande.
Lorenz kleidete sie neu ein, und Conny brach ihr Studium ab, um sich um Wohnung, die beiden Kinder und ihren Mann kümmern zu können. Dann plötzlich eröffnet Lorenz ihr, dass er sich scheiden lassen möchte. Für ihn ist es beschlossene Sache, und so wartet er nicht lange, um Conny samt Kindern aus seiner Wohnung auszuquartieren. Neue Unterkunft ist das alte Häuschen seiner verstorbenen Mutter, ein (Alb-)Traum im 60er-Jahre Mahagoni-Schick. Nicht nur Conny, auch der vierjährige Julius und vor allem die fast 14-jährige Nelly sind entsetzt.
Nelly gibt zunächst ihrer Mutter die Schuld an der Trennung, und jetzt muss sie auch noch raus aus der Innenstadt, mitten hinein in eine schräge Vorstadt-Idylle, zu allem Überfluss mit schlechtem Handy-Empfang. Direkte Nachbarn sind die Hempels, die regen Gebrauch von ihrer Rechtsschutzversicherung machen, und bei ihrem Antrittsbesuch bei Conny direkt mit ihrem Anwalt drohen.
Diese weiß kaum, wie sie ihren Kindern genug zu essen kaufen kann, Lorenz weist jede Verantwortung von sich, schließlich habe er ihr ja das vollmöblierte Haus überlassen. Und die gutgläubige Conny hatte bereits einige Scheidungspapiere unterschrieben, die ihr Lorenz hingehalten hat. Jetzt muss sie zum ersten Mal alleine zurecht kommen, und stellt sich dabei mehr als tollpatschig an. Hilfe bekommt sie von ihrer Nachbarin Mimi, die voller Tatendrang beginnt, Connys Haus zu renovieren.
Daneben gibt es noch die Mitglieder der „Mütter-Society”, Über-Muttis, die nur das Beste für ihre Kinder wollen: Klassisches Musizieren, Fremdsprachenunterricht im Kindergartenalter, nur pädagogisch wichtiges Spielzeug. Conny möchte unbedingt dort aufgenommen werden, doch je mehr sie selbst „erwachsen” wird, erkennt sie, was wirklich wichtig im Leben ist.
Der erste Band der Trilogie macht schon Lust auf die folgenden, obwohl es manches Mal doch fast schon anstrengend war, zu lesen, wie unbeholfen sich Conny so anstellte. Insgesamt werden alle möglichen Klischees bedient. Das Landei in der Großstadt, der egoistische Karrieremann in seiner Designer-Wohnung, die esoterische Freundin, das streitsüchtige ältere Ehepaar namens Hempel, die Über-Muttis und die Alleinerziehende, die Bastel-Kurse anbietet.
Auch wenn man sich das meiste denken kann, ist es doch lustig zu lesen, wie die Geschichte weitergeht. Insgesamt ist es eine nette, kurzweilige Unterhaltung, bei der ich auch schon mal laut lachen musste. Besonders schön sind die Einträge der „Mütter-Society” auf ihrer Homepage, die in Auszügen jeweils zu Beginn der Kapitel stehen. Hier sieht man, wie verrückt doch manche Muttis so sein können. Conny gründet kurzerhand ihre eigene Gegenbewegung, die „Mütter-Mafia”.
Dennoch bleibt die Geschichte sehr seicht, unrealistisch und teilweise nervend naiv. Auch der Versuch ein sehr ernstes Thema (Kindesmissbrauch) mit anzuschneiden, ist leider eher schief gegangen, und hätte meiner Meinung nach lieber ausgelassen werden.
Fazit: meine Meinung ist sehr ambivalent, sieht man über die vielen Klischees hinweg und erwartet nur seichte Unterhaltung ohne Realitäts-Anspruch ist man hier wirklich gut bedient. Und trotz aller genannten Defizite freue ich mich darauf, auch den nächsten Band zu lesen.