England 1983, genauer Bath – kurz vor Weihnachten: Nach ihrer Begegnung mit dem Old Man of Coniston und der Enttarnung eines Verräters in ihren eigenen Reihen ist die geheime Organisation der Buchhändler wieder zurück in ihrem Alltagsgeschäft. Neben der erfolgreichen Leitung mehrerer Buchläden, kümmern sie sich auch immer um den Aufkauf seltener Sammlung und der Katalogisierung dieser.
Die rechtshändige Buchhändlerin Vivien hat sich bereiterklärt ihrer Cousine Ruby in dem „Kleinen Buchladen“ in Bath auszuhelfen. Ruby muss sich dort um eine frisch eingetroffene Sammlung kümmern, da diese aber riesig ist, benötigte sie Hilfe aus London. Eigentlich gibt es nicht so viele besondere Bücher in der Sammlung, als Vivien plötzlich ein Kartenfragment entdeckt, welches zwischen Buchrücken und Einband versteckt ist.
Da sie durch ihre Fähigkeit die Magie in dem Fragment spürt, beordert sie sofort einige Linkshänder ins Lager. Es kommt aber nur ihr Bruder Merlin, der sich scheinbar nur zufällig in Bath aufhält, da einer seiner Bekannten hier wohnt, der ihm Zugang zum Kostümfundus der BBC gewährt hat. Die Wahrheit ist aber, dass er aber nur in der Nähe seiner Freundin Susan sein möchte, die um eine kleine Auszeit gebeten hat. Die Welt der Buchhändler ist ihr zu sehr mit dem Bereich des mystischen verbunden. Das Problem ist, dass sie selbst die Tochter eines Urherrschers ist und selbst über gewisse magische Fähigkeiten verfügt und ihrem Erbe nicht entkommen kann.
Als Vivien beginnt ihre Magie bei der Karte zu wirken stellt sich heraus, dass es sich um ein Portal zu einem anderen Ort oder in eine andere Welt handelt. Schnell möchte sie dieses Portal wieder schließen, doch eine kleine Biene hat sich den Weg aus der Karte gebahnt, die von Merlin eingefangen wird. In der nächsten Sekunde befindet sich Merlin in der Karte an diesem seltsamen Ort.
Nun heißt es keine Zeit zu verlieren. Sollte Merlin nicht innerhalb der nächsten paar Stunden gerettet werden, dann bleibt er auf ewig in diesem seltsamen Reich gefangen. Das Problem ist, dass man eine magische Karte aus dieser Welt benötigt um wieder zurückzukehren, die Merlin nicht bei sich trägt und die seltsamerweise irgendwo in den unendlichen Lagern der Buchhändler verschwunden sind. Vivien fällt nur eine Person ein, die in der Lage wäre auf die schnell so eine Karte zu erstellen – Susan. Doch wie gesagt, diese möchte im Moment nichts mehr mit den Buchhändlern zu tun haben…
Mit „Die geheime Karte“ setzt der australische Autor Garth Nix seine Saga um die „magischen Buchhändler von London“ fort und führt uns Leser in eine minimal abgeändertes Großbritannien der 1980er Jahre. In diesem Abenteuer ist der Hauptschauplatz aber nicht London, sondern das kleine beschauliche Städtchen Bath, welches von einer immer wieder kehrenden bösen Gottheit heimgesucht wird.
Wie auch schon im ersten Band gelingt es Nix unsere reale Welt mit der Welt des Übersinnlichen zu vermischen. So arbeitet die Polizei mit der Organisation der Buchhändler zusammen, die alle eine magische Fähigkeit besitzen. Überall in Großbritannien gibt es phantastische aber überaus mächtige Wesen, die versteckt unter den Menschen leben. Sei es nun ein Urherrscher dem Stahl und Steine gehorchen, wie Susans Vater, oder nur der Wassergeist, der in einem Bach in der Nähe von Susans Haus lebt.
Doch nicht alle diese Geschöpfe sind nett und friedfertig. Auch hier gibt es Wesen, die ihre Macht vergrößern wollen und denen ein Menschenleben nichts bedeutet. Dafür gibt es die Buchhändler, die solche Wesen in ihre Schranken weisen, mal mehr erfolgreich, mal weniger erfolgreich – je nachdem wer der Gegner ist. Ein wenig verwirrend ist dieses manchmal und wer jetzt auf welcher Seite steht hängt manchmal auch einfach nur von der Tagesform ab.
Mit diesem Band gelingt es Garth Nix erneut seine Leserschaft in den Bann zu ziehen. Schon mit dem ersten Kapitel baut er eine gewisse Spannung auf, die er fast die ganze Zeit über halten kann. Seine Figuren stolpern von einem Abenteuer ins nächste und haben gefühlt kaum Zeit zum Durchatmen, da die Gefahr immer über ihnen schwebt. Ein bisher unbekannter Gegner plant bei der Wintersonnenwende nach einem Ritual, welches knapp 200 Jahre gedauert hat, aus seinem selbstgewählten Gefängnis auszubrechen. Das einzige was er dazu braucht ist ein mächtiges Opfer und da kommt ihm Susan gerade passend.
Mir hat dieser Band gut gefallen. Garth Nix konnte in diesem zweiten Band seine Figuren ein wenig mehr ausarbeiten und auch die Welt der Buchhändler mehr verankern. Während der erste Band die Grundlagen für diese magische Welt geboten hat, ist diese nun eingeführt und in diesem zweiten Band konnte Nix ein wenig in die Tiefe gehen, obwohl es sich immer noch eher wie ein Kratzen an der Oberfläche anfühlt. Es war sehr schön wieder von seinen Figuren zu lesen, oder auch neue kennenzulernen.
Ich bin gespannt, ob es auch noch ein dritter Band kommt und wie es Nix gelingen wird nach diesem Ende den Handlungsfaden in seine Welt der magischen Buchhändler wiederaufzunehmen.
Meine Meinung: 10 von 10 Punkten