Einige Zeit ist es nun her, dass Schulmeister Ichabod Crane in Sleepy Hollow auf den kopflosen Reiter getroffen ist. Obwohl man den Reiter seit dem Zusammenstoß mit Crane nicht mehr gesehen hat, ist die Legende im Dorf immer noch mehr als präsent.
Daran ändert sich auch nichts als Ben und sein Freund Sander beim Spielen im Wald eine Leiche entdecken, der man den Kopf und auch die Hände abgeschlagen hat. Die Erwachsenen die dazu kommen beginnen sofort wieder von der Legende des Reiters zu sprechen. Nur Bens Großvater Brom scheint nicht an die Legende zu glauben und ist auf der Suche nach einer anderen Erklärung.
Dennoch ist irgendetwas seltsam. Als Ben nach Hause kommt hat sich die ganze Atmosphäre die das Dorf umgibt geändert. Auf einem späten Streifzug über das weite Land seiner Großeltern bemerkt Ben dann auf der Schafweide etwas Seltsames. Die Schafe stehen dicht gedrängt beieinander und lassen sich auch nicht verscheuchen.
Als Ben den Grund dafür herausfinden möchte entdeckt er an der Grenze des Waldes, welcher an das Feld grenzt den Kadaver eines Schafes. Auch bei dem Schaf fehlen der Kopf und die Hufe. Schnell alarmiert Ben seinen Großvater, doch als sie an der Fundstelle ankommen, ist das Schaf schon fast verwest. Verwundert gehen die Beiden auf die Suche nach dem Täter, können diesen aber nicht finden.
Am nächsten Tag möchte Ben mit seinem Großvater ins Dorf reiten um sich mit seinem Freund Sander zu treffen. Bevor es aber so weit kommen kann, wird Ben vom Sohn des Schmieds überfallen, den er aber überrumpeln und mit Hilfe des alten Schuler de Jaager auch in die Flucht schlagen kann. De Jaager hat von den Überfällen und Toten gehört und möchte Ben nun in die Geheimnisse von Sleepy Hollow einweihen.
Auch wenn Ben ein seltsames Gefühl hat begleitet er de Jaager zu dessen Haus. Dort berichtet ihm de Jaager von einer lange vergessenen Kreatur, die tief in den Wäldern haust und immer wieder neue Opfer fordert. Ben kommt die ganze Atmosphäre im Haus unheimlich vor und ergreift die Flucht in den Wald. Ein großer Fehler, denn dort stolpert er über die Kopf- und Handlose Leiche vom Sohn des Schmieds. Leider gibt es für die Dorfbewohner diesmal nur einen Verdächtigen für diesen Mord – Ben.
Mit „Die Legende von Sleepy Hollow – Im Bann des kopflosen Reiters“ veröffentlicht der Penhaligon Verlag nun eine weitere düstere Adaption eines Klassikers aus der Feder von Christina Henry. Diesmal hat sich die Autorin aber kein Märchen, sondern die amerikanische Sage um den kopflosen Reiter von Washington Irving als Grundlage ausgesucht. Bei uns ist diese Geschichte vor allem durch den Film von Tim Burton bekannt, in der Johnny Depp die Rolle des Ichabod Crane verkörpert hat.
Henrys Roman spielt nun viele Jahre nach der Handlung um Crane und Abraham van Brunt und hat Bente, die Enkelin van Brunts als Protagonistin. Diese sieht und fühlt sich aber nicht als Mädchen, sondern ist der Junge Ben. Das wird aber von vielen Dorfbewohnern mehr als skeptisch begutachtet, so dass dann auch nur sie für die nun wieder geschehenen seltsamen Morde in Betracht kommen kann.
Henry gelingt es hier in den Spagat zwischen der Findung der eigenen Persönlichkeit und abstoßendem Horror passend zu treffen.
Auf der einen Seite haben wir, wie schon angesprochen, Ben, der sich nicht nur gegen die Vorbehalte eines ganzen Dorfs, sondern auch gegen die Restriktionen seiner Großmutter durchsetzen muss. Niemand scheint zu verstehen, was in ihm vorgeht und dass er die Erwartungen, die an seine Äußeres gesetzt werden niemals erfüllen kann.
Auf der anderen Seite sind die Schrecken, die im Wald von Sleepy Hollow auf neue Opfer warten. Diese werden von Henry auch sehr gut beschrieben, so dass es einem als Leser auch kalt den Rücken hinunterläuft.
Meiner Meinung nach ist dieser Roman eine hervorragende Weiterentwicklung der Geschichte um den kopflosen Reiter. Christina Henry nimmt uns Leser mit auf eine alptraumhafte Reise in die Wälder rund um dieses beschauliche Dorf mit. Das Ende der Geschichte war schlüssig und aus meiner Sicht nicht vorhersehbar. Erneut hat mich Henry in ihrer Geschichte gefangen und ich freue mich schon auf das nächste Abenteuer aus ihrer Feder.
Meine Meinung: 10 von 10 Punkten