„Der Pfad der Adlerkrieger“ ist der dritte Band der großen Chronik „Die Legende der Adlerkrieger“ von Jin Yong.
Die beiden jungen Haupthelden (denn an Helden mangelt es in diesem Heldenepos nicht) Guo Jing und seine geliebte Huang Rong werden in einen fiesen Hinterhalt auf hoher See gelockt. Es scheint kaum ein Entrinnen zu geben, denn kaum scheint das Schicksal ein klein wenig gnädig mit den beiden, bringt es schon die nächsten Feinde auf den Platz.
Natürlich wird mit dem vortrefflichen Kung Fu der verschiedenen Schulen und Kampfrichtungen nicht gespart, und noch ist nicht sicher, welcher Kämpfer tatsächlich der Überlegenste ist. Hass und Gier lassen die Kämpfe immer mehr ausarten, so dass es um nichts weniger als Leben und Tod geht. Guo Jing mit seiner reinen Seele ist hier wie immer mehr mit dem Wohlergehen seiner Freunde beschäftigt, und bringt sich so immer wieder in brenzlige Situationen, um ihnen beizustehen.
Der gefürchtete Kämpfer Ouyang Feng, genannt Gift des Westens, braucht Guo Jing jedoch lebend, kennt dieser doch als einziger die geheimen Schriften des „Neun-Yin-Handbuchs“, das die höchste Kampfkunst verspricht.
Mit einem unfairen Trick gelingt es Ouyang Feng Guos Meister Hong, Bettler des Nordens, schwer zu verletzen, eine Heilung scheint trotz des vortrefflichen inneren Kung Fus des Meisters kaum möglich. Da steht schon die nächste Bedrohung bevor, die Schergen des Jinreiches suchen nach den Kampfschriften eines berühmten Feldherrn, um die Schlacht gegen die Mongolen für sich gewinnen zu können. Dies muss unbedingt verhindert werden.
Der dritte Band der Legende der Adlerkrieger „der Pfad der Adlerkrieger“ ist ein spannender weiterer Teil der großen Sage, die mit Recht als „der chinesische Herr der Ringe“ beschrieben wird. Insgesamt lässt es sich sehr flüssig lesen, die Spannung ist fast ununterbrochen hoch.
Der Band wirkt auf mich von den dreien bisher als der „erzählerischste“. Nach der Ausbildung und dem Kennenlernen der Protagonisten und verschiedenen Gruppierungen in den ersten beiden Bänden, wird nun tatschlich viel die Geschichte vorangetrieben. Dabei treffen Guo Jing und Huang Rong erneut auf diverse Gefährten und Feinde. Und natürlich ist jeder Schritt auch eine Lektion im Kung Fu.
Beiden gelingt es, ihre Kampffähigkeiten deutlich zu verbessern, und so ergänzen sich die gewitzte Huang und der seelengute Guo perfekt. Nach einer schweren Verletzung wenden die beiden einen Teil des „Neun-Yin-Handbuchs“ an, bei dem sie 7 Tage lang in tiefer Meditation versinken und ihr Qui fließen lassen müssen. Dieser Teil des Buches erscheint fast wie ein Kammerspiel, denn aus einem Versteck heraus beobachten die beiden viele ihrer Feinde und decken einige Intrigen und Lügengebilde auf.
Es wird schön beschrieben, wie die beiden die neuen Aspekte im Handbuch Teil für Teil für sich erschließen, ist doch das Kung Fu eine lange Auseinandersetzung und Interpretation des Geschriebenen.
Die beschriebenen Kämpfe und Abenteuer lassen den Leser ziemlich atemlos zurück. Natürlich fehlt weder die Schwebekunst noch die Benennungen der einzelnen Kampfabfolgen wie z.B. „explodierende Kröte“ oder „Knochenbrecherdorn“.
Abgesehen vom Inhalt sind alle drei Bände mit einem schönen Einband versehen, der nicht nur optisch sondern auch haptisch anspricht. Außerdem gibt es ein Personenverzeichnis, so dass man sich bei den vielen fremdländischen Namen schnell wieder einen Überblick über die Protagonisten verschaffen kann.
Einziges Manko (und das ist verschmerzbar) ist für mich, dass ich zu Beginn dachte, dass es sich um eine Trilogie handelte. Als dieser Band jedoch kein abschließendes Ende hatte, musste ich erst nachsehen, dass es sich bei dem Originalepos um immerhin 12 Bände handelt, bei denen aber bisher nur die ersten drei aus dem Chinesischen übersetzt sind. Ich hoffe, dass es bald weiter geht.
Meine Meinung: 10 von 10 Punkten