Eigentlich sollte es ein netter Geburtstag für Lea werden. Sie ist schon seit 25 Jahren mit Florent zusammen. Als Paar sind sie eigentlich glücklich miteinander, doch dieser Abend soll alles ändern. Der Untergang beginnt beim Essen, wo sie Besuch von ihren Freunden Alexandra und Jean-Fabrice bekommen. Es gibt nette Gespräche und man verfällt in eine gemütliche Laune. Beim Essen lassen die beiden aber die Bombe platzen, dass sie sich nach den vielen Jahren auseinandergelebt haben und von nun an getrennte Wege gehen werden.
Lea ist so geschockt, dass sie unter dem Tisch nach Florents Bein greift. Dies ist die Sekunde die alles ändert, da er eine Erektion hat. Kurz darauf verabschieden sich die Freunde und Lea stellt ihren Freund zur Rede. Zuerst vermutet sie, dass Florent gefallen an ihrer Freundin Alexandra gefunden hat und dass er sich nun, da sie sich von Jean-Fabrice getrennt hat, Hoffnungen macht. Die Wahrheit ist dabei aber viel einfacher.
Um Lea an ihrem Geburtstag eine Freude zu machen hat Florent eine Viagra Pille genommen. Doch Lea ist dennoch alles andere als Begeistert. Nun ist ihre Eifersucht zwar ein wenig verraucht, doch ihre Wut ist immer noch nicht versiegt, da sie denkt, dass ihr Mann sie nicht mehr begehrenswert findet. Die Fronten verhärten sich und egal was Florent als Grund für sein Experiment angibt, kann er seine Lea doch nicht beruhigen. Die Tatsache, dass er dabei die ganze Zeit eine chemische Erektion hat trägt auch nicht zur Verbesserung der Stimmung bei.
Mit seinem nun bei Splitter erschienen Comiczweiteiler „Die Erektion“ verneigen sich Autor Jim und Zeichner Lounis Chabane vor dem französischen Fernsehtheater „Heute Abend im Theater“ von Pierre Sabbagh. Wie auch im klassischen Theater wird die Handlung langsam aufgebaut und viel davon funktioniert über die Dialoge der Protagonisten. Daher müssen die Figuren auch mehr als Ausdrucksstark dargestellt werden, auch wenn die Männer nicht als klassische Schönheiten gezeigt werden, sondern eher als intellektuelle Normalos.
Die Handlung von „Die Erektion“ basiert auf wahren Begebenheiten und ist eine nette Charakterstudie über ein Paar, welches sich eigentlich in und auswendig kennen sollte. An und für sich ist die Geschichte wirklich nett zu lesen, die Zeichnungen von Chabane sind sehr ausdrucksstark und ergänzen die Handlung von Jim mehr als perfekt. Obwohl es eigentlich ein ernstes Thema ist, taucht immer wieder ein gewisses Maß an Humor auf, welches die Geschichte auflockert.
Mit „Die Erektion“ ist Jim eine gute Geschichte über die Gedankenwelt von Mann und Frau gelungen. Während der Mann immer denkt, dass er seiner Frau mit seiner gesteigerten Potenz eine Freude machen würde, fühlt sich die Frau nicht mehr ansehnlich und erotisch genug für ihren Mann. Ein herrliches Verwirrspiel der Gefühle, auf dessen Ende ich im zweiten Band sehr gespannt bin.