Es fing alles ganz harmlos mit einem Husten an. Dieser verbreitete schnell über die USA und dann fingen die Leute plötzlich an, wie die Fliegen zu sterben. Die Pandemie hatte die USA im Griff und so lange die Fernsehsender und der Handyempfang noch vorhanden waren, konnte die Bevölkerung das Elend miterleben.
Auch Crodelia „Red“ und ihr Eltern sowie ihr Bruder Adam verfolgten täglich das Geschehen. Da Red ein Fan von Horrorfilmen ist, wusste sie ganz genau was auf sie zukommen würde, wenn die Pandemie noch schlimmer werden würde. In weiser Voraussicht hat sie ihr Überleben geplant und im Vorfeld schon alles Wichtige für eine mögliche Flucht vorbereitet.
Nun ist alles still. Es gibt kein Fernsehen mehr, der Handyempfang ist auch nicht mehr vorhanden und Strom hat man nur noch, wenn man einen eigenen Generator zu Hause hat. Zwar leben Red und ihrer Familie ein wenig außerhalb eines kleinen Ortes, dennoch wollen sie alle lieber zur Großmutter wandern, die ein kleines Haus im Wald besitzt, welches völlig autark ist.
Bevor sie aber aufbrechen können, muss die Familie aber trotz Reds Vorkehrungen in den nahe gelegenen Ort. Ihre Eltern haben aus Platzgründen die Camping- und Wanderausrüstung verkauft und sind nun für so eine lange Wanderung nicht vorbereitet. Wie sollte es auch anders kommen, dieser Ausflug stellt sich als tödlicher Fehler heraus und Reds Mutter infiziert sich mit der Seuche.
Die Planung bleibt aber immer noch die gleiche, durch einige Verzögerungen sowie der Krankheit der Mutter kommt die Familie aber nicht passend weg, so dass kurz vor ihrem Aufbruch ein rassistischer Lynchmob vor ihrer Tür steht und die Eltern ermordet. Red und Adam können im letzten Augenblick fliehen. SO beginnt das Abenteuer für die Geschwister.
Natürlich ist Adam nicht richtig auf die weite Reise vorbereitet und hat statt Lebensmittel lieber Erinnerungsstücke eingepackt. So kommt es, dass Red und Adam in eine Tankstelle einbrechen müssen. Eigentlich wollten sie nur ein paar Lebensmittel mitnehmen, doch sie entdecken etwas weitaus grässlicheres. Dem Besitzer der Tankstelle ist durch das Virus scheinbar der Brustkorb aufgeplatzt.
Bevor sie aber weitere Nachforschungen zu diesem seltsamen Phänomen machen können, hören sie Motorengeräusche. Aus Angst, dass es erneut der Lynchmob sein könnte, verstecken sie sich im Abwassergraben hinter der Tankstelle. Keine Sekunde zu früh, denn kurz darauf tauchen Männer einer selbst ernannten Miliz auf, die die Tankstelle plündern und auf alles schießen was sich bewegt.
Nun ist nicht nur die Seuche eine Gefahr, sondern auch die seltsame Miliz, das Verhungern und das amerikanische Militär. Dieses möchte alle verbliebenen Überlebenden in Quarantänecamps schicken um so der Seuche Herr zu werden. Doch Red und Adam haben ein Ziel vor Augen – das Haus der Großmutter….doch werden sie es auch erreichen?
Mit „Die Chroniken von Rotkäppchen“ beschließen Autorin Christina Henry und der Penhaligon Verlag die „Die Chroniken von…“ Reihe. In diesen sechs Romanen hat sich die Autorin klassische Kinderbücher ausgesucht und diesen ihren eigenen, manchmal sehr brutalen Stempel aufgedrückt.
Nachdem „Die Chroniken der Meerjungfrau“ eher einen anderen Horror beleuchtete – die Abgründe der menschlichen Seele, ist „Die Chroniken von Rotkäppchen“ eine Mischung aus beidem. Was würde passieren, wenn es wirklich eine Seuche geben würde, die dafür sorgt, dass die meisten Menschen sterben?
Wer sich jetzt ein wenig im Horrorgenre auskennt, der wird jetzt natürlich sofort an „The Walking Dead“, „28 Days Later“ oder die Zombieklassiker von George A. Romero denken. Doch um Zombies geht es in dieser Geschichte nicht, sondern wirklich um den Weltuntergang durch eine Krankheit, bei der nur wenige Menschen immun sind.
In dieser Welt möchten sich die junge Red und ihre Familie zu ihrer Großmutter durchschlagen. Natürlich geht alles schief, so dass am Ende nur noch die Horrorfilm geprüfte Protagonistin alleine durch die Wälder gehen muss. Dabei trifft sie natürlich auf andere Überlebende, die nicht immer nur das Beste von ihr wollen.
Aufgebaut ist der Band nach dem klassischen Kurzgeschichten beziehungsweise Gruselprinzip. Über die ganze Erzählung wird auf den Twist am Ende hingearbeitet. Es werden zwar immer wieder Andeutungen gemacht, doch man kann nie mit Gewissheit sagen, wie die Wendung am Ende ausgehen wird.
Die Geschichte an sich wechselt immer zwischen der aktuellen Zeit und Rückblenden in denen sich Red an den Beginn der Pandemie und die Zeit danach erinnert. Diese Einschnitte sind gut gewählt, da es meistens an Stellen ist an den Red sich ausruht, oder auf einer langen Strecke niemanden trifft und sich an die Vergangenheit erinnert und so der Erzählflow nicht gestört wird.
Mir persönlich hat an dieser Geschichte diese Mischung aus Survival- und Gruselgeschichte gefallen. Man wusste eigentlich nie so ganz genau, was wirklich passieren wird und was denn jetzt dafür gesorgt hat, die Brustkörbe der Menschen zu sprengen. Erschreckend fand ich auch die vielen Parallelen zu unserer eigenen Pandemie, vor allem, wenn man bedenkt, dass Frau Henry dieses Buch schon im Jahre 2019 veröffentlicht hat.
Meine Meinung: 10 von 10 Punkten