Vor vielen, vielen Jahren hat der junge Peter seinen ersten „verlorenen“ Jungen mit auf die Nimmerlandinsel gebracht. Seitdem lebt Jamie, so sein Name, mit Peter auf der Insel. Die Jungen haben zuerst viel Spaß zusammen und werden auch nicht älter, doch dann wird es Peter mit Jamie zu langweilig und er holt weitere Spielkameraden auf die Insel.
Gemeinsam erleben die Jungs spannende Abenteuer, kämpfen gegen blutrünstige Piraten, die vor der Insel vor Anker liegen, und erproben ihre eigene Stärke in simulierten Schlachten. Sollte dabei zufällig ein Junge sterben oder krank werden war dies kein Problem. In der realen Welt gab es genug verlorene Seelen, die nur auf Peter und Jamie gewartet haben.
Das alles ändert sich als sich Peter den kleinen fünfjährigen Charlie als Spielkameraden aussucht. Dieser ist nicht so wie die anderen Jungs, da er noch viel zu klein ist. Was für die großen Jungs ein spannendes Abenteuer ist, macht Charlie oft nur Angst. So kommt es, das Jamie der Beschützer von Charlie wird – sehr zum Verdruss von Peter.
So kommt es, dass Peter bei seinem nächsten Ausflug in die reale Welt den gewalttätigen Nip mitbringt. Dieser ist ein hinterhältiger Bursche und nur auf seinen Vorteil bedacht. Als es beim Essen wieder einmal Streitigkeiten gibt, geraten Jamie und Nip aneinander. Trotz des Streits plant Peter aber schon wieder einen Angriff auf die Piraten.
Gesagt getan. So macht sich die Gruppe von Jungs auf den Weg ins Lager der Piraten. Da der Weg aber weit ist, müssen sie in der Bärenhöhle halt machen. Doch auch dort haben die Jungs keine Ruhe, da sie plötzlich von einem der vieläugigen Monster aus der Ebene angegriffen werden. In letzter Sekunde kann Jamie das Wesen töten, muss nun aber zusammen mit Peter die Spuren des Kampfes beseitigen.
Dieses gelingt alles andere als Reibungslos und schon bald sind ihnen die Piraten auf den Fersen, die sie aber für die Tötung des Vieläugigen verantwortlich machen können. Zurück im Lager muss Jamie dann feststellen, dass Nip einen anderen Jungen getötet hat um sich danach „um Jamie zu kümmern“, so wie Peter es ihm aufgetragen hat.
Da Peter noch nicht von seinem Abenteuer zurück ist, soll Nip sofort der Prozess gemacht werden, doch Peter kommt im letzten Augenblick dazu um das zu verhindern. Anstelle dessen gibt es einen Kampf in der Arena, bei dem sich Nip nun Jamie auf Leben und Tod stellen muss. 30 Tage hat Nip nun Zeit sich von seinen Verletzungen zu erholen. In diesen 30 Tagen muss Jamie aber neben dem eigenen Training noch immer ein Auge auf Charlie haben, denn Peter kann es gar nicht leiden, wenn es jemanden gibt der mehr geliebt wird als er…
Mit ihrem bei Penhaligon erschienenen Roman „Die Chroniken von Peter Pan“ wirft Autorin Christina Henry nach ihrer dreiteiligen „Alice im Wunderland“ Adaption nun einen düsteren Blick auf die Abenteuer von Peter Pan. Dieses ist im Original von James Matthew Barrie und zählt, ebenso wie die beiden original „Alice“ Geschichten, zu den Klassikern der Kinder und Jugendbuch Literatur.
Christina Henry nimmt bei ihrem Roman aber wieder einen etwas verdrehten Blick auf die Geschichte. Anders als bei der Alice Reihe erfindet sie das Universum in dem die Protagonisten agieren aber nicht komplett neu, sondern liefert quasi eine Vorgeschichte zu Barries Werk.
Während Barries Peter aber ein fröhlicher Junge ist, der neue Spielkameraden ins Nimmerland holt, zeigt Henry durch die Augen ihres Ich-Erzählers Jamie einen völlig anderen Peter Pan. Dieser ist kalt und gewissenlos und ist immer nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht.
Auch dieser Peter sucht Spielkameraden, doch sind diese so schnell austauschbar wie kleine Spielzeugfiguren. Ist eine Figur kaputt, oder hier ein Junge tot, dann wird einfach für Ersatz gesorgt. Nur Jamie scheint einen besonderen Stellenwert in Peters Augen zu haben, da er ja schließlich der erste Junge war, den er mit auf die Insel gebracht hat.
„Die Chroniken von Peter Pan“ ist ein gelungener Roman, der zwischen Jugendlicher Abenteuergeschichte und ganz üblem Horror hin und her pendelt. Dabei sind es nicht wirklich die blutigen Szenen, die einen erschaudern lassen, sondern die ganzen kleinen Gemeinheiten vor allem die Ausweglosigkeit in der Geschichte. Eine gute Adaption, die den Leser Peter Pan und vor allem die fröhliche Disney Version davon in einem anderen Licht erscheinen lässt.
Meine Meinung: 10 von 10 Punkten