Ein letztes Mal entführt uns Autorin Christina Henry in ihre düstere Version von Lewis Carrolls „Alice im Wunderland“. Nach dem Kampf gegen das Kaninchen und die weiße Königin müssen sich Alice und ihr Freund Hatcher im dritten und letzten Band der Reihe mit den letzten Gefahren des „Wunderlands“ auseinandersetzen.
In vier Kurzgeschichten, die zwar einzeln lesbar sind, dennoch aber irgendwie zusammengehören, geht der Kampf ums Überleben von Alice und Hatcher in die letzte Runde.
Bevor wir Leser aber zu Alice kommen erfahren wir in „Ein bezauberndes Wesen“ erst einmal etwas über ihre kleine Schwester Elisabeth. Diese wurde von Alices Eltern als Ersatz für die verlorene Tochter benutzt und auch genauso aufgezogen. Doch ebenso wie bei Alice schlummert auch in Elisabeth ein wenig Magie und schon bald befindet sie sich in einem ähnlichen Abenteuer wie ihre Schwester. Ihre Neugier hat dafür gesorgt, dass sie in der alten Stadt ist und dort zum Freiwild erklärt wird.
In „Mädchen in Bernstein“ müssen sich Alice und Hatcher gegen einen mehr als plötzlichen Wintereinbruch wappnen. Während Hatcher in seiner Wolfsgestalt die Gegend erkundet kann sich Alice kurz vor dem Erfrierungstod in ein seltsames Haus retten. Doch diese Gefühl der Rettung ist nur von kurzer Dauer, denn dieses Haus scheint zu leben und nur auf ein neues Opfer gewartet zu haben.
Die dritte Geschichte „Als ich zum ersten Mal in die Stadt kam“ führt den Leser in die Vergangenheit von Hatcher. Wer war der Mann Nicholas, bevor er von seinem damaligen Arbeitgeber betrogen wurde und er mit einer Doppelaxt durch die alte Stadt gelaufen ist? Hier erfährt man mehr vom jungen Untergrundboxer, der sich plötzlich in einem Kampf gegen den ungeschlagenen Meister der neuen Stadt wiederfindet. Leider weckt er damit auch das Interesse der falschen Männer.
In der letzten Geschichte „Der Gnadenthron“ müssen Alice und Hatcher durch ein Dorf in den Bergen in dem Magie mit dem Tod bestraft wird. Kurz vor Ankunft im Dorf wird Alice von einer Vision heimgesucht, in der eine junge Frau auf einem seltsamen Stuhl von einer anderen Frau durch die Macht eines Unwetters getötet wird. Kaum haben Alice und Hatcher das Dorf betreten müssen sie der zweiten Frau Rede und Antwort stehen. Das Schicksal des Gnadenthrons ist zu ihrem Entsetzen für die beiden Reisenden in eine greifbare Nähe gerückt…
Nachdem ich den zweiten Band von „Die Chroniken von Alice“ leider nicht ganz so gelungen fand, hat mich dieser dritte Band begeistert. Die Kurzgeschichten waren eine gute Ergänzung zur eigentlich schon zur Ende erzählten Hauptgeschichte.
Dabei wurde in den kurzen Episoden nicht nur mehr über die Geschehnisse nach dem Kampf gegen die weiße Königin erzählt, sondern auch ein Blick in die Vergangenheit der Figuren.
Dieser Band hat die Geschehnisse zu einem zufriedenstellenden Ende gebracht. Die noch halb offenen Handlungsstränge wurden zu Ende gebracht und das Kapitel Alice ist nun (vorerst) von Christina Henry geschlossen worden.
Mir persönlich haben vor allem die Abenteuer um Alices Schwester und der Rückblick in Hatchers Vergangenheit gefallen. In der ersten Geschichte sind die Parallelen zu Vermisstenfällen in unserer Gesellschaft sehr erschreckend, während man in Hatchers Vergangenheit zwischen dem ruhigen Mann immer wieder den Wahnsinn aufblitzen sah.
Alles in allem ist diese Kurzgeschichtensammlung ein guter Abschluss. Die Mischung zwischen Fantasy und Horror waren gut gewählt und das Ende war aus meiner Sicht mehr als passend.
Meine Meinung: 10 von 10 Punkten