„Die Blutschrift” von Robyn Young spielt im 13. Jahrhundert zu Zeiten kurz vor dem 7. Kreuzzug. Jerusalem ist wieder unter muslimischer Herrschaft, und eine große Armee unter dem Anführer Baybars macht sich bereit, zunächst die Mongolen und im Anschluss die Franken aus ihrem Land zu vertreiben.
In England beginnt der junge Schotte Will Campbell seine Ausbildung als Sergeant im Templerorden, wo er und sein Freund Garin unter dem strengen Ausbilder Sir Jaques zu leiden haben. Als der englische König Henry den Templern als Pfand für seine Schulden die Kronjuwelen überlassen muss, dürfen Will und Garin den Transport ins Ordenshaus nach Paris begleiten. Auf dem Weg versuchen, von Prinz Edward gedungene Söldner die Kronjuwelen zu stehlen. Sie können zwar davon abgehalten werden, jedoch bezahlen sowohl Sir Jaques wie auch Wills Herr Owein dies mit ihrem Leben. Will bleibt im Ordenshaus in Paris, und wird für seine weitere Ausbildung dem Priester Everard zugeteilt.
Statt Kampfesübungen verbringt Will seine Zeit nun bei der Übersetzung verschiedenster Manuskripte, einziger Lichtblick ist seine Freundschaft zu Oweins Nichte Elwen, die sich ebenfalls in Paris befindet. Langsam entwickelt sich mehr als Freundschaft, dies kann sich Will natürlich nicht eingestehen, verstöße dies doch gegen die Templerregeln. Dann erhält er einen seltsamen Auftrag: er soll ein Buch beschaffen, das den Templern vor Jahren gestohlen worden ist. Sollte das Buch in falsche Hände geraten, wäre nicht nur eine Geheimorganisation innerhalb des Ordens, die „Anima Templi”bedroht, sondern das Fortbestehen des gesamten Templerordens stünde auf dem Spiel. Auf Umwegen gelangt Will auf der Suche bis ins Heilige Land, und gerät dort mitten hinein in die Kämpfe gegen die Mameluckenarmee unter der Führung des Sultans Baybars.
Dessen Geschichte wird ebenfalls immer wieder in kurzen Auszügen geschildert. So wird beschrieben, wie er Sultan wurde, und welche strategischen Entscheidungen er trifft. Kurz klingt auch an, dass er selbst früher versklavt worden ist, und nun Rache an den Franken nehmen will. Leider bleibt es vor allem bei Baybars Vergangenheit sehr bei Andeutungen, hier hätte ich gerne mehr erfahren.
Dennoch hat mir das Buch wirklich gut gefallen. Es ist spannend, gut geschrieben, und die Geschichte fesselnd. Die Suche nach dem Buch ist der Vorwand, die Strukturen innerhalb des Templerordens zu beschreiben, leider kratzt die Geschichte hier teils nur an der Oberfläche. Es zeigen sich auch die menschlichen Schwächen, wie die Gier nach Macht und Reichtum, die zu allerhand Intrigen führen.
Schockierend erbarmungslos wird Baybars beschrieben, der ohne Mitleid gegen die Franken kämpft und ihre Burgen und Städte quasi dem Erdboden gleich macht. Zu guter letzt führen diese Grausamkeiten zum nächsten Kreuzzug unter der Führung von Louis IX, an dem auch der völlig rücksichtslos agierende Prinz Edward teilnimmt.
An manchen Stellen waren mir die Hauptfiguren nicht sehr ausgereift. So konnte ich manche Entscheidungen nur schwer nachvollziehen, im allgemeinen sind die Charaktere aber recht anschaulich gezeichnet. Die Ziele der Anima templi (Fiktion der Autorin) sind eine interessante Vorstellung, und eigentlich auch heute nicht minder aktuell. Ein tolles Lesevergnügen, das mir schon jetzt Lust auf den zweiten Band macht.