In der Trilogie „Aus den Anfängen von Sherlock Holmes“ beschreibt der Autor David Pirie fiktiv das Leben und vor allem den Beginn der kriminalistischen Arbeit von Arthur Conan Doyle, bevor dieser die Romane um Sherlock Holmes verfasste.
Die Reihe beginnt mit „Die Augen der Heather Grace“ und beschreibt zunächst recht ausführlich Doyles Leben in Edinburgh und sein dort aufgenommenes Medizinstudium, im Laufe dessen er auf Dr. Joseph Bell trifft, ein mitunter recht verschrobener aber genialer Mediziner, der vor allem durch akribische Beobachtungen und Schlussfolgerungen bereits mehrfach bei polizeilichen Ermittlungen äußerst hilfreich war. Doyle wird Bells Assistent, auch wenn er zunächst die Theorien von Bell als abstrus und Scharlatanerie ablehnt. Allerdings ist er im Verlauf ebenfalls an der Lösung von Kriminalfällen beteiligt, und revidiert seine Meinung über Bells Arbeit schnell grundlegend.
Nach Abschluss seines Studiums beginnt Doyle seine Arbeit als Arzt in einer anderen Stadt, und hat zunächst keinen Kontakt mehr zu Bell. Dann jedoch untersucht er den Fall von Heather Grace, die sich von einer mysteriösen Gestalt im langen Mantel verfolgt fühlt, ihr aber niemand recht Glauben schenkt. Fast zeitgleich geschieht der Mord an einem reichen Geschäftsmann, und Doyle selbst gehört mit zu den Hauptverdächtigen. Ziemlich verzweifelt ruft er Dr. Bell zu Hilfe, und die beiden gehen erneut zusammen an die Ermittlungsarbeit.
Die Reihe „aus den Anfängen von Sherlock Holmes“ lässt das viktorianische Zeitalter erneut lebendig werden. Mit vielen Bezügen auf die alltäglichen Handlungen des Tages sowie sehr eindringlichen Beschreibungen der Umgebung wird eine lebensnahe, und teils sehr düstere Atmosphäre geschaffen. Auch die Sprache passt sich der Zeit an. In diesem ersten Band „die Augen der Heather Grace“ wird sehr genau das Kennenlernen von Doyle und Bell beschrieben. Dies gelingt auch recht charmant, hat aber doch einige Längen aufzuweisen, vor allem, wenn man einen Kriminalfall erwartet, und dieser doch ziemlich lange auf sich warten lässt. Ich habe dummerweise als erstes den dritten Band dieser Reihe gelesen, und war daher recht gespannt darauf, wie sich die beiden denn nun getroffen haben, und als Ermittlerduo angefangen haben. Ansonsten hätte ich vermutlich gerade den ersten Teil des Bandes als deutlich zu langweilig empfunden- also bitte durchhalten, es lohnt sich. Die beiden Kriminalfälle werden dann auch in diesem Band abgeschlossen, es wird aber eine Handlung begonnen, die ich zunächst als sehr unbefriedigend weil nicht aufgelöst angesehen habe. Doyle erzählt nämlich selber aus der Vergangenheit, und erhält in seiner Gegenwart Hinweise auf den Tod von eben dieser Heather Grace, die seine erste Patientin war. Und dieses Rätsel wird in diesem Band noch nicht aufgeklärt, bereitet aber den Weg zu Band zwei.
Das Lösen der Fälle gelingt Bell recht souverän, wenn er sich auch teils recht anstrengen muss. Seine Erkenntnisse tut er weder Doyle noch dem Leser voreilig kund, und somit besteht durchgehend eine Spannung, werden doch die eigenen Theorien, die man mit den Informationen als Leser über die Fälle bekommt, doch regelmäßig über den Haufen geworfen.
Insgesamt ist dieser Band also ein recht spannender, historischer Kriminalroman, bei dem man sich schon am Ende am liebsten an den nächsten Band setzen würde.