Die Cowley Police Station in Oxford wurde aufgelöst und die dort diensthabenden Polizisten wurden in andere Dienststellen versetzt und mit neuen Aufgabe versehen. Während der ehemalige Chef Chief Superinendent Reginald Bright (Anton Lesser) nun der Chef und das neue Werbemodel der Verkehrspolizei ist, wurde Fred Thursday (Roger Allam) nach dem bisher noch ungeklärten Mord an DC George Fancy degradiert worden und arbeitet nun unter einem neuen Chef, der eine völlig andere Richtung einschlägt und immer nach einem schnellen Ermittlungserfolg sucht.
Während DS Jim Strange (Sean Rigby) sich um alte Fälle kümmern darf und dadurch auch Zugriff auf die Fallakten um Fancys Tod hat. Durch einen Zufall entdeckt er Morse (Shaun Evans) wieder, der nun als Streifenpolizist auf dem Dorf arbeitet. Kurz nachdem er versucht Morse in seine Ermittlungen einzubinden, wird Morse zu einem seltsamen Fall gerufen.
Ein kleines Mädchen ist auf dem Rückweg von der Schule nach Hause verschwunden und wird seitdem von allen Einsatzkräften gesucht. Durch ein verschwundenes Pferd findet Morse dieses Pferd auf einem Feld, auf dem gerade ein neuer Strommast erbaut wurde. Als Morse sich dem Pferd nähert entdeckt er durch Zufall die Leiche des kleinen Mädchens, welches wie bei einem Ritualmord dort aufgebahrt wurde.
Obwohl Morse von Thurdsays neuem Boss DCI Ronnie Box (Simon Harrison) vom Tatort verjagt wird und er auch mit Androhung von Konsequenzen vom Fall abgezogen wird, unternimmt er dennoch eigene Ermittlungen. Dabei stößt er auf einen mehr als seltsamen Mörder und öffnet sich durch seine Hartnäckigkeit eine Tür zurück nach Oxford in die Abteilung von Box.
Der zweite Fall der Staffel führt die Ermittler in die Welt des Puppentheaters. Kurz vor der ersten Mondlandung wird ein berühmter Astrophysiker und seine Freundin auf dem Rückweg von einer Party ermordet. Das Auto der beiden hatte gekappte Bremsschläuche und fällt in einer engen Kurve über den Rand einer Klippe.
Da der Astrophysiker aber auch ein wichtiger Berater bei einer neuen Puppenshow fürs Fernsehen war (ähnlich den berühmten Thunderbolts) und die junge Frau dort im Büro gearbeitet hat, beginnen Morse und sein Kollege Thursday dort mit ihren Ermittlungen. Da diese dort aber zu nichts führen, sucht man bei den Kollegen des Wissenschaftlers nach einem Motiv. Dieses ist auch schnell gefunden und führt die Ermittler in die Abgründe der menschlichen Psyche.
Im dritten Fall wird der reiche Besitzer einer Schokoladenfabrik bei einer Jagd auf seinem Anwesen ermordet. Als Morse und seine Kollegen dazukommen gibt es einige Tatverdächtige, vor allem aber die beiden Söhne, die nun das Erbe antreten sollen. Beide haben kein wirkliches Alibi.
Doch es gibt noch weitere Tatverdächtige und vor allem die anonymen Nachrichten mit pikanten Geheimnissen über die Bewohner des Ortes machen ihnen die Arbeit nicht gerade leichter. Denn auf einer Farm in der Nähe gab es zwei weitere Opfer und eines von ihnen hat auch in der Schokoladenfabrik gearbeitet.
Der letzte Fall der sechsten Staffel führt alle bisherigen Handlungsstränge zusammen. Zum einen ist da der eher seltsame Mord an einem Bibliothekar der Universität, zum anderen ist dort ein relativ neu gebautes Hochhaus, welches plötzlich und ohne Grund einstürzt.
Während Morse mitten in den Ermittlungen ist und scheinbar wichtigen Leuten auf die Füße tritt, werden seine Freunde von allen Seiten dazu genötigt ihn zur Raison zu rufen und seine Ermittlungen einzustellen. Am Ende führen alle Spuren zu einer Person – dem Mörder von Fancy.
Während die letzte Staffel von „Der junge Inspektor Morse“ die Welt der Hauptfiguren in ihren Grundfesten erschüttert hat, muss man diesen Scherbenhaufen nun erst einmal wieder aufbauen. Dabei sehen wir Zuschauer die Figuren in eher ungewohnten Rollen. So ist der ehemalige Chef der Abteilung durch seine Versetzung zur Verkehrspolizei jetzt für die Kollegen eher eine Witzfigur.
Auch Fred Thursday wurde durch seine Degradierung nicht unbedingt zu einem besseren Menschen. Das fehlende Geld für seinen Ruhestand, welches er seinem Bruder geliehen hat, sorgt nicht nur dafür, dass er im Rang eines Inspectors weiterarbeiten muss, sondern ist auch der Keil, der die Beziehung zu seiner Frau auseinandertreibt.
Doch auch in Morses Leben ist nicht alles perfekt. Als Streifenpolizist auf dem Lande verdingt er sich seine Tage, wobei das aufregendste des Tages mal ein verschwundenes Tier ist.
Doch auch mit der Versetzung ins Morddezernat wird es nicht besser. Er erhält ein fensterloses Büro im Keller des Gebäudes und wird von seinen Kollegen gemieden.
Doch Morse wäre nicht Morse, wenn er sich davon unterkriegen lassen würde. Anstatt seinen Aufgaben der als Archivar der Beweismittel nachzugehen stellt er in jedem Mordfall eigene Ermittlungen an. Dabei ist er genauso wie er vorher auch schon immer war. Ein gnadenloser Ermittler, der einer Fährte immer nachgeht, auch wenn sich Ermittlungen schlecht auf seine Karriere und manchmal auch auf sein Leben auswirken.
„Der junge Inspektor Morse“ ist unglaublich gute Krimiunterhaltung, die in den letzten drei Staffeln auch politisch sehr kritisch geworden ist. Neben den Bezügen auf das damalige aktuelle Zeitgeschehen, wie die Morde an Martin Luther King Jr. oder die erste Mondlandung, wird auch die unrühmliche Geschichte Englands zu dieser Zeit gezeigt. Studentenaufstände, Ausgrenzung von politisch Andersgesinnten, sexuelle Ausschweifungen, Drogenkonsum und Drogenhandel sowie maßlose Polizeigewalt sind dabei nur einige Themen.
Wie immer hat mir „Morse“ sehr gut gefallen. Die Kulissen und die Ausstattung sind wirklich hervorragend und die Fälle sind auch immer spannend mit dem richtigen Twist am Ende einer jeden Geschichte. In dieser Staffel hat mir besonders der Schnurbart von Endeavour Morse gefallen, der auch ein Ausdruck des reifer Werdens ist. Morse steht nicht mehr nur im Schatten seiner „großen“ Kollegen, sondern ist nun ein eigenständiger und nun auch geachteter Ermittler.
Meine Meinung: 10 von 10 Punkten