„Der goldene Handschuh“ ist der siebte Roman des Schriftstellers Heinz Strunk. Es hat den Namen von der Hamburger Kneipe „Zum Goldenen Handschuh“ aus dem der Täter Fritz Honka seine Opfer mitnahm. Zum Buch schreibt der Verlag selbst: „Fritz Honka, ein minderbemittelter Frauenmörder aus der Unterschicht, erlangte 1976 schaurige Berühmtheit. Seine Opfer nahm er aus der Hamburger Kneipe «Zum Goldenen Handschuh» mit. Strunks Roman taucht tief ein in die dunkle Welt von Kiez, Tresen, Abbruchquartier, deren Bewohnern das mitleidlose Leben alles Menschliche zu rauben droht. Er führt uns aber auch in die oberen Etagen der Gesellschaft, wo es nicht unbedingt menschlicher zugeht. Am Ende treffen sich Arm und Reich im «Handschuh»: Menschen allesamt, bis zur letzten Stunde geschlagen mit dem Wunsch nach Glück.“
Eine Verfilmung gab es ebenfalls, Regie führte Fatih Akin.
Neben dem Honka-Erzählstrang gibt es noch einen weiteren. In Episoden wird hier das Schicksal einer fiktiven Hamburger Reederfamilie namens von Dohren geschildert. Sie hat sich in der Zeit des Dritten Reiches an jüdischem Besitztum bereichert und wird seitdem von den Hamburger Eliten vermieden. Nach Außen wird eine Fassade entsprechend aufrechterhalten, obwohl die Reederei längst dem Konkurs entgegengeht. Die einzelnen Familienmitglieder haben einen Hass auf den jeweils anderen und werden, teilweise, von sexuellen Obsessionen beherrscht. Die Überschneidung von mit der Biografie Honkas ergibt sich aus Besuchen der Mitglieder der Dohren-Familie im Goldenen Handschuh.
Man könnte denken: schon wieder ein Buch über einen deutschen Serienmörder, dann auch noch über ihn. Da gibt es ja schon einiges, nicht wahr? Allerdings bietet dieser Roman einen Mehrwert, weil Artikel und Reportagen sich um einen seriösen Ton bemühen. Heinz Strunk verfällt in eine vulgäre Sprache, während das Erlebte aus Tätersicht geschildert wird. Darunter fallen dann die zahlreichen Alkoholexzesse, Sex, soziale Verwahrlosung und die Gewaltverbrechen. Das empfinde ich als authentisch. Aber auch der zweite Erzählstrang ist interessant und hilft dabei, dass sich das Buch von den „üblichen“ Schilderungen abhebt.
Gute Arbeit, guter Schreibstil, aber auch recht anstrengend. Das kann einen dann doch emotional mitnehmen. Außerdem war es sicherlich eine gute Entscheidung, das Manuskript von rund 600 Seiten auf die jetzige Anzahl zu verdichten. Es ist gelungen. Aber gleichzeitig schmeichelt das Buch niemanden. Man kann das schon als intensiv, hart et cetera beschreiben.
Verlag: Rowohlt Taschenbuch
Erscheinungstermin: 24.03.2017
256 Seiten
ISBN: 978-3-499-27127-4
Autor: Heinz Strunk