Elizabeth Chadwick gibt in ihrem Roman „Das Lied der Königin” einen Überblick über das Leben von Alienor von Aquitanien, angefangen in ihrer Kindheit bis hin zur bevorstehenden Krönung als Königin von England. Diesen Abschnitt verspricht die Autorin in ihren Anmerkungen am Ende, in der Fortsetzung als „the winter crown” und „the autumn throne” zu beleuchten (Anmerkung: der Originaltitel dieses Romans lautet „the summer queen”).
Elizabeth Chadwick hat sich dazu entschieden, den Namen „Alienor” statt Eleanor zu benutzen, so wie sich Alienor selbst in historischen Dokumenten genannt hat.
Nun zur Geschichte: Alienor, die Thronerbin Aquitaniens, ist erst 13 Jahre alt, als ihr Vater recht plötzlich verstirbt, und sie als letzten Wunsch mit Louis, dem Kronprinzen von Frankreich vermählt sehen wollte. Zunächst entsetzt sie der Gedanke, ihr geliebtes Aquitanien für Paris verlassen zu müssen, sieht diesen Schritt ihres Vaters aber als Notwendigkeit ein, ihr Reich zu erhalten. Louis ist fast eben so jung wie sie, und wurde bisher im Kloster erzogen, erst als sein älterer Bruder verstarb, musste er den Platz des Kronprinzen einnehmen. Sehr gottesfürchtig und nicht wirklich auf die Aufgaben vorbereitet, die auf ihn warten, ergibt er sich ebenfalls eher mit Unwillen in die Eheschließung mit Alienor. Als sich die beiden dann das erste Mal sehen, ist es fast wie Magie, und möglicherweise könnte doch eine gute Verbindung zwischen den beiden entstehen.
Dann jedoch kommt es erneut zu einem unerwartetem Todesfall: Louis’ Vater verstirbt, und macht somit das junge Ehepaar zum Herrscher über Frankreich und Aquitanien.
Die Staatsgeschäfte überrennen Louis, der immer mehr auf seine verschiedenen Ratgeber, vor allem aus der Kirche hört. Alienor, eigentlich mit klugem Kopf und Geschick in der Politik gesegnet, wird zum Zuschauen verbannt. Immer wieder muss sie sich gegen Intrigen am Hofe ihre Stellung erkämpfen, zunächst gegen die Königinmutter, dann gegen die gesamten kleralen Emporkömmlinge. Auch das Verhältnis gegenüber Louis wird zunehmend schlechter, wirft er ihr doch vor, ihn mit weiblichen Mitteln manipulieren zu wollen. Hinzu kommt eine Fehlgeburt, sowie eine lange Kinderlosigkeit. Louis beschuldigt Alienor, nicht gottesfürchtig genug zu sein, und wird selbst immer fanatischer im Glauben. Als dann die langersehnte Schwangerschaft nur ein Mädchen hervorbringt, ist der Bruch fast endgültig besiegelt.
Alienor und Louis entfremden sich zusehend und Louis wird Alienor gegenüber immer misstrauischer und feindseliger. Als beide einen Kreuzzug ins Heilige Land anführen, sieht Alienor ihre Chance gekommen, die Ehe anullieren lassen zu können. Doch der Papst willigt zunächst nicht ein. Erst nach einer weiteren zermürbenden Schwangerschaft mit einem Mädchen wird die Ehe zwischen Alienor und Louis anulliert.
Als Herrscherin über Aquitanien ist sie auf dem Heiratsmarkt sehr begehrt, und schlussendlich willigt sie in eine Ehe mit dem jungen Henry ein, der als Herr der Normandie Herrschaftsansprüche auf den englischen Thron stellt.
Der Roman „das Lied der Königin” gibt einen guten Überblick über das Leben Alienors bis hin zu
ihrer anstehenden Krönung zur Königin von England. Alienor wird facettenreich beschrieben, vor allem aber ist eindrücklich, wie sehr fähige Frauen auf ihre Pflicht als Ehefrau, Nachkommen zu gebären (und zwar männliche!), reduziert werden. Alienor wird damit konfrontiert, nicht gottesfürchtig genug gewesen zu sein. Sehr schön beschrieben ist hier der allgemeine Glaube, dass Mann zu schwach sei, dass er sich nicht gegen eine starke Frau durchsetzen könne, wenn eine Frau nur Mädchen zur Welt bringt. Insgesamt ist der historische Kontext schön eingebunden, die Abhängigkeit von der Kirche in so vielen Entscheidungen ist schon erstaunlich. Gleichfalls gut beschrieben ist das Leben am französischem Hof mit all seinen Eitelkeiten, Intrigen und Machtspielen.
Der Anfang des Buches war für mich zwar interessant zu lesen, aber so richtig gefangen hat mich das Buch erst etwas später, vor allem dann nach Beginn des Kreuzzuges. Auch Alienor verändert sich im Laufe der Zeit, wird immer mutiger und sicherer in ihrer Stellung als Herrscherin, bis sie dann irgendwann das Martyrium nicht mehr ertragen kann und sich traut, auch etwas dagegen zu tun.
Insgesamt iat „das Lied der Königin” ein sehr stimmiges Gemälde von Alienor, das Lust auf das Lesen der Fortsetzung macht.