Mit „Das letzte Sakrileg” lässt Stephanie Parris nun bereits zum dritten Mal den ehemaligen italienischen Mönch und nun Spion im Dienste der englischen Krone, Giordano Bruno ermitteln.
Dieser Band bezieht sich in einigen Stücken auf den ersten Band („Ketzer”), zumindest was die zweite Hauptperson Sophia angeht. Auf sie ist Bruno bereits im ersten Band gestoßen, und fühlt sich ihr aus mehreren Gründen verpflichtet zu helfen. Sie steht nämlich unter Mordverdacht an ihrem brutalen Ehemann, konnte aber aus der Stadt Canterbury vor ihrer Verhaftung fliehen. Nun möchte sie, dass Bruno den wahren Mörder findet, um sie von der Anklage zu befreien.
Das jedoch gestaltet sich schwierig. Zum einen sind in der noch immer stark vom katholischen Geist durchsetzten Stadt alle Einwohner Fremden gegenüber misstrauisch, zum anderen gibt es so widersprüchliche Beweise, dass Bruno tatsächlich vor einem Rätsel steht. Besser gesagt vor mehreren, denn je mehr er im Geheimen ermittelt, desto mehr Geheimnisse und Ränke kommen ans Tageslicht. Und dann geschieht ein weiterer grausamer Mord, der Bruno angehängt wird. Die Gerechtigkeit in Canterbury gehört den Reichen und Mächtigen, da haben stichhaltige Beweise kaum Gewicht. Und Zeugen sind schnell gekauft, bzw. werden zum Schweigen gebracht.
Aber Bruno gibt nicht so schnell auf, bildet er sich doch ein, sein Herz an Sophia verloren zu haben. Und zudem ist er wieder auf der Spur nach dem einen Buch, auf dessen Suche er bereits durch durch das halbe Europa gereist ist, das Buch des Hermes Trismegistos.
Dieser dritte Band um Giordano Bruno ist ein wenig anders aufgebaut als die Vorgänger. Bruno ist persönlicher betroffen, und ergibt sich in seinen Ermittlungen nicht in philosophische Streitigkeiten. Das Leben im England des 16. Jahrhunderts ist erneut gut geschildert. Der angebliche Ruf, dass England Freidenker und Philosophen fördere, funktioniert nur, wenn sie mit den Ansichten der Krone übereinstimmen. Und im restlichen England ist die Angst und das Misstrauen Fremden gegenüber riesig, zumal nicht nur die Bedrohung durch die katholischen Länder Europas jederzeit spürbar ist, auch haben die Bewohner Angst vor einer neu ausbrechenden Pest. Der Kampf um Glaube und Aberglaube, freie Gedanken und eine gewisse Form der Gleichberechtigung, sei es nun um das gleiche Recht für Arme und Reiche oder auch Männer und Frauen (sinngemäß: wäre dieser Freigeist Sophia doch als Mann geboren; der angeklagte Ausländer hat noch bessere Chancen vor Gericht als eine Frau) durchziehen die Geschichte.
Insgesamt ist „das letzte Sakrileg” ein sehr spannender historischer Kriminalroman, der ein ungeheuerliches Komplott rund um die Todesstätte von Thomas Becket beschreibt. Die Figuren erscheinen einem näher, was vielleicht auch daran liegt, dass man nun zum dritten Mal mit Bruno mit ermittelt. Generell ist man immer mehr oder weniger auf seinem Wissensstand, und das Ende hat mich nicht nur gefesselt, sondern auch überrascht, war trotzdem aber auch absolut schlüssig. Generell macht es Sinn, die Bücher in der erschienenen Reihenfolge zu lesen, jeder Roman ist aber für sich abgeschlossen, und nur die grundlegende Rahmenhandlung läuft weiter. Auch wenn speziell in diesem Band vielfach auf die Begegnungen aus dem ersten Roman verwiesen wird, benötigt man das Wissen nicht zwangsweise zum Verständnis der Handlung. Schön zu sehen ist die Entwicklung Brunos, der immer mehr nicht nur in England ankommt (sinngemäß: die Engländer sind komisch, wenn sie jemanden nicht mögen, lächeln sie ihn trotzdem an und geben ihm die Hand), er wird auch immer mehr zum geübten Spion.