„Das Geheimnis von Fairfleet” spielt in mehreren Zeitebenen, hauptsächlich im ländlichen England in einem alten Herrenhaus namens Faifleet.
Hier wohnten in den 1930er Jahren Lord und Lady Dorner, die in der Hitlerzeit jüdische Flüchtlingskinder aus Deutschland bei sich aufnahmen, um sie umfassend zu unterrichten. Auch der junge Benny ist einer von ihnen, und seine Geschichte wird immer wieder in Rückblenden erzählt. Unter welchen Umständen er aus Deutschland fliehen konnte, wie das Leben im Flüchtlingslager war, und schließlich seine Ankunft und Jugend in Fairfleet.
Das ganze geschieht in Rücklenden aus der heutigen Zeit. Benny, der seinen Namen mittlerweile von Benjamin Goldman zu Benny Gault gewandelt hat, war ein erfolgreicher Schriftsteller und Journalist, und liegt nun am Ende seines Lebens im Sterben. Als Erwachsener hat er Fairfleet gekauft, und verbringt dort nun auch seine letzten Tage. Wie eine Art Beichte lässt er seine Kinder- und Jugendzeit noch einmal Revue passieren.
Gepflegt wird er von einer Krankenschwester Rosamund, die sich auf Sterbebegleitung spezialisiert hat. Aber auch sie kehrt zurück nach Fairfleet, auch wenn sie zunächst noch ein Geheimnis um ihre Herkunft macht. Denn sie selbst hat eine Zeitlang als Kind auf Fairfleet gewohnt, als Enkelin der großartigen Lady Dorner.
Diese war eine bewundernswürdige, abenteuerlustige Frau, die das Fliegen über alles liebte, und während der Kriegszeiten abseits aller Konventionen als Pilotin arbeiten konnte. Genau wie Benny erinnert sich auch Rosie an ihre Kindheit und dessen schreckliches Ende. Ihre Mutter war psychisch krank, phasenweise gar nicht richtig lebensfähig. Daher sind sie und ihr Bruder bei der Großmutter (Lady Dorner) auf Fairfleet untergekommen. Bis diese dann unerwartet verstorben ist, und die Kinder mit ihrer Mutter alleine in Fairfleet zurecht kommen müssen.
Hilfe bekommen sie von dem charismatischem Cathal. Dieser wurde eingestellt für Hilfsarbeiten im Garten, und machte sich aber schon nach kürzerer Zeit im vielen Dingen unentbehrlich. Immer weiter dringt er in das Leben auf Fairfleet ein, und zunehmend fühlt sich Rosie unwohl in seiner Gegenwart, ohne zunächst richtig fassen zu können, warum. Dann geschieht ein schreckliches Unglück.
Dies alles muss Rosie nun als 40 jährige, gestandene Frau verarbeiten. Und jede Ecke in Fairfleet weckt wieder Erinnerungen an damals.
„Das Geheimnis von Fairfleet” hat mich wirklich beeindruckt. Ich habe noch längere Zeit nach dem Lesen darüber nachgedacht. Leider hatte ich aufgrund des Titels/der Umschlagsgestaltung zunächst etwas ganz anderes erwartet (ein seichtes Familiendrama mit Liebe und Happy End), und dabei bietet dieses Buch so vieles mehr.
Zunächst war mir die Unterbringung von jüdischen Kindern aus Deutschland in England in dieser Art und Weise nicht wirklich bekannt. Die Beschreibung von Deutschland bereitete einem Gänsehaut, auch wenn dieses nur einen kleinen Teil der Geschichte einnahm. Viel mehr ging es um die Lebensbeichten der beiden Protagonisten. Beide müssen aus verschiedenen Gründen noch die Erlebnisse aus ihrer Kindheit verarbeiten. Fairfleet barg- entgegen des Titels- mehrere Geheimnisse, die nun nach und nach erzählt werden.
Der Wechsel in den zeitlichen Ebenen lässt den Leser jeweils das Erzählte miterleben, und auch wenn man sich Teile schon früh zusammenreimen konnte, erhöhte dies eigentlich noch die Spannung, da man ja in Fragmenten das Ende kannte (durch die Haupterzählung in der Gegenwart), und nun wissen wollte, wie es dazu gekommen ist. Die Charaktere sind so gut beschrieben, dass man wirklich mitleidet, bzw. z.B. gegenüber Cathal von Beginn an argwöhnisch eingestellt ist.
Die Beschreibung von Lady Dorner ist wunderbar. Man sieht sie direkt vor sich in ihrer Fliegerjacke mit Schal, glücklich vor ihrer „Spitfire” stehen.
Das einzig negative ist der eigentliche Name von Benny. Warum hieß er „Goldman”- und nicht „Goldmann”? Hierüber bin ich leider immer wieder gestolpert, denn ansonsten war der Roman für mich stimmig und gut recherchiert.