Während einer politischen Wendezeit entstand das Daodejing. Der ältere Titel lautet “Tao Te King”. Wobei Dao für Weg, Sinn, Fluß und Prinzip stehen kann, De für Tugend, Güte, Kraft, Charisma und Leben. Das Wort jing bezeichnet eine Art Leitfaden oder eine klassische Textsammlung. Autor soll ein Weiser namen Laozi gewesen sein, der nach Publizierung des Werks in den Westen geflüchtet sein soll.
Das Daodejing war ein heimlicher Klassiker der Beamten und enthält vieldeutige Metaphorik und subversiv-kritische Aussagen, die allerdings nicht auf Anhieb als solches erkennbar sind. Vor allem, wenn man, wie bei mir der Fall, mit der damaligen Situation in einem derartigen Ausmaß nicht vertraut ist.
Das Daodejing und die einzelnen Texte als solches sind komplex. Oberflächlich betrachtet zeigen sie stellenweise ein romantisches Abbild, ein Eindruck vom Verfasser. Unterschwellig sollen die versteckten Andeutungen zur Geltung kommen.
Tatsache ist, es ist grundsätzlich erst mal egal, was der Leser in diesem Klassiker reininterpretieren möchte. Wichtig ist ja doch nur, dass es für die Leserschaft Sinn macht und vielleicht sogar zum Nachdenken anregt, neue Wege aufzeigt, dem- beziehungsweise derjenigen einen Sinn aufzeigt, der vorher nicht zu sehen war.
Laozi war wahrlich ein Könner auf diesem Gebiet und zeigt in wenigen Zeilen neue Möglichkeiten auf. Manches mal mehr als man heute erwarten kann.