Daniel Holbe, Autor, lebt in der Nähe von Wetterau, nahe Frankfurt am Main, und stand mir Rede und Antwort bei unserem ABC-Interview. Der Schriftsteller kommentiert die gegebenen Stichwörter und das Resultat sind überaus interessante Antworten. Viel Spaß beim Lesen!
A wie Andreas Franz
Schwieriger Einstieg.
Es ist sein Vermächtnis, dem ich so viel verdanke. Es ist eine Ehre, seine Charaktere weiter begleiten zu dürfen.
Ich bedaure heute, dass ich ihn nie persönlich kennenlernen konnte.
B wie Bücherwurm
Das bin ich durch und durch, auch wenn ich momentan nur wenig lese. Aber Bücher haben mich mein Leben lang
begleitet und geprägt. Und ich besitze genügend davon, dass mein Bücherregal nach ihnen duftet.
C wie Chaos
Mein zweiter Vorname? Ach nein, der ist ja Josef. Sagen wir es so: Mein Büro ist nicht ohne Grund sehr spartanisch eingerichtet.
Tisch, Computer, Stuhl. Meine Stifte liegen parallel. Das Papier in der Schublade. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass man sein inneres Chaos mit äußerer Ordnung auszugleichen versucht. Wie auch immer. Ich bin ein Chaot.
Und habe noch immer keinen funktionierenden Kalender.
D wie Daniel Holbe
Das bin dann wohl ich. Der einzige seiner Art.
E wie Emotionale Grenzgänger
Ach Gott. Meine Semesterarbeiten in einem Hausaufgabenverlag.
Irgendwann vor Monaten erreichte mich die Mail, dass einer der beiden Texte nun auch in einem Sammelband erscheinen soll.
Immerhin bekam sie damals eine ziemlich gute Note. Solange man es nicht als mehr betrachtet (oder vermarktet!) als eine simple
Zweitsemesterarbeit, sei’s drum.
F wie Friedberg
Meine Geburtsstadt. Friedberg/Hessen, nicht Friedberg/Bayern. Nichts gegen Bayern. Aber ich bin halt ein Hesse.
In Friedberg gibt es sogar eine Mordkommission. Wie überaus praktisch für einen Krimischreiber mit Lokalpatriotismus.
G wie Giftspur
Giftspur ist der Titel meines ersten eigenständigen Krimis. Gewachsen aus einer Idee und mit Charakteren, die es größtenteils schon vor meinem Ausflug in die Krimi-Welt Julia Durants gab. Und doch ist so vieles daran neu. Für mich der Anfang einer wunderbaren Parallelwelt zum düsteren und beklemmenden Krimi-Frankfurt.
H wie Hyäne
Das Wappentier meines aktuellen Krimis. Ich mag Hyänen. Kaum einem Tier wurde (und wird) so viel Blödsinn nachgesagt. Zwitterwesen, Grabräuber, Ausgeburten des Teufels. Falsch. Häßlich. Abscheulich. Das ist dann doch sehr einseitig wie ich meine. Sie mögen unheimlich sein, okay. Und die Hyäne in meinem Buch mutiert auch sicherlich nicht zum flauschigen, schnurrenden Talisman. Den Rest muß jeder selbst für sich beurteilen.
I wie Inspiration
Das Leben ist die beste Inspiration.
Uns wenn es mal hängt, verziehe ich mich entweder in die Einsamkeit des Vogelsbergs oder direkt an Puls Frankfurts.
J wie Julia Durant
Meine Heldin. Eine taffe, eigenwillige Persönlichkeit. Mutiger als ich, aber dafür auch mit mehr Dämonen gestraft. Ich kann es als
Sozialarbeiter a.D. ziemlich gut nachvollziehen, wie sie sich manchmal fühlt, wenn der Job sie auszehrt. Und dass sie ihn trotzdem mehr liebt als vieles andere. Vielleicht passen wir deshalb so gut zusammen. Und es gibt natürlich auch eine Menge Kontraste. Die machen unsere Beziehung um so spannender 😉
K wie Kurzgeschichten
Sie sind unglaublich anstrengend, das hätte ich niemals gedacht. Aber sie machen auch unglaublich viel Spaß, weil man einfach mal was anderes probieren kann.
L wie Led Zeppelin
Eine der Bands, die mich in der Meinung bestärken, dass echte Rocklegenden hauptsächlich vor meiner Geburt geschaffen wurden. Aber es gibt zum Glück auch Ausnahmen. Und ja, ich bin ein Rocker. Vor allem anderen.
M wie Main
Trennt Frankfurt und Offenbach. Gottgewollt, wie manch einer sagen wird.
Der Main bietet Ruhe und Frieden, nur wenige Meter von den pulsierendsten Orten Frankfurts entfernt.
Doch es wäre ein fataler Fehler, den Main nur mit Frankfurt zu assoziieren. Er durchfließt so viele schöne Städte, ich habe längst nicht alle gesehen, aber zum Glück schon manche.
N wie Netzwerk
Netzwerke sind wichtig. Freunde, Kollegen, Familie.
Doch es gibt auch gefährliche Netzwerke. Mafia, Lobby, Seilschaften.
Beides zusammen ergibt den Stoff für unzählige Krimis. Leider oft auch im Realen.
O wie Olivenhain
Traumhaft. Gäbe es Scotty und die Transporter der Enterprise zu meiner freien Verfügung, würde ich mich täglich zum Arbeiten
dorthin beamen lassen. Bis dahin begnüge ich mich in den Schreibpausen mit Olivenöl als beinahe-Universal-Zutat für alles.
P wie Petrusmünze
Das erste Buch mit dem Namen “Daniel Holbe” auf dem Cover. Mein erstes veröffentlichtes Werk. Ein Traum, der wahr wurde. Wir reden hier von einem nahezu gänzlich unbeachtenen Debüt, welches für mich aber nach wie vor die Welt bedeutet. Herzblut, Südfrankreich, Kirchenthriller. Diese Mischung schaffte es, mich nach Jahren im stillen Kämmerlein, endlich einmal herauszuwagen. Übrigens gab es eine Urfassung für die Petrusmünze, die nach wie vor im Verborgenen schlummert. Und auch eine Art Nachfolgegeschichte. Also wer weiß…
Q wie Quasimodo
Der Glöckner … wenn nicht DER Glöckner überhaupt.
Manchmal, nach einer durchgetippten Nacht, auch mein Spiegelbild. Seither tippe ich lieber tagsüber.
R wie Radaubrüder
Da muß ich nachdenken. Entweder verpasse ich da gerade einen Insinder – oder ich überlege mir, ob unsere Eltern meine Schwester und mich so
genannt hätten, wäre sie ein zweiter Junge geworden. Oha. Fast schon philosophisch. Radau gab es jedenfalls eine Menge.
S wie Syndikat, das
Mein Geheimbund. Die Illumimati der schreibenden Zunft. Oder – ganz banal – ein Netzwerk krimischaffender AutorInnen.
Ja, nehmen wir das letzte.
T wie Teufelsbande
Mein erster Fall, bei dem ich – wie einst Andreas Franz im Todeskreuz – ein Crossover zweier Reihen wagte. Hätte ich mich vorher nicht getraut und werde ich sicher mal wieder tun. War eine tolle Erfahrung, vor allem, weil auch der dazugehörige Fall ein sehr interessanter war.
U wie Untergang
Ich muß unwillkürlich an die fromme Helene von Wilhelm Busch denken. Etwas anderes fällt mir dazu auch gerade nicht ein.
“Das Gute, dieser Satz steht fest, ist stets das Böse, was man läßt!” Hätte sie nur… oder?
V wie Vorlage
Hm. Vorlagen für meine Krimiideen? Stets das wahre Leben. Die Fälle von Julia Durant sind allesamt von realen Fällen ausgehend.
Und bei meinen eigenen Projekten sind es Situationen oder Personen oder Begebenheiten aus dem wahren Leben. Nicht 1:1, das darf ich ja nicht.
Ich nehme mir dann außerdem gerne den Freiraum, die Fälle frei zu erfinden. Das ist manchmal schwerer als gedacht, denn es scheint, dass es gerade auf dem Land die abstrusesten Fälle alle schon einmal gegeben hat…
W wie Wer braucht schon Josef?
Meine erste veröffentlichte Kurzgeschichte. Eine nicht-klassische Milieuerzählung der Krippensituation im kalten Frankfurt des dritten Jahrtausends.
Kurzum: Weihnachtskrimi eben.
X wie Xanadu
Da kommt mir nur ein Refrain in den Sinn. ELO? Ja, das war’s. Danke für den Ohrwurm!
Y wie Yps-Heft
Meine Eltern fanden es ziemlich blöd. Seien wir mal ehrlich: Außer den Gimmicks waren sie das doch auch, oder?
Gesammelt habe ich sie jedenfalls nicht, wobei ich durchaus das eine oder andere Gimmick besaß 😉
Z wie Zukunft
Aktuell stecke ich mitten zwischen Buchmesse, Umbau, Lesungsreisen und der Ankündigung des neuen Buchtitels.
Naja und ich schreibe natürlich daran. Und danach am nächsten Fall von Julia Durant. Und so weiter.
Sachdienliche Hinweise gibt es unter www.daniel-holbe.de