Viele Jahre lang war die komplett ungeschnittene Version des Skandalfilms „Caligula – Aufstieg und Fall eines Tyrannen“ von Tinto Brass in Deutschland nicht, oder nur sehr schwer erhältlich. Nun ist der Film nach fast 40 Jahren endlich vom Index genommen worden und ist daher zum ersten Mal in der kompletten Version von Brass, Bob Guccione und Giancarlo Lui komplett in Deutsch auf Blu-ray veröffentlicht. Letztere hatten Tinto Brass vom Filmschnitt ausgeschlossen und da Guccione der damalige Chef des Penthouse Magazins war, um etliche Hardcore Szenen ergänzt.
Der Grundgedanke des Films war eigentlich ganz simple. Brass wollte das Werk Caligula von Gore Vidal verfilmen und so ein Werk über einen der abscheulichsten Kaiser der Römerzeit erschaffen. Dieses ist ihm gegen seinen Willen natürlich auch gelungen, da die Kritiker entweder begeistert, oder vollkommen entsetzt von diesem Film waren.
Die Handlung ist dabei recht einfach. Im Jahre 37 nach Christus ist der an Syphilis erkrankter Kaiser Tiberius (Peter O’Toole) auf der Suche nach einem Nachfolger. Da seine eigenen verwandet zu schwach für diesen Posten sind, holt er seinen Enkel Gaius (Malcolm McDowell) an seinen Hof, der allen besser als Caligula bekannt ist. Während Tiberius langsam dahinsiecht und vom Wahnsinn befallen seltsame Reden hält, gelingt es Caligula mit Hilfe des Soldaten Macro (Guido Mannari) Tiberius zu ermorden. Caligula kommt in den Besitz des kaiserlichen Ringes und ist damit der neue Kaiser Roms.
Wer nun eine Verbesserung der Lebensbedingung erhofft hat, der hat damit falsch gelegen. Caligula macht genau dort weiter, wo sein Vorgänger aufgehört hat. Caligula ist ein wahrer Sadist und ist dabei auch noch bekannt für seine sexuellen Ausschweifungen. Eine seiner ersten Amtshandlungen ist es, seine Schwester Drusilla (Teresa Ann Savoy) als seine Geliebte zu ernennen. Natürlich kann er mit ihr keine Kinder haben, so dass er sich dazu noch Caesonia (Helen Mirren) in den Palast holt, die mit ihm den Nachwuchs zeugen soll um danach seine Frau zu werden.
Die Dekadenz im Palast wird immer schlimmer. Caligula sieht überall Feinde und lässt fast alle seiner ehemaligen Vertrauten wegen Hochverrats hinrichten. Natürlich macht er auch daraus ein Spektakel, so dass er im Circus Maximus mit einer seltsamen Sensenmaschine alle Verräter (die im Boden eingebuddelt sind) köpfen lässt. Doch das ist erst der Beginn der Gräueltaten, die nach Cäsars eigener Ernennung zum Gott ihren Höhepunkt findet. Kurz darauf macht er den Palast zu einen riesigen Bordell in dem die Frauen der Senatoren die Prostituierten sind. Durch diese Entscheidung hat er den Grundstein für sein Ende gelegt…
„Caligula“ ist ein bombastischer, aber auch recht abscheulicher Film. Generell erkennt man den typisch italienischen Stil der Sandalenfilme, wobei dieser noch um den Zeitgeist der 1970er Jahre angereichert wurde. So sind die Farben oft recht grell und driftet daher auch oft in Kitsch ab. Das Blut sieht wirklich sehr billig und rot aus, so dass es irgendwie fehlplatziert scheint, vor allem, wenn die Schwerter die Opfer gar nicht wirklich berühren. Dennoch fliegen sehr oft Köpfe durch die Luft und mehr als einmal wird jemand auf mehr oder minder brutale Art und Weise niedergestreckt.
Malcolm McDowell ist es mit seiner Art zu spielen erneut gelungen ein wahnsinniges Individuum zu verkörpern, welches diesen Wahnsinn auch nach außen offenbart. Auch wenn der Film nun schon einige Jahre alt ist, hat er an seiner Magie doch nichts verloren. Die Mischung zwischen Sadismus, Dekadenz und Sex, die angeblich nach Vidal zur Zeit Caligulas geherrscht haben, werden hier in erstaunlich erschreckenden Bildern gezeigt, so dass man sich bei diesem Film nie sicher sein kann, ob man sich nun in einem Historienschinken, Kunstfilm, Splatterfilm oder Porno befindet.
Die Normalausgabe der Blu-ray Version bietet eine Menge Bonusmaterial, wie beispielsweise eine Dokumentation sowie ein Making of von Caligula, entfallene Szenen des US Schnitts, verschiedene Trailer sowie verschiedene Featurettes wie „John Steiner: Mein Urlaub in Rom“, „Caligulas Pet – Im Gespräch mit Lori Wagner“ „Tinto Brass: Die Orgie der Macht“. Daneben gibt es auch noch eine hochwertige Sammleredition, die neben der normalen Bonusdisk auch noch eine dritte Disc mit der bisher unveröffentlichten Vorabversion des Films sowie geschnittenen und alternativen Szenen.
Meine Meinung: 7 von 10 Punkten