Caliban haben seit jeher ein Veröffentlichungsrhythmus von grob „alle zwei Jahre ein neues Album“. Nicht nur durch Corona ist es jetzt länger geworden als gedacht, die Band wollte die Zeit sowieso für „Dystopia“ auf drei Jahre ausweiten. Jetzt sind es vier geworden. Zwischendrin gab es das deutschsprachige Release „Zeitgeister“, das ursprünglich kein Album, auch keine EP, sondern nur wenige Tracks waren, die als Bonus für „Dystopia“ gedacht waren.
Annisokay-Frontmann Christoph Wieczorek ist beim Titelsong dabei und verleiht mit seinen cleanen Vocals dem Song einen anderen Touch. Marcus Bischoff von Heaven Shall Burn ist bei „VirUs“ mit dabei und man merkt, dass die Band schon zahlreiche Male zusammengearbeitet hat und wie gut ihre Stimmen miteinander arbeiten. Mit Jonny Davy von Job For A Cowboy ist ein weiterer Gast dabei. Er leiht seine Stimme im Stück „Dragon“.
Caliban-Shouter Andreas „Andy“ Dörner hat sich textlich ausgetobt und behandelt Themen, die zum Albumtitel passen und auch von der Corona-Pandemie und dem ganzen Kram drumherum beeinflusst sein könnten. Wahrscheinlich sogar. Angst, Beklemmung, Sorgen, der Sog der Informationen und vieles mehr. Und dann die Menge. Immer was neues, immer wird es mehr zum Irrgarten mit Tausenden Irrungen und Wirrungen.
Verknüpft mit dem düsteren Bild der Dystopie sind das keine guten, positiven Gedanken, sondern das genaue Gegenteil. Die wiederum ziehen einen selbst noch tiefer rein in das düstere (Mo)Loch. Musikalisch ist das eine Mischung aus Modern Metal, Metalcore und einigen anderen wenigen Einflüssen.
Ein paar Anlaufschwierigkeiten hatte ich mit den einzelnen Songs schon. Beispielsweise bei „Ascent of the Blessed“. Es wurde besser mit dem Titelsong, blieb dann als „VirUs“ erschien und schwankte mal mehr, mal weniger deutlich bei den ersten Durchläufen des neuen Longplayers. Früher sagte man mir mal, dass Platten gut sind, wenn sie sich nicht sofort eröffnen. Leider weiß ich nicht, wann sie es tun sollten. Es ist besser geworden, ich tue mir immer noch mit einigen Stücken schwer. Finde das aber irgendwie nicht richtig schlecht. Eher ungewohnt. Sonst habe ich deutlich früher meinen Zugang zum Caliban-Album gefunden und jetzt eben nicht. Dennoch ist es ein gutes, neues Studioalbum und es hat sich wieder mal gelohnt zu warten. Textlich wie musikalisch starkes, düsteres Material und mit einer gewissen Härte versehen.