Ende der 1980er Jahre hat Comicautor Howard Chaykin versucht gegen den moralischen Wandel in der Comicwelt anzukämpfen. Natürlich wurde durch Frank Millers Batman Erzählungen alles viel düsterer, doch neben der Gewalt blieb der sexuelle Aspekt in den Erzählungen lange Zeit aus.
Daher hat Chaykin im kleinen Verlag Vortex Comics begonnen seinen Porno-Thriller „Black Kiss” zu veröffentlichen, mit dem er gegen den zunehmenden konservativen Markt der Reagan Ära ankämpfen wollte. Da die Druckerei sich sträubte das Produkt zu drucken, wurde die Erstauflage in schwarzen Plastiktüten verkauft. Dieses hat aber am Erfolg der Serie nichts geändert.
Die Geschichte ist schnell erzählt. Jazzmusiker Cass Pollack wird von der Mafia und korrupten Polizisten gejagt. Als man seine Frau und Tochter ermordet, gerät Pollack unter Verdacht, da er nicht mehr das beste Verhältnis zu seiner Frau hatte. Durch einen Zufall lernt Pollack die ehemalige Schauspielerin Beverly Grove kennen, die ihm zusammen mit ihrer Freundin Dagmar Unterschlupf gewährt.
Doch diese beiden „Damen” haben ein Geheimnis. Dagmar ist der größte Fan von Beverly und hat sich durch mehrere Operationen immer mehr in ihr Idol verwandelt. Einen Unterschied gibt es aber immer noch, denn Dagmar war vor den Operationen ein Mann. Im Gegensatz dazu gibt es von Beverly einen nicht jugendfreien Film, den die beiden Frauen unter allen Umständen wiederhaben wollen. Dafür schrecken sie auch nicht vor Leichen zurück.
Eigentlich hätte es für Pollack nicht schlimmer kommen können. Gefangen in einer Welt aus Gewalt, Sex und Lügen muss er für Beverly versuchen den Film zu bekommen. Dabei versinkt er immer tiefer in einen Sumpf aus Ungereimtheiten und stößt am Ende auf eine satanistische Sekte, die Beverlys Film für ihre geheimen Orgien benötigen. Dabei wird er immer noch von der Polizei verfolgt und muss um sein Leben fürchten, denn der Freund von Dagmar ist einer der Killer die ihn suchen.
Die vorliegende Hardcover Ausgabe von Howard Chaykins Geschichte ist die zweite Deutsche Veröffentlichung. Das erste Mal wurde die Geschichte in drei Alben bei Comicothek im Jahre 1992 veröffentlicht. Nun hat sich Panini die überarbeitete und restaurierte Version aus dem amerikanischen Dynamite Verlag als Vorlage genommen und diese nun als Neuausgabe veröffentlicht.
Howard Chaykins „Black Kiss” ist schon recht harte Kost und nichts für zarte Gemüter. Der schmale Grat zwischen Sex und Gewalt wird hier mehr als deutlich dargestellt und fast bis zum Ende ausgereizt. Trotzdem werden die Szenen der Gewalt zumeist im off dargestellt.
Die Handlung selbst ist ein wenig verworren und am Ende weiß man immer noch nicht ganz genau worum es in der ganzen Geschichte wirklich ging. Die Darstellungen von Howard Chaykin sind wie immer gut gelungen, auch wenn man deutlich erkennen kann, dass er sich im Laufe der Jahre weiterentwickelt hat. „Black Kiss” ist nicht für Jedermann geeignet, wenn man sich aber auf eine Orgie aus Gewalt und Sex einlassen möchte, ist man hierbei genau richtig.