Nach dem unglaublichen Erfolg seiner Memoiren als Grundschullehrer in „Isch geh Schulhof” hat Autor und Pädagoge Philipp Möller nun noch ein weiteres Buch veröffentlicht, in dem er über sein Leben nach dem Alltag als Aushilfslehrer berichtet. In „Bin isch Freak, oder was?!” verfolgt der Autor dabei die Aussage seines ehemaligen Kollegen Rolf Geier, der Deutschland als Freakrepublik bezeichnet hat.
In mehreren kleinen Kapiteln wandert Philipp Möller durch sein geliebtes Berlin und trifft dabei zuerst als Arbeitsloser, dann als Callcenter Mitarbeiter auf die unterschiedlichsten Personen, die den Titel „Freak” häufig verdienen. Vollgepackt mit Stereotypen und allerhand Klischees berichtet Möller über die absurdesten Zusammentreffen mit allerhand komischen Leuten.
Da wäre zum Beispiel die Mitarbeiterin aus dem Callcenter, die aussieht wie ein Grufti und sich am Abend in einer Disko eine Partydroge nach der anderen genehmigt bis sie am Ende vor dem Krankenhaus abgeliefert wird. Oder auch die Anabolika-Gewichtheber aus dem Fitnesscenter, auf die Möller während seiner Vorbereitung für den Stadtlauf durch Berlin trifft. Natürlich dürfen auch das spießige Rentnerehepaar, mit ihren Sammelfiguren und dem alten Mercedes, sowie eine studentische Burschenschaft, die sich vor allem durch massiven Bierkonsum und teilweise rechtes Gedankengut hervortun, nicht fehlen.
Während dieser Begegnungen erzählt der Autor immer wieder kleine Episoden aus seinem Leben. Die Treffen mit den „Freaks” sind teils sehr lustig, oft vorhersehbar und manchmal auch sehr ermüdend, da sie sämtliche Klischees bedienen, die seit Jahren für sämtliche Comedydarbietungen herhalten müssen. So zieht sich z.B. die Begegnung mit einem „Übervater” sehr in die Länge, mit dem man in einem Stillcafé auf dem Boden gesessen und über Homöopathie philosophiert hat. Auch der Besuch einer Esoterikmesse bediente alle Klischees, die sich seit langer Zeit in den Köpfen verankert haben. Dementsprechend war dieser Abschnitt auch über weite Strecken nicht wirklich amüsant.
Spaßig waren im Gegensatz dazu vor allem immer seine Treffen mit den ehemaligen Kollegen, wo vor allen Dingen sein „Mentor” Geier immer wieder herausstechen konnte. Irritierend viel Raum erhielt seine Darstellung der Arbeit in der Giordano-Bruno-Stiftung und sein damit zusammenhängender Atheismus. Hier driftete der Autor ab von einer Beschreibung vermeintlicher Freaks hin zu einer Lobpreisung seines Nichtglaubens. Hiermit outetet sich Möller selbst als einer der von ihm vorher so oft beschriebenen Freaks.
Im Großen und Ganzen war das Buch angenehm zu lesen, da es in einem Plauderton geschrieben wurde, in den man sich schnell einlesen konnte. Dennoch störten nach einiger Zeit die überspitzten Stereotype sehr, so dass man sich durch einige Passagen des Buches durchhangeln musste. Insgesamt reicht es leider nicht an den Vorgänger heran.