Die Dokumentation „Australien- Kontinent der Gegensätze und Extreme” führt quer über den roten Kontinent zu den wildesten, scheusten, und mitunter leider mittlerweile gefährdeten Tierarten. Gefilmt wurde von den Emmy-nominierten Tierfilmern Thoralf Grospitz und Jens Westphalen sowie von Klaus Weißmann und Rolf Sziringer mit teils ganz spezieller Filmtechnik, die so nahe Blicke in das Tierreich gestattet, dass es einem den Atem verschlägt. Diese Dokumentation ruft in jedem einzelnen Bild nach Adjektiven wie „spektakulär” oder „überwältigend”. Dabei liegt der Schwerpunkt auf dem Tierreich in den verschiedensten Gegenden Australiens, dementsprechend wird aber auch jede Region, sei es nun beispielsweise der Dschungel oder die Wüste, kurz beschrieben. Es ist unglaublich, wie es die Tiere schaffen, sich an die extremsten Wetter- bzw. Lebensbedingungen anzupassen. Teilweise kann man gar nicht glauben, wie die einzelnen Bilder entstehen konnten. Mit gestochen scharfen Bildern wird nicht nur das Balzverhalten oder die Jagd gefilmt, auch sind Bilder direkt aus dem Beutel einer Känguruh-Mutter zu sehen. Und ist der Flug des Vogelschwarms von Wellensittichen auch wunderschön anzusehen, so geht es doch bei den Tieren mit all ihren wunderbaren Bewegungen oder kuriosen Eigenschaften ums nackte Überleben in einer unwirtlichen Gegend oder gegen übermächtige Feinde.
Aufgeteilt ist die Dokumentation in 5 Episoden, wobei die fünfte und letzte vor allem das Entstehen des Films bzw. das Filmen unter den für die Filmer ebenso extremen und anstrengenden Naturvorkommen wie für die Tiere zeigt. Die folgende Auflistung beinhaltet jeweils nur einen Bruchteil der gezeigten Tiere und ihrer Lebensräume.
Folge 1: Im Reich der Riesenkänguruhs
Wenn man an die Tierwelt Australiens denkt, kommt einem vor allem zuallererst das Känguruh in den Sinn, und so startet auch diese Dokumentation mit aufregenden Bildern. Neben dem „Boxtraining” junger Känguruhs ist vor allem der Bericht über die Känguruh-Mutter atemberaubend. Den Filmern ist es gelungen, Aufnahmen direkt aus dem Beutel der Mutter zu machen. Das Junge ist dabei gut geschützt und an einer Zitze nuckelnd über mehrere Monate gut versorgt. Wellensittiche haben sich zum Schutz vor Greifvögeln in großen Schwärmen zusammengefunden, um an Wasserstellen trinken zu können. Die Choreographie des Tanzes der Wellensittiche ist schier unglaublich. Ebenfalls unfassbar trickreich sind die Honigtopfameisen, die im eigenen Leib Honig sammeln, damit wie gefüllte Töpfe im kühlen Bau an der Decke hängen, um in Notzeiten den Honig an die Artgenossen abgeben zu können.
Folge 2: Im Dschungel der Riesenvögel
Im Nordosten Australiens befindet sich tropischer Regenwald, der allerhand seltene Tiere versteckt. So leben dort gut getarnt in den Bäumen die seltenen Baumkänguruhs neben den vor allem in den Sümpfen jagenden riesigen Kokodilen. Die ebenfalls sehr seltenen Helmkasuare sind Riesenvögel mit wunderschönem Gefieder und strahlend blauem Hals. Man kann einen Vater mit seinen zwei Jungtieren beim Spazieren durch den Dschungel beobachten.
Folge 3: Im Land der Wombats
Weiter geht es in den Süden Australiens und zu den gemütlichen Wombats. Diese sind Beuteltiere, die bis zu 32 kg schwer werden können, und in Höhlen bis zu 3 m Tiefe leben. Sie kommen erst am Nachmittag aus ihren Bauten gekrochen, die große Hitze ist nichts für sie, haben sie doch keine Schweißdrüsen. Selbst Vegetarier sind vor allem -neben den Autos- auch die Dingos ihre Feinde. Diese jagen im Rudel ihre Beute. Endlose Wüstenlandschaften aus Kalkstein oder Milliarden-alten Gesteinsformationen bilden ungewöhnlich schöne Landschaften, die aber nur von ganz spezifischen Lebewesen bewohnt werden können, so z.B. vom wasserspeichernden rosa Kakadu. Nur wer sich anpasst überlebt im Outback.
Folge 4: In den Wäldern der Koalas
Australiens „Teddy-Bär” der Koala ist vom Aussterben bedroht, da ihre Lebensräume zunehmend zerstört werden. Diese sind die bislang noch riesigen Eukalyptus-Wälder, in deren Wipfel es sich die Koalas bequem machen und neben dem Fressen vor allem eines tun: schlafen und sich ausruhen- um Ressourcen zu schützen, da Eukalyptusblätter nicht sehr nahrhaft sind. Nur selten sind Koalas am Boden zu finden, und richtig aktiv werden sie nur in der Brunftzeit, dann ertönt ein lautes Grölen und Brummen durch die Wälder. Am Boden lebt der Leierschwanz, ein Meistersänger unter den Vögeln, der vor allem auch viele Geräusche imitiert. So erklingt sein Balzruf fast annähernd so wie ein Spielzeugroboter, und mit seinem riesigen Schleierssschwanz schmückt er sich, um Weibchen anzulocken. Die Grenze zum dürren australischen Inland bilden im Osten die sogenannten „Australischen Alpen”, mit Höhen bis zu 2000 Metern und sogar unwirtlichem Schnee im Winter. In Australien gibt es 170 verschiedene Schlangenarten, wovon 2/3 giftig sind. Die Tigerotter beispielsweise kann ein Känguruh mit nur einem Biss töten. Flughunde haben eine Flügelspanne bis zu einem Meter, und der „lachende Hans” ist der größte Eisvogel der Welt. Der Ameisenigel ist – wie z.B. auch das Schnabeltier- ein eierlegendes Säugetier. Mit seiner langen Nase stochert er nach Ameisen und kann mit seinen Krallen sogar Termitenhügel aufbrechen, er ist ein regelrechter „Termiten Terminator”.
Folge 5: Das Abenteuer
In dieser Folge wird eher dokumentiert, wie die spektakulären Filmaufnahmen gelingen konnten. Vier deutsche Tierfilmer waren drei Jahre lang auf der Suche nach seltenen Tieren. Dabei hatten sie häufig auch Glück. Sie fanden zusammen mit einer sie begleitenden Tierpflegerin ein nunmehr in der Freiheit lebendes, aber durch Hand aufgezogenes Känguruh, das die Tierpflegerin ebenfalls wiedererkannte. So konnten sie ganz nah heran an das Tier, und während einer Fütterung sind dann die Filmaufnahmen mit Blick in den Beutel gelungen. Die Hitze des Sommers war nicht nur für die Tiere sondern auch für die Tierfilmer extrem belastend und mitunter fast schon lebensgefährlich, z.B. bei einer Autopanne im Outback. Im Kontrast dazu standen dann die massiven Regengüsse im tropischen Dschungel, die manchen Dreh verhinderten. Manches Mal musste auch getrickst werden, so wurde z.B. ein künstliches Ameisennest für Honigtopfameisen mit Hilfe von Aborigines gebaut, die diese Art Ameisen normalerweise essen würden. Um ein Milannest auf Augenhöhe filmen zu können, wurde ein wackeliges Turmkonstrukt gebaut. Die Gefahr durch giftige Tiere war ständig präsent, man muss immer aufmerksam sein, z.B. beim Zelten oder Holzsammeln. Ähnlich brisant und nervenaufreibend war das Filmen der Krokodile. Die spektakulären Flugaufnahmen sind aus dem Hubschrauber mit spezieller Cineplex-Technik gefilmt worden. Mehrere Wochen haben die Filmer im Dschungel gesessen und z.B. auf die extrem seltenen Kasuare oder die Baumkänguruhs gewartet, allein 14 Tage haben sie den Leierschwanz verfolgt, bis die passenden Bilder im Kasten waren. .
Mich hat diese Dokumentation in vielerlei Hinsicht beeindruckt. Natürlich sind es vor allem die atemberaubenden Naturaufnahmen, die einen fesseln. Aber auch die Wandlungsfähigkeit der Tiere, sich an die extremsten Lebensbedingungen anzupassen ist unglaublich. Mit dem Film werden sehr viele Informationen gegeben, und dennoch erscheint es nicht wie ein Lehrfilm. Die angenehme Stimme des Sprechers (Martin Umbach) sowie die wohlgesetzte musikalische Untermalung passen sich den Bildern an. Mich hätte jetzt lediglich noch interessiert, wie es gelungen ist, die Bilder innerhalb der Tierbauten zu filmen, ansonsten ist es eine wunderschön anzusehende und dennoch informative Dokumentation, deren Bilder noch längere Zeit nachwirken. Unfassbar ist nur der Gedanke, dass viele der gezeigten Lebewesen mittlerweile vom Aussterben bedroht sind.