10. Oktober 1870. Die französische Hauptstadt Paris wird Bismarcks Armee belagert und damit auch vom Rest von Frankreich abgeschottet. Während Bismarcks Männer in Versailles stationiert sind, wissen die Einwohner von Paris kaum noch wie sie den nächsten Tag überstehen sollen. Die Nahrung wird immer knapper und so langsam beginnen die Menschen für Fleisch alles zu machen.
Unter diesen Parisern ist auch die junge Victorine, die sich ihren Lebensunterhalt mit ihrer Mutter als Näherin verdient. Victorines Mutter engagiert sich in der gerade aufkeimenden Frauenbewegung, doch das genügt nicht. Da alles überfüllt ist und das Geld sehr knapp ist, wird die Wohnung der beiden Frauen von ihrem Vermieter an eine weiter Familie mitvermietet. Da reicht es Victorines Mutter und sie „beschlagnahmt“ eines der leerstehenden Herrenhäuser.
Victorine derweil nutzt ihre Freizeit um die beiden Elefanten Castor und Pollux im Zoo zu pflegen. Da die Zootiere ein wenig in Vergessenheit geraten sind, kann sie dort schalten und walten wie sie möchte. Passend dazu findet Victorine in ihrem neuen Heim ein Buch über Hannibal, welches sie begierig liest, denn ihr großer Traum ist es die Elefanten zu nutzen um die Truppen Bismarcks in die Flucht zu schlagen.
Als ihre Mutter bei einem Raubüberfall verletzt wird reicht es Victorine und sie möchte ihren Plan in die Tat umsetzen. Leider ist sie bisher alleine, so dass der erste Schritt ihres Plans die Gewinnung von Gleichgesinnten ist. Da kommt ihr die Kinderbande von Pamphyle gerade richtig, dessen Anführer immer jemanden sucht, der mit ihm um dieses Amt kämpft.
Der zweite Band der Comicreihe „Auf die Barrikaden“ spielt einige Zeit vor den Ereignissen des ersten Bandes. Die Kommune ist noch im Entstehen und auch die Gefahr die durch die Versailler wie ein Damoklesschwert über den Bürgern von Paris schwebt, ist zwar vorhanden, aber noch nicht ganz so kritisch wie im ersten Handlungsstrang. Alles steckt noch in den Anfangsschuhen und auch die Lage ist noch nicht so verzweifelt. Hier sieht man auch eine Veränderung in der Erzählweise, denn der erste Band hatte den ehemaligen Adel und das Geldbürgertum im Fokus, während dieser Band sich auf die hart arbeitende Bevölkerung beschränkt.
Zusammen mit der Zeichnerin Lucy Mazel gelingt es Autor Wilfrid Lugano erneut eine einfühlsame Geschichte zu schreiben, die aber dennoch nicht ihr politische Brisanz verliert. Protagonist dieser Geschichte ist ein Kind, welches eine starke Bindung zu den beiden Elefanten im Zoo aufgebaut hat und diese Tiere dazu nutzen möchte um aus ihrer Misere zu entkommen. Bei der Darstellung legen Lugano und Mazel besonderen Wert darauf, dass diese kindliche Phantasie von der Realität abgegrenzt wird, auch wenn es Victorine gelingt in ihrem Eifer andere Kinder anzustecken. Wohlgemerkt Kinder, denn die Erwachsenen haben für solche Phantastereien keinen Kopf und versuchen sich dem Elend zu ergeben und einfach am Leben zu bleiben.
Auch “Die roten Elefanten” der zweite Band des bei Splitter erscheinenden Dreiteilers ist wirklich beeindruckend. Vor allem der Wechsel Erzählperspektive in der gesellschaftlichen Schicht ist dem Autor meiner Meinung nach sehr gut gelungen. Wer genau hinsieht findet Victorine und ihre Mutter im ersten Band der Geschichte wieder, so dass die Geschichten zwar einzeln lesbar sind, dennoch aber eine kleine Verknüpfung haben. Persönlich bin ich gespannt, wie der dritte Band die Geschichte abschließen wird.