Das Reich Ystara war einst ein blühender Nachbarstaat zum Königreich Sarance. Vor über 150 Jahren änderte sich aber plötzlich alles, als die Menschen dort entweder anfingen Asche zu bluten oder sich in scheußliche Unholde zu verwandeln. Plötzlich lag ein Fluch über Ystara und deren Bewohnern und niemand wusste genau, wo er hergekommen ist.
Nun, viele Jahre später leben die Bewohner Ystaras als arme Dienstboten oder Bettler in Sarance. Sie müssen graue Kleidung tragen, damit jeder Bewohner weiß, dass man an diesen Menschen keine Engelsmagie praktizieren darf.
Das Rufen der Engel ist seit vielen Jahrhunderten schon ein gängiger Brauch in den Königreichen und hilft den Menschen in vielen Lebenslagen, auch wenn sie für jedes Anrufen etwas ihrer eigenen Lebensenergie opfern müssen.
Nach vielen Jahren erwacht die Engelsmagierin Liliath aus Ystara aus einem langen totenähnlichen Schlaf. Auch wenn nun schon über 100 Jahre vergangen sind, ist sie immer noch genauso jung und schön wie vor ihrem Schlaf. Scheinbar ist der passende Augenblick gekommen, um Ystara wieder zu neuem Glanz zu verhelfen und die Ystaraner wieder in ihr eigentliches Land zu bringen.
Zuerst einmal ruft sie die viele der ehemaligen Bewohner zusammen, um sich ihnen zu offenbaren. Diese dienen ihr als Auge und Ohr auf den Straßen von Sarance, denn sie selbst schlüpft in die Rolle einer kränkelnden Adligen. Danach macht sie sich mental auf die Suche nach vier auserwählten, die der Schlüssel zum Erfolg sind.
Bei diesen vieren handelt es sich um Musketieranwärterin Agnez, die mit ihrer Zunge und ihrem Degen bewaffnet ist, Doktorant Simeon, ein Riese von einem Mann mit einem großen Herzen, der Assistent des Architekten der Königin Henry, der immer die richtige Nase für Ruhm und Reichtum hat sowie die Gelehrte und Engelsmagierin Dorotea, die auch Engel beschwören kann, die ihr völlig unbekannt sind.
Diese Vier treffen durch einen scheinbaren Zufall zusammen (der natürlich von Liliath konstruiert wurde) und fühlen beim ersten Aufeinandertreffen sofort ein Gefühl des Erkennens der anderen. Sie haben sich vorher aber noch nie getroffen, wie kann dies also sein. Dieses Erkennen geht sogar so weit, dass sie sich gegenseitig fast wie Brüder und Schwestern fühlen. Doch warum ist dies so?
Schnell versuchen sie einen Grund dafür zu finden, bevor es aber so weit kommen kann fällt ihnen durch „Zufall“ ein sehr bedeutender Schatz in die Hände. An der Grenze von Ystara steht scheinbar ein Tempel, in dem lange verschollene Schmuckstücke der Königin sein sollen. Die Königin organisiert sofort eine schwer bewaffnete Bergungsmission, da die Scheusale aus Ystara dort nah sind. Die vier Freunde sind mit von der Partie, aber auch Liliath versucht sich unter die Reisenden zu mischen…
Nach „Die magischen Buchhändler von London“ ist „Ashblood – Die Herrin der Engel“ nun der zweite Roman, den ich von Garth Nix lese. Der Einband hat mich schon sehr angesprochen und auch die innen erwähnte Widmung an Alexandre Dumas sowie Richard Lester und George MacDonald Fraser hat meine Vorfreude noch gesteigert.
Leider ist es dann auch dabei geblieben. Die Handlung plätscherte dahin und irgendwie hat Garth Nix es nicht geschafft mich total in seinem Buch zu fesseln. Es gab zwar immer wieder Ansätze, die wirklich interessant waren, doch irgendwie fehlte dann das gewisse Etwas. Irgendwie kam es mir immer so vor, als wenn der Band auf einen Mehrteiler ausgelegt war, dann doch aber für einen Roman komprimiert wurde.
Die Ansätze sind aber wirklich hervorragend. Es gibt Magie, es werden Engel angerufen, die aber für ihr Erscheinen einen Tribut verlangen und es gibt die verschiedenen politischen Mächte, die Gegeneinander intrigieren. Auf der einen Seite stehen die Musketiere der Königin unter der Führung der furchtlosen Dartagnang, auf der anderen Seite die Pursuivants der Kardinalin unter der Führung der angsteinflößenden Rochefort. Und dann sind da noch die vier Freunde, die sich in all diesen Machtspielen zurechtfinden müssen.
Mich hat dieser Band beim Lesen leider nicht mehr angesprochen, doch das ist reine Geschmackssache. Die Idee hinter allem und auch die Verneigung vor den Abenteuern der drei Musketiere sind gut gelungen. Leider hat es mir bei der Umsetzung ein wenig an dem bestimmten Etwas, was ein wirklich gute Geschichte ausmacht gefehlt.
Meine Meinung: 7 von 10 Punkten