Der französische Leuchtturm Ar-Men ist einer der schwierigsten und gefährlichsten Leuchttürme der Welt und von allen nur die „Hölle der Höllen“ genannt wird. Er liegt recht isoliert im Atlantik und kann durch die schwierigen Bedingungen oft erst nach Wochen wieder betreten werden. Dies war auch ein großes Problem für die damaligen Besatzungen, die dort völlig einsam gelebt haben, bis zur Umstellung auf Automatik im Jahre 1990.
Mit dem Comicband „Ar-Men Die Hölle der Höllen“ beschreibt Emmanuel Lepage einen kurzen Lebensabschnitt von zwei Leuchtturmwärtern, die auf Ar-Men zum Dienst eingeteilt worden sind. Während Germain schon einige Zeit auf dem Turm verbringt, kommt der Veteran Louis frisch dazu. Nach ersten kurzen Schönwetter-Momenten beginnt schon am darauffolgenden Tag die Schlechtwetterfront, was für einige Probleme auf dem Leuchtturm sorgt. Wasser dringt ein und zerstört einiges der Technik und auch ein wenig vom Putz an der Wand.
Während Louis sich den Arm bricht und Fieber bekommt, beginnt Germain die Geschichte an der Wand zu lesen und aufzusaugen. Als er nachts nicht schlafen kann, klettert Germain in den Turm hoch und erzählt seiner Tochter, die sich dort versteckt hält, die gerade gelesene Geschichte. In dieser berichtet Moizez Fouquet über den Bau des Leuchtturms und über die Schwierigkeiten, die es dabei gab. Insgesamt hat es vierzehn Jahre gedauert dieses Bollwerk aus den Fluten zu heben und nicht immer war die Arbeit einfach. Zu Beginn konnte man in einer Woche teilweise nur zwei Stunden arbeiten.
„Ar-Men“ ist eine sehr interessante Charakterstudie, die dabei aber auch gleichzeitig eine Dokumentation über die Geschichte dieses einzigartigen Leuchtturms ist. In einer recht ruhigen Erzählweise hat sich Lepage die Figur des Germain als Erzähler ausgesucht, der nicht nur von seinem eigenen Alltag berichtet, sondern auch in den Nächten seiner Tochter immer wieder kleine Geschichten und schließlich sogar die Geschichte des Leuchtturmbaus erzählt. Dadurch geht Lepage der Historie dieses einzigartigen Leuchtturms auf die Spur und deckt dabei die Schwierigkeiten, aber auch die Liebe der Leute für diesen Leuchtturm auf.
Wie man es von den Arbeiten von Lepage gewohnt ist, setzt er auch bei „Ar-Men“ auf die kleinen Details. So ist es nicht die Einsamkeit, oder die bedrückende Stimmung, die er in den Mittelpunkt rückt, sondern die Liebe eines Vaters zu seiner Tochter. Dass dies aber nur die Rahmenbedingung ist und alles andere bis zum schockierenden Ende darum aufgebaut und sogar in Einklang gebracht wird, stellt man als Leser erst ziemlich spät fest. Dabei spielt die Verbindung zwischen den beiden eigentlich völlig unterschiedlichen Leuchtturmwärtern eine entscheidende Rolle und zeigt, wie tief zwei Menschen eigentlich verbunden sein können, auch wenn sie nur zusammen arbeiten. Hierbei sind aber wahrscheinlich die Eintönigkeit der Arbeitsabläufe und die völlige Abgeschiedenheit des Leuchtturms von großer Bedeutung.
Mir hat „Ar-Men“ gut gefallen. Die Mischung zwischen Fiktion und Realität war genau richtig gewählt und hat dabei auch den Reiz der Geschichte ausgemacht. Die beeindruckenden Bilder von Lepage haben ihr übriges dazu getan und haben die Geschichte beim Leser wirken lassen. Interessant war der Epilog des Bandes, der gezeigt hat, wie der Leuchtturm im Jahre 2015 von den letzten beiden lebenden Leuchtturmwärtern noch einmal besucht wurde. Genau dies spiegelt den Inhalt des Bandes wider, da man obwohl es die „Hölle der Höllen“ ist, niemals davon loskommt.
Meine Meinung: 9von 10 Punkte