Interview – Der Autor, Verleger (UBooks Verlag) und Sänger (bei der Band factory) Andreas Reichardt stand mir freundlicherweise für das Short & Sweet-Special zur Verfügung und beantwortete die dazugehörigen zehn Fragen. Viel Spaß beim Lesen!
Das abgefahrenste Erlebnis bei einem Auftritt war?
Zwei völlig besoffene Typen kamen zu mir auf die Bühne und sagten, dass ihr Freund vor wenigen Tagen gestorben sei. Und ob wir ihm nicht den nächsten Song widmen könnten. Der nächste Song war eine Ballade, die vom Sterben und den Gefühlen der Hinterbliebenen handelte … da es unser zweiter Gig überhaupt war, konnten die das nicht wissen und so war das schon ein richtiges Gänsehautfeeling, den Song mit den beiden Jungs zu singen. Die hatten richtig Tränen in den Augen.
Typisch für Frauen ist … ?
Frauen haben Handtaschen und Schuhe und sehen meist besser aus als Männer.
Wenn Du einen Tag zeitreisen könntest…
Die Zukunft! Ich würde mit gerne die kommenden 2.000 Jahre oder so in schnellem Vorlauf angucken. Und das nicht nur wegen der Lottozahlen.
Tag oder Nacht?
Früher hätte ich sofort die Nacht gewählt. Mittlerweile fällt das schwer. Ich wähle die Dämmerung.
Ich bin fast … geworden
groß. Aber irgendwie hat dann alles bei 1,70 aufgehört.
Deine Freundin macht per SMS Schluss. Wie reagierst Du?
Ich halte das für einen Witz, denn ich kenne meine Frau sehr gut und weiß, dass sie das nie tun würde.
Welche andere Namen für eure Band standen noch zur Debatte?
Oh da gab es einige, aber die waren nicht wirklich ernstgemeint. Wir haben uns schon immer davor gedrückt, einen Namen zu wählen. Egal in welcher Band das war. Aber einer blieb immer hartnäckig und der hat die Band dann auch benannt. In anderen Konstellationen (Mitgliedertechnisch) standen noch so tolle Namen wie „On Suicide Watch“, „Noumenon“, „Draconian Fire“ zur Debatte. Aber mit dem schlichten factory sind wir ziemlich zufrieden. Bleibt hängen.
Was sind die besten beziehungsweise schlechtesten Bandnamen, die Du jemals gehört hast?
Das ist schwer zu sagen. Aber besonders einfallslos finde ich immer die Namen der gecasteten Bands, weil hier so überdeutlich zu Tage tritt, was die damit erreichen wollen, was die damit triggern wollen. Nu Pagadi oder No Angels …
Besonders gelungen finde ich kurze, einprägsame Bandnamen, die einen tollen Klang haben. Factory zum Beispiel, *grins.
Wenn ich mich nicht irre hast Du ebenfalls zumindest ein Buch geschrieben und bist auch noch Verleger (UBooks Verlag). Wie bekommst Du alles unter Dach und Fach? Und wie schwer ist für Dich die Suche nach geeignetem Material? Fällt es Dir schwer Absagen zu erteilen, wenn ein Buch nicht in euer Programm passt und erteilst Du jeder Person eine Absage oder – es soll Verlage die dies praktizieren – kommt es auch mal zu einer “stillschweigenden Absage” (=Keine Antwort, – kein bedarf)?
Ich habe einige Bücher geschrieben und einige davon haben sich auch ganz gut verkauft. Dabei lege ich es nicht darauf an, ein großartiger Schriftsteller zu sein, denn das bin ich nicht, nichtsdestotrotz macht mir das Schreiben großen Spaß. Es ist ein Hobby, wie bei anderen die Modelleisenbahn.
Ich will irgendwann mal sagen können, dass ich ein großartiger Verleger bin. Das Schreiben ist für mich eher Flucht vor einer eventuell aufkeimenden Langeweile. Derzeit singe ich aber lieber in meiner Band, da kommt neben der kreativen Arbeit noch der Aspekt der körperlichen Betätigung.
Und wie man das auf die Reihe bekommt? Keine Ahnung, es gibt Tage da funktioniert alles reibungslos und ich glaube, ich bin der absolute Superheld, weil alles so leicht ist und perfekt ineinander greift. An anderen Tagen fühle ich mich auf der Schwelle zum Nervenzusammenbruch und meine Terminliste ist nicht einmal zur Hälfte durch.
Mittlerweile bekommen wir rund 1.000 Einsendungen im Jahr, da bleibt kaum Zeit, selbst auf die Suche zu gehen. Natürlich machen wir das trotzdem. Aber es ist nicht leicht, aus 1.000 Einsendungen 5 geeignete Manuskripte zu picken. Die Quote liegt ziemlich oft deutlich darunter.
Jede ordnungsgemäß bei uns eingegangene Einsendung (sofern ein Absender zu ermitteln ist, denn einige schreiben das einfach nicht dazu) wird beantwortet. Was allein schon richtig viel Arbeit ist. Ganz zu schweigen von dem Lesestoff, der zu bewältigen ist. Natürlich können wir nicht jedem eine persönliche Einschätzung zukommen lassen, aber die Skripte werden gelesen und beantwortet, auch wenn es meistens ähnliche Worte sind, die die Leute zu lesen bekommen. Da steht nämlich irgendwo „… tut uns leid, aber …“
Wie sehen Deine Zukunftspläne aus?
Eigentlich plane ich die Zukunft gar nicht konkret, mit Ausnahme der Programmplanung des Verlags, da muss man schon ein, zwei und in manchen Dingen auch drei Jahre vorausplanen. Ansonsten erfreue ich mich lieber an dem was ist. Und was ist? Es geht mir gut, mehr wollte ich nie und sogesehen sollte ich wunschlos glücklich sein. Bin ich aber nicht, da ist immer noch ein gewisser Hunger in mir, der befriedigt werden will …