Nach dem Tod ihres Stiefvaters Karl Eckhoff (Milan Peschel) erinnert sich Vera (Iris Berben) an ihr mehr als turbulentes Leben zurück und vor allem an ihre Erinnerungen an den Hof, den sie seit vielen Jahren im „alten Land“ bewirtschaftet.
Ihre ersten Erinnerungen beginnen im Jahre 1945, als sie zusammen mit ihrer Mutter Hildegard von Kamcke (Birte Schöink) als Flüchtling aus Königsberg (dem heutigen Kaliningrad) auf dem Hof der Familie Eckhoff ankommen, um dort als Erntehelfer zu arbeiten. Dort werden sie von Besitzerin Ida (Karoline Eichhorn) aber nicht mit offenen Armen empfangen, da diese die Flüchtlinge aus Polen verabscheut.
Während Vera (Emilia Kowalski) auf dem Hof mithilft wo sie nur kann und sich mit Ida ein wenig anfreundet, macht ihre Mutter dem gerade aus dem Krieg zurückgekehrten und traumatisiertem Sohn Idas, Karl (Kilian Land), schöne Augen. Schon kurz nach der Hochzeit der beiden beginnt dann auch der Machtkampf zwischen den beiden Frauen, den Hildegard nach dem Selbstmord von Ida für sich gewinnen konnte.
1954 stellt sich heraus, dass Ida mit ihrer Abneigung und den Warnungen bezüglich Hildegard Recht hatte. Da sie jemand Besseren und Wohlhabenderen als Karl kennen gelernt hat, verlässt sie diesen kurzerhand und lässt das Leben auf dem Hof hinter sich. Doch nicht nur ihr Leben, sondern auch Vera (Maria Ehrich), da für ein Flüchtlingskind in ihrem neuen Leben kein Platz ist. Doch Vera gibt nicht auf und beginnt nach dem Abitur ein Zahnmedizinstudium, welches sie zur ersten Zahnärztin im Dorf macht Weiterhin kümmert sie sich um Karl, der die engste Familie ist, die sie kennt.
Dies alles liegt nun aber schon weit in der Vergangenheit. Plötzlich steht kurz nach Karls Beerdigung ihre Nichte Anne (Svenja Liesau) mit ihrem kleinen Sohn vor ihrer Tür und bittet sie um ihrer Unterstützung und ein Dach über dem Kopf. Anne wurde von ihrem Mann betrogen und hat direkt die Wohnung verlassen. Da sie bei ihrer Mutter zuerst auf kein Verständnis trifft, bleibt ihr nur die Flucht zu ihrer letzten anderen Verwandten.
Hier wiederholt sich mit Annes Ankunft ein wenig die „Flüchtlingsgeschichte“. Die Bilder ähneln sich sehr, und auch in Vera bewegt dies einiges. Vor allem schafft es jedoch erneut das Kind, so wie vor vielen Jahren Vera selbst, die Einsamkeit zu vertreiben. Ganz wenig taut Vera auf und gibt einige Verantwortung ab.
In wunderschönen Bildern, im Mittelpunkt immer der alte Hof der Eckhoffs, wird das Schicksal mehrerer Frauengenerationen gezeigt, die immer mit den Widrigkeiten ihrer Zeit zu kämpfen hatten. Allen gleich ist der Kampf um Anerkennung ihrer Mütter, den am ehesten noch Anne als letzte Generation zu gewinnen scheint.
Tragisch und ergreifend sind die Geschichten der Nachkriegszeit, ohne zu sehr auf die Tränendrüse zu drücken. Hier ist ein wahrer Spannungsbogen entstanden, den ich in dieser Form erst nicht geahnt hatte.
Ein wenig geht mir persönlich vor allem im zweiten Teil alles zu schnell. Hier sieht es so aus, als wenn Vera alles für Karl aufgegeben hat und sie kein eigenes Leben gelebt hat. Doch man darf nicht vergessen, dass sie als Zahnärztin im Dorf praktiziert hat. Wann und warum sie dann den Hof übernommen hat, kann man als Zuschauer nur erahnen.
Wann die Wende in Veras gesamten Verhalten gekommen ist kann man ebenfalls auch nur erahnen. Natürlich war ihr Leben von vielen Rückschlägen geprägt, doch aus der lebensfreudigen Frau ist dann irgendwann eine verbitterte alte Vettel geworden, die am liebsten ihrer Ruhe mit ihren zwei Hunden hat.
Natürlich könnte man sagen, dass dies der Lauf der Zeit ist beziehungsweise die Aufopferung bei der Pflege von Karl, doch im Gesamtbild passt es nicht ganz. Deutlich wird jedoch, dass sie ihr ganzes Leben hart kämpfen musste.
Nach anfänglicher Skepsis hat mich der Zweiteiler gut unterhalten und zum Nachdenken angeregt. Ein Kapitel deutscher Geschichte, die Nachkriegszeit, die sich in ihren Wunden bis in die Jetztzeit ziehen kann.
Aufgelockert wird die Geschichte durch die absolut charmanten Dorfbewohner, wunderbar eingefangen der Kontrast Land- Stadtleben und die verschiedenen Epochen in liebvoller Ausstattung des Filmsets. Erwähnenswert sind hier auch die Kostüme und der Wandel der Zeit in den Kulissen (50er bis 2000er Jahre) und das Altern der Figuren, welches durch gut ausgewählte Schauspieler und perfekt angepasste Masken gelingt.
Meine Meinung: 9 von 10 Punkten