Die Sängerin Alina stellt ihre Songs von dem Album Die Einzige in eigenen Worten vor un erzählt, was die Inspiration, die Idee, dahinter war und ist. Viel Spaß beim Lesen!
1. Herzstreik
Wie oft habe ich schon auf den Moment gewartet, mich endlich wieder fallen lassen zu können? All’ meine Enttäuschungen zu vergessen. Der Angst die Stirn zu bieten und mich frei und losgelöst auf jemanden einzulassen. Doch mein Herz war noch nicht bereit und hat leider gestreikt.
2. Zurück zu mir
Ich wurde leider öfter verlassen, als dass ich eine kaputte Beziehung verlassen hätte. Was beim Verlassen werden am meisten weh tut, ist, dass der andere schon zwei Schritte weiter ist als man selbst, er sich schon länger heimlich verabschiedet hat. Man steht unter Schock und fühlt sich hintergangen. Irgendwann habe ich mir geschworen viel früher auf mein Bauchgefühl zu hören und im richtigen Moment das sinkende Schiff zu verlassen. „Zurück zu mir“ habe ich geschrieben, als ich dies zum ersten Mal hinbekommen habe.
3. Die Einzige
“Die Einzige” ist das letzte Lied, das ich für das Album geschrieben habe. Ähnlich wie beim ersten Lied, „Kind Sein“, schrieb es sich fast wie von selbst, da mir die Worte schon lange auf dem Herzen lagen. Es musste nur der richtige Zeitpunkt kommen. In einem sehr ehrlichen Gespräch wurde ich gefragt, ob es nicht noch Themen gäbe, an die ich mich nicht ran getraut hätte und ein paar Tage später kam “Die Einzige” raus. Schon lange verfolgt mich das Gefühl der Einsamkeit. In einer Welt voller Dauersingles komme ich mir damit alleine vor. In dem Lied mischt sich neben der Traurigkeit auch eine Wut, denn es macht mich oft wütend, wie unverbindlich und schnelllebig alles ist. Ich habe ehrlich gesagt Angst davor, das Lied live zu singen, denn es bringt mich regelmäßig zum Weinen und trifft meinen wunden Punkt. Doch was mir hilft, ist der Gedanke, dass “Die Einzige” wie eine Umarmung für all’ diejenigen ist, die sich gerade genauso fühlen. Ich glaube, es geht sehr vielen so und es ist tröstlich zu wissen, dass wir alle nicht “die Einzigen” sind.
4. Nie vergessen
In meiner weißen Ikea Kommode hebe ich eine halb volle Flasche Parfüm auf, die es nicht mehr zu kaufen gibt. Ich schütze sie vor dem Licht, damit sie nicht kippt oder irgendwann ganz verdunstet. Sie riecht nach Sommer am See, nach roter Vespa, Hängematte auf dem Balkon, Babyöl auf der Haut, nach einer Bar mit klimpernden Kästen, nach Viva La Vida von Coldplay und dem Mann, mit dem ich das alles verbinde. Ab und zu hole ich das Parfüm raus und atme alles nochmal ein. Für einen kurzen Moment stehe ich dann wieder vor ihm im Regen und mein Herz hüpft als er mich am Arm hält und sagt:” Wir kriegen das hin. Geh nicht.” Ich wollte nicht gehen und werde ihn nie vergessen.
5. Mit Größe gehen
Manchmal schreibt das Leben die “besten” Geschichten selbst. In diesem Falle ist es eine sehr traurige mit gutem Ende. Ich habe dieses Lied für meinen Bruder geschrieben. Nach sieben Jahren wurde dieser von seiner großen Liebe und Verlobten für jemand anderes verlassen. Als er mich verzweifelt und schluchzend anrief, erinnerte ich mich sofort daran, wie es sich anfühlt, wenn man derjenige ist, der zurückbleibt. Ich sagte ihm, er könne zu mir nach Berlin kommen und müsse all seine Kraft aufwenden, um sich auf den Weg zu machen. Noch am selben Abend saß ich in der Küche an meiner Gitarre, um aufzuschreiben, wie man in so einer Situation am Besten mit Größe geht – denn das ist das Einzige, was einem (an Selbstbestimmtheit) in dieser Situation bleibt und der erste Schritt in eine bessere Zukunft. Das Beste an diesem Lied ist, dass es nicht nur eine Anleitung für ein würdevolles Ende, sondern auch eine Prophezeiung für eine neue Liebe ist. (Mein Bruder ist heute wieder sehr glücklich liiert.)
6. Kompass
Kompass ist mein Mama-Song auf dem Album. Meine Mama vermisst mich oft und ich sie. Gerade weil Berlin nicht um die Ecke ist, wollte ich ihr in diesem Lied sagen, dass ich immer weiß, wo mein Zuhause ist und ich immer für sie da sein werde. Wenn wir das Lied gemeinsam im Auto hören mache ich im C-Part gerne einen Scherz, denn da singe ich: „Wenn du willst, fahr ich heut noch Richtung Heimat. Zögere nicht und ruf mich gleich an.“ Nur der Weg von Berlin in meine Heimat beträgt über 1.000 Kilometer und deshalb sage ich dann gerne: „Aber denk bitte zweimal darüber nach.“ Das bringt uns immer zum Lachen.
7. Für mich schon Liebe
Ich war schon ein paar Mal heimlich in jemanden verliebt und habe leider nicht gezeigt, was ich wirklich will. Vielleicht ist eine unerfüllte Liebe zu schön um wahr werden zu können und deshalb schwelge ich lieber in meinen Träumen, als dieses Gefühl zu verlieren.
8. Titan
Das ist mein Papa-Lied auf dem Album. Mein Vater war immer ein Kämpfer und hat aus jeder Niederlage einen Erfolg machen können. Das hat er mir oft, wenn auch leicht angetrunken, in seiner Lieblingskneipe erzählt. Als das Lied entstand, war ich gerade durch ein Erlebnis besonders gekränkt und mir war gar nicht danach wieder aufzustehen. Glücklicherweise ließ ich mich dann doch von meinem Co-Autor überreden eine “Survivor Hymne” zu schreiben und meinen inneren Titan zu entdecken! Ich liebe die Kraft in diesem Lied und die Motivation, die es mir immer wieder schenkt. Es geht nicht darum nicht zu scheitern, es geht darum wieder aufzustehen.
9.Immer wenn es weh tut
Ein weiteres Lied auf dem Album, dass von diesem einen Mann, (der mich für immer verändern sollte) und einem wundervollen Sommer am See erzählt. Ich wollte für den Liebeskummer gleich die schönste Lösung mitliefern: „Wenn es weh tut, dann tanze bis du nicht mehr kannst.“ Ganz in der Tradition des Genres „Crying at the Discotheque“, tanzbare Lieder die eigentlich etwas Trauriges erzählen. Ich würde mich freuen, wenn dieses Lied den einen oder anderen auf die Tanzfläche zieht, damit sie oder er sich in der Musik verlieren und den Kummer für einen Moment vergessen kann.
10. Kind Sein
Mit diesem Lied hat alles begonnen. Es war mein erstes Lied auf Deutsch und ist der Grundstein dieses Albums. Ich war an einem Punkt in meinem Leben, an dem ich nicht wusste, ob und wie es für mich weitergehen würde. Ob das mit der Musik jemals klappen würde und ob das alles überhaupt einen Sinn macht. In diesem Moment stolperte ich über das Celeste Thema, welches sich wie ein roter Faden durch das gesamte Lied zieht. Innerhalb weniger Minuten strömten Text und Melodie aus mir heraus und ich erinnerte mich daran, wie frei, naiv und hoffnungsvoll ich als Kind war und dass mir kein Traum zu groß erschien. Mir wurde klar, dass das Kind in mir immer noch lebte und dass ich es jederzeit wiedererwecken konnte. Das Lied war ein Geschenk: es kam genau im richtigen Moment und zeigte mir, in welche Richtung es weitergehen soll. Jeder, dem ich es damals vorspielte, spürte, dass von diesen Zeilen eine besondere Magie ausging. “Kind sein” hat mir sehr viele Türen geöffnet – und nicht zuletzt die zu meinem inneren Kind.“
11. Stadt Aus Gold
Meine Berlin Hymne. Ich kam vor 5 Jahren mit einem großen Traum nach Berlin – eine Stadt voller Möglichkeiten. Wenn ich es irgendwo schaffen kann, dann hier, dachte ich. Ähnlich wie bei New York könnte man über Berlin behaupten: “If you can make it there, you can make it anywhere.” Berlin ist dem Puls der Zeit voraus und auch Sonntag Nachmittags noch am feiern. Hier werden legendäre Geschichten geboren und hier leben die aufregendsten Künstler, Kreativen, Hipster und Plattenbosse. Wie am Hofe von Versailles will jeder ganz oben mitspielen und ein schillerndes Leben im Rampenlicht führen. Ich kam mit der Hoffnung eines Tages ein Album aufzunehmen, das Musikgeschichte schreibt. Berlin ist meine “Stadt aus Gold”.
12. Schönheitskönigin
Bei diesem Lied habe ich sehr lange darüber nachgedacht, wie ich das Thema ansprechen soll, ohne einfach nur zu sagen: Du/ich/wir sind schön so wie wir sind. Es war mir wichtig zuzugeben, dass ich nicht immer an mich selbst glaube und auch nicht immer die Liebe eines anderen annehmen kann. In einer Welt voller Ideale und vermeintlich perfekten Menschen möchte ich schonungslos ehrlich sein. Das tolle ist allerdings, dass jeder für den einen liebenden Menschen, der oder die Schönheitskönig/in ist. Es geht mir darum zu sagen: Auch wenn wir nicht perfekt sind und uns manchmal nicht selber lieben können, steckt in jedem von uns ein König oder eine Königin!
13. Spiel unsere Lieder
Ich war ein recht wilder Teenager und habe die eine oder andere gewagte Aktion gestartet. Es ist das Tollste, wenn ich Lieder aus dieser Zeit abspiele und mich dabei tanzend vor dem Zimmerspiegel erwische. Dieses Lied steht für Freiheit und Leichtigkeit. Der Moment, in dem ich auf der Tanzfläche zu Beyoncé werde und den ganzen lästigen Rest vergesse. Und das kann am Ende nur eines mit mir machen: die Musik.
14. Auch wenn du fehlst
“Auch wenn du fehlst” ist meine Hommage an die Vorstellungskraft und die wunderschönen Illusionen, zu denen mein Kopf fähig ist. Egal wie sehr ich verletzt wurde und das Leben mich auf die Probe gestellt hat – meine Träume haben mich immer wieder gerettet. Ich durfte das Lied mit einer Freundin schreiben, die zu diesem Zeitpunkt ihre Mutter an Krebs verloren hatte. Ich selbst musste an den Stimmbändern operiert werden. Wir beide kamen an unsere Grenzen, aber wollten nicht aufgeben und weiter an das Leben glauben. Die Gesangs-Aufnahme stammt noch aus der Zeit als meine Stimme krank war. Es war mir wichtig, gerade diese Aufnahme für das Album zu nehmen, denn authentischer hätte ich es nicht mehr singen können.
15. Worte sind Mörder
Als ich dieses Lied geschrieben habe, musste ich an das Ende meiner ersten Beziehung denken. Es gab Momente, in denen wir uns nur angeschwiegen haben, weil jedes Wort das Letzte hätte sein können. Der “Tod” unserer Verbindung war gegenwärtig und doch wollte ich es nicht wahr haben und versank lieber in ein beklemmendes Schweigen. Ich liebe die Atmosphäre des Songs und die musikalische Eskalation am Ende, nachdem sich zunächst die Spannung langsam aufgebaut hat. Ich habe dem Schlagzeuger gesagt, er solle sich vorstellen in einer Garage auf einem Heroin Trip zu spielen – das ist ihm gut gelungen, wie ich finde.16. Haut aus Glas Dieser eine Mann, vor dem alles davor nie so war wie mit ihm, hat mich derart verletzt, dass ich mich unendlich leer fühlte. Ich konnte 2 Jahre lang niemanden an mich heranlassen. Eine Umarmung fühlte sich wie eine Zwangsjacke an – ein Kuss wäre nicht denkbar gewesen. Vielleicht war ich nie fragiler als zu dieser Zeit. Ich wusste, wenn mich jemand nochmal so tief treffen würde, könnte ich in tausend Scherben zerfallen, denn meine Haut war nur noch so dünn, wie Glas. Das Lied gehört zu meinen absoluten Favoriten auf dem Album – nicht zuletzt aufgrund des großartigen Orchesterarrangements von Steve Sidwell.