Im Mai 2020 kam die Ankündigung, dass die Band Callejon ein neues Album namens “Metropolis” veröffentlichen werden. Das Werk ist letzten Endes am 28. August 2020 erschienen und wurde zumindest in Ansätzen durch den gleichnamigen Film von Fritz Lang inspiriert, laut der Band ist es dort allerdings anders. Die gleichnamige Single erschien als erster Song aus dem Album am 29. Mai 2020. Regie führte beim Video Sänger BastiBasti. Weitere Singles sind dann “Gottficker”, “Fürchtet Euch!” und “Der Wald”.
Auch hier ist mir wieder ein neues Phänomen begegnet. Anscheinend hat Napalm Records damit angefangen und andere Labels ziehen jetzt nach. Bemusterungen erfolgen immer mehr nur noch per Stream statt per Download. Erst gab es Vinyl, dann CDs, dann CDs mit Piepser, dann nur noch Downloads, jetzt nur noch Streams. Eigentlich bedarf es ja gar keiner Promo-Abteilungen und Agenturen mehr. Die Platten werden immer öfter unangekündigt rausgehauen, es gibt nur noch Streams und wenn ich sowieso nur noch das bekomme, dann kann ich auch nach meinem Tempo schreiben und es auch nichts Besonderes mehr. Zum Release-Day kann jede:r die Platte hören. Die Infos dazu bestehen häufig aus kaum mehr als ein paar Details, kaum Zitate, kaum Infos zum Inhalt. Ich wollte das mal loswerden. Es ist unabhängig zu diesem Album.
Um so ärgerlicher, dass es auch auf dieses Release zutrifft (auf Oomph!, Powerwolf, der neuen Refused-EP ebenfalls). Daher, wie schon oben geschrieben, muss ich mich auch nicht mehr abhetzen und muss niemanden eine Review in einem Spitzentempo innerhalb eines gewünschten Zeitraums abliefern. Schreibe dann halt jetzt darüber.
Den Film habe ich, sofern meine Erinnerungen nicht trügerisch sind, in Dortmund mal gesehen. Aber festnageln würde mich jetzt nicht wollen. Die Band habe ich auch schon einige Male live gesehen – zum ersten Mal in Soest zu “Beerdigungscafé”-Zeiten.
Die Musik ist immer noch Callejon aber welche Versionsnummer, das mag ich nicht zu benennen. Metropolis macht den Anschein von Anspruch. Als Spaßband habe Callejon noch nie gesehen und ich freue mich, auch oder wegen der oben formulierten Tatsachen bezüglich Bemusterung, für die Band ihr Warner-Debüt mit “Metropolis” abliefern zu können. Das Film-Setting ist allerdings nur Ausgangspunkt und gar kein so großer Einfluss, wie man anhand des Titels vermuten würde.
Ich erkenne in vielen Stücke auch (sozial)kritische Texte, Metaphern – eine sehr schöne Sache. Doch ich mag es zu wissen, ob ich tatsächlich richtig liege. Meine Vermutung lässt sich daher auch nicht verifizieren. Aber sie liegt nahe, weil Callejon das schon öfter gemacht haben. Sehr oft auch deutlicher. Der Sound ist Callejon-typisch, auch wenn der Fünfer das vielleicht nicht gerne hören mag, hört man es dennoch heraus. Trademarks. Insgesamt ein spannendes, gutes Album, das allerdings auch seine Zeit benötigt, um damit warmzuwerden. Ganz so einfach, machen es Callejon mit Metropolis nicht.
Wertung: 7,5 von 10