Kaum ein anderer deutscher Musiker spaltet die Nation so wie Udo Lindenberg. Entweder man mag diesen Ausnahmemusiker, oder man hasst ihn. Ein Zwischending gibt es dabei fast gar nicht. Dennoch hat er viel zur Entwicklung der deutschen Musikgeschichte beigetragen und vor allem seine politischen Aktivitäten in den 1980er Jahren haben für großes Aufsehen gesorgt.
Da Musikerbiografien gerade groß in Mode sind und der Queen Film „Bohemian Rhapsody“ für großes Aufsehen gesorgt hat, wurde es nun auch Zeit einen Film über den bekanntesten Musiker Deutschlands zu drehen. Bevor man aber zur großen Karriere kommen kann muss man ganz klein am Anfang beginnen.
Dieser Anfang ist in Gronau in Nordrhein-Westfalen, wo er bis zu seinem 15. Lebensjahr lebte und auch angefangen hat Schlagzeug zu spielen. Danach ging es für Udo (Jan Bülow) nach Düsseldorf zur Kellnerausbildung, die er aber nicht beendet hat, da er seine Zeit lieber in Jazz-Kneipen hinter dem Schlagzeug verbrachte.
Doch aus dies war nur von kurzer Dauer und schon bald reiste er mit einem der Musiker nach Lybien um dort in einer Kneipe für US-amerikanische Soldaten Musik zu machen. Dies war für den Deutschen natürlich ein mehr als hartes Pflaster, aber auch die harte Bühnenschule, die er in seinem späteren Leben benötigte.
Zurück in Deutschland lässt er sich in Hamburg nieder und spielt Schlagzeug in einer Nachtbar. Von dort an ist es ein harter Kampf, doch Udo hat immer das Ziel vor Augen ein berühmter Musiker zu werden. Vor allem als sein Freund Steffi Stephan (Max von der Groeben) in Hamburg auftaucht und beginnt mit Udo in den unterschiedlichsten Bands zu spielen, wird der Grundstein für eine bedeutende Karriere gelegt.
Der Inhalt und damit der erste wichtige Lebensabschnitt von Udo Lindenberg ist viel zu Facettenreich um das alles hier in einem kurzen Bericht aufzuschreiben. Natürlich kann da auch der Film nicht bis ins kleinste Detail alle Stationen von Lindenbergs Leben wiedergeben. Um aber einen Einstieg in den Glamour und den Exzess von Lindenberg zu bekommen ist man bei „Lindenberg! Mach dein Ding“ genau richtig.
Als Lindenberg Neuling hat mir der Film recht gut gefallen. Der Zeitgeist und auch die Atmosphäre der jeweiligen Epoche ist von Regisseurin Hermine Huntgeburth immer perfekt eingefangen worden. So ist die Stimmung in Udos Jugend düsterer als sein späteres Leben in Hamburg, obwohl dieses auch nicht unbedingt einfach war. Sehr gelungen ist meiner Meinung nach auch Lindenbergs Abstecher in die damalige DDR und der Versuch ein Leben dort aufzubauen.
Mit der Auswahl der Darsteller haben die Macher ein gutes Händchen bewiesen. So ist Jan Bülow als Lindenberg mehr als gut besetzt, da er gelungen dieses Chaos, aber auch die Arroganz des jungen Lindenbergs verkörpert. Doch nicht nur Bülow ist eine gute Wahl. Auch Max von der Groeben als Steffi Stephan, Charly Hübner als Gustav Lindenberg, Detlev Buck als Mattheisen, Ruby O. Fee als Paula und noch viele weitere Darsteller als wichtige Haupt- und Nebenfiguren machen den Film sehenswert.
Persönlich hat mir der Film gut gefallen. Für mich war Lindenberg bisher immer nur der „Hinter dem Horizont“ Typ, der seit vielen Jahren in einem Hamburger Hotel wohnt. Der Film hat ein wenig gezeigt, wer dieser Typ mit Hut und Sonnenbrille ist und wo er herkommt.
Natürlich ist mir bewusst, dass es sich dabei um einen Film handelt, in dem oft ein reißerischer Blick auf die Geschehnisse geworfen wird und es einige Lücken in der Handlung gibt. Für mich war der Film ein Augenöffner, der mich in die Welt des Udo Lindenberg geführt hat. Es fehlt natürlich noch das „Grande Finale“, doch ich gehe stark davon aus, dass es noch einen zweiten Film geben wird, in dem die zweite Lebenshälfte von Lindenberg gezeigt wird.
In einem Film über Musik darf genau diese nicht fehlen. So erleben wir Zuschauer noch einmal den Start von Lindenbergs Musikerkarriere, von der Titelmusik zu „Tatort“ bis zu seinem ersten großen Hit „Alles klar auf der Andrea Doria“. Eingesungen wurden die Songs von Jan Bülow, der dem Film und den Songs damit seinen eigenen Stempel aufdrücken kann. Am Ende gibt es mit „Niemals dran gezweifelt“ noch einen eigenen Song von Lindenberg, der den Film damit absegnet.
„Lindenberg! Mach dein Ding“ ist ein guter Film über den ersten großen Lebensabschnitt von Udo Lindenberg. Da die Erzählung aber Mitte der 1970er Jahre endet ist noch einiges an Potential vorhanden.
Meine Meinung: 10 von 10 Punkten