Die beiden Diebe Bram und Weasel sind zwei ganz besondere Exemplare ihrer Art, da sie nicht nur Leute bestehlen, sondern beispielsweise auch verliebten Prinzen helfen an die Dame ihres Herzens zu gelangen. Natürlich klingt dieses viel einfacher als es schließlich ist. Die Herzdame ist im Turm des Magiers Amthaeramus eingesperrt, der den Weg nach oben mit der einen oder anderen netten Falle ausgeschmückt hat. So müssen die beiden Abenteurer nicht nur gegen plötzlich zum Leben erwachte Goblins antreten, sondern sich auch noch vor dem allsehenden Auge des Magiergehilfen Marty verstecken.
Letzteres klappt natürlich nicht und schon kurz nach der Befreiung der „Jungfrau“ (wenigstens betiteln sie die Frau so gegenüber dem verliebten Prinzen) lastet ein schwerer Fluch auf den Bram und Weasel – der Fluch des Huhns. So gesehen hört es sich eher witzig an, mit einem Huhn verflucht zu sein, doch das ist es ganz gewiss nicht. Egal was Bram und Weasel von nun an Unternehmen, immer wieder taucht ein Huhn auf. Egal, wie oft sie das Huhn einsperren, umbringen, oder sonst wie loszuwerden versuchen, kurz darauf taucht ein neues Huhn auf. Natürlich ist dies nicht ganz so Hilfreich, wenn man ein angesehener Dieb ist und schon bald ist die Diebesgilde nicht mehr ganz so gut auf ihre zwei Schützlinge zu sprechen. Denn durch die Einmischung des Huhns können sie leider auch ihre Tribute nicht mehr zahlen. Bram und Weasel versuchen ein Lösung für ihr Problem zu finden, doch die Einzigen die Amthaeramus hätten besiegen können, weilen schon lange nicht mehr unter den Lebenden.
In einem zweiten Abenteuer müssen sich Bram und Weasel der Gefahr eines neuen Stadthalters gegenübersehen. Dieser ist sehr ambitioniert und hetzt seine neue Stadtgarde auf alle zwielichtigen Gestalten. Zu diesen gehören leider auch Bram und Weasel, so dass sie sich kurzerhand in einer wilden Verfolgungsjagd mit den Soldaten befinden. Leider schafft es nur Bram den Gardisten zu entkommen, so dass Weasel im tiefsten und gefährlichsten Kerker eingesperrt wird. Doch Weasel wäre nicht Weasel, wenn sie jeden Angriff auf ihre Person zu ihrem Vorteil wenden könnte. Leider ist sie dadurch immer noch nicht dem Kerker entkommen und an genau dieser Stelle kommt Bram ins Spiel.
Mit „Rogues“ veröffentlicht der Panini Verlag nun El Torres humoristische Verbeugung vor dem Fantasy und „Sword & Sorcery“ Genre. Mit den beiden Dieben Bram und Weasel hat er sich theoretisch zwei typische Figuren aus dieser Welt erdacht. Während Bram der grobe Barbar ist und eher draufhaut als Fragen zu stellen, handelt es sich bei der hübschen Weasel um eine flinke Diebin, die aber nicht davor zurückschreckt neben ihren weiblichen Reizen auch einmal ihre Fäuste zu benutzen.
Bei ihren Abenteuern treffen die beiden Protagonisten auf verschiedenste Figuren aus der „Schundroman“ und Comicwelt. So treffen Bram und Weasel nicht nur auf einen Conan-Verschnitt, der sich am liebsten mit Öl einschmiert, sondern auch auf eine Art He-Man, der auf der Seite von Wahrheit und Gerechtigkeit steht. Besonders interessant (aber auch lustig) wird es, als Bram und Weasel mit den Abgesandten der Diebesgilde durch ein Gewölbe in den Palast eindringen sollen. Alle diese seltsamen Figuren haben ein Abbild in anderen Medien, so dass man sich fast wie zu Hause vorkommt. Vor allem die Nachtkatze (man darf sich aussuchen, ob es Catwoman oder die Black Cat ist) und ihre Geheimidentität sind immer für einen Lacher gut.
Für die graphische Umsetzung der Abenteuer von Bram und Weasel konnte El Torres die unterschiedlichsten Zeichner gewinnen. Fürs erste Heft konnte er den großartigen Juan José Ryp verpflichten, der durch seinen außergewöhnlichen Stil der Serie zuerst einmal seinen Stempel aufdrückt. Leider gab Ryp den Staffelstab schon beim zweiten Heft an Miguel Genlot ab, der Ryps Stil zwar aufgreift, der Geschichte dennoch was Eigenes verleiht. Graphische Ungereimtheiten werden im Nachhinein mit einem Augenzwinkern erklärt. Ab der zweiten großen Storyline übernimmt dann Hauptzeichner Diego Galindo bis zum Ende des Bandes den Zeichenstift. Auch dieser weiß die Leser zu überzeugen. Galindo hat einen eher aquarellähnlichen Zeichenstil, der hervorragend für dieses Genre geeignet ist.
Eigentlich war ich nur neugierig auf den ersten Band von „Rogues!“. Die Arbeit von El Torres kannte ich schon vorher aus seiner Serie „Nancy in Hell“, die wirklich hervorragend war. „Rogues!“ ist ebenso großartig und ich hoffe, dass viele andere Leser dies auch so sehen und wir in den Genuss von weiteren Abenteuern mit Bram und Weasel kommen werden.
Meine Meinung: 10 von 10 Punkten