Die Vorgeschichte zur britischen Krimiserie „Inspector Morse“ ist in Großbritannien scheinbar wirklich erfolgreich. Nun ist die Begeisterung auch nach Deutschland übergeschwappt, so dass nun auch die vierte Staffel von „Der junge Inspector Morse“ hier auf DVD erschienen ist. Auch diese Staffel beinhaltet wieder vierspannende Mordfälle in und um Oxford bei denen nicht nur der kommissarische Sachverstand sondern auch Morses Spürnase gefordert sind. Dabei sind aber nicht nur die Mordfälle von Belang, sondern auch das Privatleben von Morse (Shaun Evans) und seinen Freunden.
In der ersten Episode der neuen Staffel steht das Leben der Thursdays komplett auf dem Kopf. Nach der kürzlich stattgefundenen Geiselnahme in der Bank ist ihre Tochter Joan (Sara Vickers) in einer Nacht und Nebelaktion komplett aus ihrem Leben verschwunden. Während Detective Inspector Fred Thursday (Roger Allam) sein Heil in der Arbeit sucht, versucht seine Frau Win (Caroline O’Neill) ebenfalls eine Erfüllung in ihrem Leben zu finden. Dennoch geht das Leben weiter und der nächste Mord steht vor der Tür, beziehungsweise liegt in der Umkleide eines Schwimmbads. Dies bleibt natürlich nicht der letzte Mord, denn schon ein paar Tage später taucht eine weitere Leiche im Schwimmbad auf. Scheinbar haben beide keinen Zusammenhang, bis Morse einen mehr als seltsamen Zusammenhang entdeckt.
Der zweite Fall führt Morse und Thursday in eine Villa außerhalb Oxfords. Dort ist eine bekannte Musikgruppe, die für einen Videodreh und auch einen Fernsehauftritt in Oxford gastieren. Leider taucht eine Leiche auf, die im Zusammenhang mit der Band steht. Natürlich weiß niemand etwas und schon bald wird wieder der Alltag aufgenommen. Gleichzeitig muss Morse auch Joy Pettybon, eine bibeltreue Moralwächterin bewachen, die im Zuge der Fernsehauftritte eine Morddrohung erhalten hat. Doch irgendwie ist alles sehr seltsam und scheinbar hat beides auch einen Zusammenhang. Dieses verstärkt sich als der Pfarrer, der Joy begleitet, vergiftet wird.
Im dritten Teil hat Morse einen Auftrag im Krankenaus. Nicht nur dass sein Vorgesetzter Chief Superintendent Bright (Anton Lesser) mit einem operierten Magengeschwür dort liegt. Auf der gleichen Station liegt auch Schwerverbrecher Terry Bakewell (Alex McSweeney) der gegen seine ehemaligen Kumpanen aussagen soll. Zu seinem großen Pech liegt er in Bett zehn, welches nur für Personen gedacht ist, die kurz vor dem Tode sind. So auch Bakewell, der mitten in der Nacht einen qualvollen Tod stirbt, von dem niemand weiß warum – eigentlich ging es Bakewell nach seiner Operation wieder gut und er war auf dem Weg der Besserung. Gleichzeitig muss Morse noch einen weiteren Mordfall aufklären, der aber auch in direktem Bezug mit dem Krankenhaus steht, da die Tote in einem Rechtsstreit mit diesem lag.
Der letzte Fall führt Morse und seine Kollegen in ein kleines Dörfchen außerhalb von Oxford. In dessen Nähe ist vor fünf Jahren ein Wissenschaftler verschwunden und als man dort bei Ausgrabungen eine Leiche entdeckt, vermutet man, dass es sich dabei um diesen handelt. Doch weit gefehlt, denn die Leiche ist viel, viel älter. Dennoch gibt Morse nicht auf und startet mit seinen Ermittlungen, muss aber schon nach kurzer Zeit feststellen, dass die Dorfbewohner nicht unbedingt die gesprächigsten sind. Dazu kommt, dass in der Nähe ein recht neues Kernkraftwerk errichtet wurde, welches Morse auch nach Anfragen bei der Regierung nicht betreten darf…
Wie auch schon in den ersten drei Staffeln ist die Handlung von „Der junge Inspektor Morse“ wieder in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre angesiedelt. Dieses beinhaltet natürlich auch wieder eine hervorragende Kulisse und passende Kostüme, die dieses Feeling mehr als perfekt transportieren. Vor allem in den technischen Dingen ist dies zumeist sehr interessant, da es aus heutiger Sicht doch sehr rudimentär und manchmal auch einfach viel zu seltsam erscheint. Vor allem im Bereich der Atomkraft ist das Nichtwissen beziehungsweise die Leichtigkeit im Umgang mit dieser Energiequelle sehr interessant.
Die vier Episoden waren durchweg spannend und erzähltechnisch auch sehr interessant. In fast jeder Episode gab es nicht nur ein Verbrechen, sondern mehrere, die irgendwie miteinander verknüpft waren. Das Bindeglied bei allem ist immer Morse, der in jedem Fall die richtigen Schlüsse ziehen und die passenden Verbindungen sehen kann. Doch auch Privat muss Morse an einem schwierigen Fall arbeiten, denn er ist auf der Suche nach Joan Thursday, nicht nur um sein eigenes Gewissen zu beruhigen, sondern auch weil er sich Sorgen um seine Freundin macht.
Mir gefällt die Vorgeschichte zu „Inspector Morse“ und ich freue mich schon auf die nächste Staffel. Besonders gut finde ich den schmalen Grat zwischen Kriminalfall und Hintergrundhandlung, da es dadurch nicht nur eine Aneinanderreihung von losen Krimis ist.
Meine Meinung: 10 von 10 Punkten